Gut 150 Menschen demonstrieren gegen die AfD-Veranstaltung im Hotel Krauthof. Foto: factum/Weise

Der Auftritt des AfD-Politikers Björn Höcke im Hotel Krauthof in Ludwigsburg hat 150 Demonstranten am Sonntag mobilisiert. Es kommt zu zwei Rangeleien und Festnahmen, sonst bleibt alles friedlich.

Ludwigsburg - Lautstarke Parolen, Transparente und Punkmusik: Die Demonstration gegen eine Tagesaverantaltung der AfD und deren umstrittenen Thüringer Fraktionschef Björn Höcke hat gut 150 Teilnehmer angelockt. Ein Bündnis aus linken Organisationen, der Jusos, der Stuttgarter Linksjugend und weiteren Gruppen hat in der Beihinger Straße im Ludwigsburger Stadtteil Hohenheck vor dem Gasthof Krauthof protestiert. Die Veranstaltung lief weitgehend friedlich ab. Im Vorfeld gab es eine Auseinandersetzung zwischen rechten und linken Jugendlichen, dabei wurde eine Person festgenommen. Während der Kundgebung versuchten einzelne Teilnehmer der AfD-Veranstaltung, durch die Demonstranten zum Hotel Krauthof zu gelangen. Unter anderem der umstrittene Stuttgarter AfD-Stadtrat Eberhard Brett. Als dieser sich inmitten der Masse von Demonstranten befand, kam es zu Rangeleien und Schubsereien, eine Gruppe der Bereitschaftspolizei griff sofort ein und holte Brett aus der Menge. Von einer Person wurden die Personalien festgehalten.

Freundeskreis des rechten AfD-Flügels trifft sich

Die AfD-Veranstaltung, die vom „Freundeskreis des Erfurter Flügels“ der AfD bei seinem ersten Treffen organisiert wurde, war als privat gekennzeichnet. Auch Journalisten wurde der Zugang verwehrt. Das Heidelberger AfD-Landesvorstandsmitglied Anja Markmann, die das Treffen organisiert hat, wurde gegenüber der Presse schon vor Beginn der Veranstaltung schnell resolut. „Wir wollen keine Presse und auch nicht mit Ihnen reden“, erklärt sie, „ich würde Sie jetzt bitten zu gehen. Und zu einem anderen AfD-Mitglied, das trotzdem das Gespräch mit Journalisten suchen will, sagt Markmann: „Du hälst jetzt bitte die Klappe.“ Nur geladene Gäste, die auf einer Liste eingetragen sind, bekommen Zugang. Die Veranstaltung im Kellergeschoss des Krauthofs lockt rund 100 AfD-Mitglieder an, es werden Flyer verteilt, in denen man sich in den Rundmailverteiler des „Freundeskreises“ eintragen lassen kann. Überall sind heliumgefüllte Luftballons an der Decke, auf einem großen Transparent prangt der Spruch: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“ Der Auftritt von Björn Höcke ist der Höhepunkt des Treffens, bei dem sich AfD-Mitglieder des rechten Flügels aus ganz Baden-Württemberg treffen.

Der umstrittene AfD-Politiker Björn Höcke betritt den Krauthof unbemerkt, oder er war schon vor Beginn am frühen Morgen dort. Die AfD hat auch einen eigenen „Ordnungsdienst“ mit weißen Armbinden aufgestellt. Die gut 150 Demonstranten auf der Straße machen sich lautstark bemerkbar. Einige Teilnehmer der AfD-Tagung werden als „rechtes Arschloch“ beschimpft und ausgebuht, als sie von der Straße zum Gasthof laufen wollen. Allerdings hat die Polizei die Straße so abgeriegelt, dass von beiden Seiten der Zugang zum Verantaltungsort möglich ist, ohne durch die Demonstranten zu laufen.

„Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, skandieren die Teilnehmer, dazu antifaschisitische Parolen und ein „Hoch auf die internationale Solidarität“. Der Ludwigsburger Ökolinx-Stadtrat Oliver Kube wirft in seiner Rede dem Krauthof-Inhaber Peter Kraut vor, wiederholt rechten Gruppierungen wie den „Reichsbürgern“ und der AfD ein Forum zu bieten. Auch Björn Höcke, der angekündigt habe, Klartext zu sprechen. „Was das bedeutet, dürfte mittlerweile jeder begriffen haben, außer Peter Kraut: Rassistische Hetze kombiniert mit kruden Verschwörungstheorien.“ Bei Veranstaltungen der rechtsextremen „Reichsbürger“, die bereits sieben Mal im Krauthof getagt hätten, seien Autos mit Reichskriegsflaggen vorgefahren, in einem Auto bei einer Veranstaltung sei eine verbotene Handschlagwaffe sichtbar herumgelegen.

Stadtrat Kube übt scharfe Kritik am Krauthof-Inhaber

Kube kritisiert die Aussage von Kraut gegenüber der Presse, ihn ginge es nichts an, was hinter verschlosenen Türen passiere, so lange die Gäste ihre Rechnung bezahlten. „Wir werden ihn erst dann in Ruhe lassen, wenn er rechten Hetzern keinen Raum bietet“, sagt Kube weiter. Kraut rolle den „braunen Teppich“ aus. Kubes Fazit: „Wir werden nicht zulassen, dass Ludwigsburg sich zu einem überregionalen Anlaufpunkt für Nazis und andere Hetzer entwickelt.“ Der Krauthof-Inhaber Peter Kraut ist am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Polizei berichtet von keinen weiteren Vorfällen, insgesamt sind die Ordnungshüter mit 40 Beamten, darunter 26 Bereitschaftspolizisten. Die Demonstration löst sich gegen 12.30 Uhr auf, ein Teil der Demonstranten zieht noch vor das Ludwigsburger Polizeirevier, um Solidarität mit dem am Vormittag verhafteten Aktivisten zu zeigen.