Grund zum Jubeln: Es gibt wieder mehr Weihnachtsgeld Foto: dpa

Zum ersten Fest nach der Krise zahlen fast alle wieder das tarifliche Weihnachtsgeld.

Stuttgart - Selbst die Gewerkschaften haben kaum Grund zur Klage. Fiel das Weihnachtsgeld im letzten Jahr in vielen Betrieben der Krise zum Opfer, so sind die gewohnten Sonderzahlungen dieses Jahr vielerorts wieder in Sicht.

Autoindustrie: Bei Autobauern und den meisten Autozulieferern in der Region laufen die Geschäfte 2010 wieder deutlich besser - entsprechend wird auch beim Weihnachtsgeld nicht gespart. Der Metalltarifvertrag sieht für Beschäftigte mit mindestens dreijähriger Betriebszugehörigkeit eine Sonderzahlung von 55 Prozent eines Monatsgehalts vor, daran orientieren sich unter anderem der Stuttgarter Autobauer Daimler sowie die Zulieferer Bosch und Mahle. Beschäftigte, die kürzer dabei sind, bekommen zwischen 25 und 45 Prozent eines Gehalts ausgeschüttet. Die meisten Autozulieferer haben auch 2009 trotz Krise Weihnachtsgeld bezahlt. Vor einem Jahr fiel die Bescherung aber vielfach geringer aus, da viele Mitarbeiter in Kurzarbeit auch weniger verdient haben. Bei Bosch könnte sich die Sonderzahlung dieses Jahr aufgrund einer Gesamtbetriebsvereinbarung vom April um maximal einen Prozentpunkt verringern. Eine Ausnahme bildet wie bereits im Vorjahr der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche: Zusammen mit dem Novemberlohn bekommen die rund 12 500 Porscheaner ein volles 13. Monatsgehalt überwiesen.

Maschinenbau: Beim Stuttgarter Anlagenbauer Dürr heißt es, das Weihnachtsgeld werde wie üblich in voller Höhe gezahlt. Laut geltender Regelung würden den Mitarbeitern je nach Betriebszugehörigkeit bis zu rund 60 Prozent eines Bruttomonatsgehalt ausgezahlt. Außertariflich Beschäftigte bekommen beim Lackieranlagenspezialisten kein Weihnachtsgeld, dafür aber Sonderzahlungen. Diese hätten aber noch nicht das Niveau von vor der Krise erreicht, sagte ein Dürr-Sprecher. Der Karlsruher Energieversorger EnBW bezahlt allen Mitarbeitern, die mindestens ein Jahr in der Firma sind, mit den Novembergehältern ein Weihnachtsgeld in Höhe von 100 Prozent des jeweiligen Bruttomonatsgehalts aus. Ähnlich sieht es beim Waiblinger Sägenspezialisten Stihl aus. So wie in den Jahren zuvor zahle das Unternehmen auf Basis des bei Stihl geltenden Tarifs seinen Angestellten je nach Betriebszugehörigkeit zwischen 10 und 100 Prozent eines Monatsgehalts. Zudem profitieren die Stihl-Mitarbeiter von mehreren Sonderregeln, etwa Erfolgsprämien, Genussrechten und einer betrieblichen Altersvorsorge. Der Ditzinger Laser-Spezialist Trumpf hat bereits Ende Oktober angekündigt, das Weihnachtsgeld in diesem Jahr in voller Höhe auszuzahlen. Das bedeutet maximal 55 Prozent eines Monatsgehalts. Eigentlich hätten die Mitarbeiter gemäß einer Betriebsvereinbarung auf die Zahlung verzichten sollen. Weil sich die konjunkturelle Lage aber besser entwickelte als gedacht, nahm Trumpf die Maßnahme zurück.

IT-Branche: In der IT-Branche fließt das Weihnachtsgeld weniger üppig. Bei HP Deutschland ist es eine freiwillige Leistung. Hier zahlt das Technologie-Unternehmen dieses Jahr 50 Prozent eines Monatsgehalts - ebenso viel wie 2009. Bei IBM Deutschland wird kein Weihnachtsgeld ausgezahlt. "Das ist eine sehr deutsche Lösung", sagt eine Sprecherin. "Wir sind aber ein amerikanisches Unternehmen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir schon einmal Weihnachtsgeld überwiesen hätten." Als Sonderzahlungen gebe es Boni - die würden aber höchst individuell vereinbart.

Banken: Im Bankgewerbe hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert. Der Tarifvertrag privater und öffentlicher Banken sieht für die Beschäftigten eine Sonderzahlung von einem Monatsgehalt vor. Die LBBW hat im November das tariflich vereinbarte 13.Monatsgehalt gezahlt.

Versicherungen: Die Beschäftigten bei Versicherungen erhalten unverändert laut Tarif 1,3 Monatsgehälter als Jahressonderzahlung. Auf betrieblicher Ebene ist geregelt, ob dies auf einmal oder zweimal (Frühjahr und Vorweihnachtszeit) ausgezahlt wird.

Einzelhandel: Die Beschäftigten im Einzelhandel bekommen 62,5 Prozent des individuellen Tarifentgelts. Das gilt etwa für die Beschäftigten beim Drogeriemarkt Schlecker. Wettbewerber dm ist nicht tarifgebunden. Es gebe Weihnachtsgeld in gewohnter Höhe, sagt Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung. Die genaue Höhe verrät er aber nicht. Zusätzlich zum Weihnachtsgeld bekämen die Mitarbeiter aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung eine Sonderzahlung von insgesamt rund acht Millionen Euro. "Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr." Die Sonderzahlung in Höhe von 600 Euro je Mitarbeiter bekommen die Angestellen in Form von Einkaufsgutscheinen. Ebenfalls nicht tarifgebunden ist das Kaufhaus Breuninger. Die Mitarbeiter erhalten 60 Prozent eines Monatsgehalts als Weihnachtsgeld.