Berauschend: Cannabispflanzen auf einer Plantage in Israel (Symbolbild). Foto: dpa

Zu viel THC in einem Hanfproteinpulver bei dm: Diese Meldung hat für Aufregung gesorgt. Ob das Pulver allerdings auch einen Rausch auslösen kann, ist unklar. Verbraucherschützer empfehlen alternative Proteinquellen.

Stuttgart - Die Aufregung war groß, als bekannt wurde, dass eine Charge des Hanfproteinpulvers der Firma „Veganz“ erhöhte Werte der berauschenden Substanz „Tetrahydrocannabinol“ (THC) aufweist. Die Plattform „lebensmittelwarnung.de“ warnte gar davor, Kleinkinder mit dem Pulver zu füttern. Und die Zeitung „Die Welt“ befürchtete schon „bekiffte Kleinkinder“.

Daraufhin riefen Hersteller und dm die betroffenen Packungen des Pulvers zurück. Die Empörung aber bleibt: Warum darf ein Lebensmittel mit berauschenden Substanzen überhaupt verkauft werden? Jana König, Pressesprecherin der Firma Veganz, möchte den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen: „Das Hanfproteinpulver ist nicht gesundheitsschädlich.“

Hanf wird als Zutat immer beliebter

Tatsächlich findet Hanf mittlerweile in vielen Produkten Verwendung, vom Hanfmehl bis zum Hanfbier und der Hanfschokolade. Dafür verwendet man den sogenannten „Nutzhanf“, der nur rund 0,2 Prozent THC enthält. Aufgrund des niedrigen THC-Gehalts ist der Anbau von Nutzhanf zwar EU- und deutschlandweit erlaubt, unterliegt aber strengen Regeln der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Produkte, die Hanf als Zutat enthalten, werden hingegen weniger streng gehandhabt. Für sie gibt es keinen festgelegten Grenzwert, wie viel THC sie enthalten dürfen.

Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisiert den laschen Umgang mit hanfhaltigen Lebensmitteln: „Es sollten Grenzwerte für THC festgelegt werden. Denn die Pflanze macht, was sie will, und kann durchaus auch mal mehr THC enthalten.“ Dadurch werde es schwieriger, die von der Weltgesundheitsorganisation als gesundheitlich unbedenkliche, „akute Referenzdosis“ in den Produkten einzuhalten, erklärt Manthey. Diesem Grenzwert zufolge könne ein Mikrogramm THC pro Kilogramm Körpergewicht ohne erkennbares Risiko verzehrt werden.

Erwachsene werden nicht „high“

Bei dem betroffenen Hanfproteinpulver von Veganz sahen der Hersteller und die amtliche Lebensmittelüberwachung nun die Gefahr, dass der WHO-Grenzwert bei Kleinkindern überschritten werden könnte. Denn die Empfehlung von Veganz sah vor, pro Tag 25 Gramm des Pulvers zu verzehren. In dieser Menge seien laut Veganz etwa 20 Mikrogramm THC enthalten. Bei Kleinkindern mit einem Körpergewicht von 15 Kilogramm würde der Grenzwert damit überschritten. Ob dies für einen Rausch reicht, ist allerdings unklar. Erwachsene würden von dem Hanfproteinpulver auf keinen Fall high, stellt König klar: „Da müssten sie schon fünf Kilo davon essen. In kurzer Zeit.“

Die Veganz-Sprecherin kann die Kritik an dem Produkt dennoch nachvollziehen und erklärt: „Das Produkt richtet sich nicht an Kinder, sondern an Erwachsene, die vegan leben wollen, sowie an sportaffine Menschen.“ Immerhin habe der Nutzhanf mit 25 Prozent einen vergleichsweise hohen Proteingehalt, sagt auch Verbraucherschützerin Mathey. Trotzdem empfiehlt sie Veganern andere Lebensmittel als Proteinquelle: „Als Veganer kann man Nüsse, Hülsenfrüchte und Sojaproteine essen. Man muss die Lebensmittel eben geschickt kombinieren. Auch die Kartoffel hat sehr viele Proteine. Und Sportler können auch Eier essen.“

Wer sich trotzdem für das Hanfpulver entscheidet, muss sich noch gedulden. Von Mai an sind bei dm rund 40 Produkte der Firma Veganz erhältlich. Auch das Hanfproteinpulver solle dort bald wieder verkauft werden, sagt König: „Zukünftig wird aber eine Verbraucherinformation aufgedruckt, dass das Produkt für Kinder unter drei Jahren und unter 15 Kilogramm Körpergewicht nicht geeignet ist.“ Die Verbraucherschützerin beeindruckt das nicht. „Wenn sich die Lebensmittelüberwachung mit einem Warnhinweis zufrieden gibt, ich würde es nicht. In der Schweiz gibt es bereits einen Grenzwert für THC-haltige Lebensmittel“, erklärt Manthey.