Gudrun Sontberg richtet ihre Schlafcouch für eine Besucherin her. Foto: Horst Rudel

Serie – Der Stauferkreis bietet unterschiedliche Schlafgelegenheiten und Unterkünfte – auch außergewöhnliche. Zum Beispiel: Couchsurfing in Geislingen

Geilsingen - Die Internetportale heißen Hospitality Club, Couchsurfing oder Airbnb. Sie bieten günstige Übernachtungsmöglichkeiten von privat für privat, bis hin zu Gratisquartieren. Und längst sind diese nicht mehr nur auf die Großstädte der Welt begrenzt, sondern es gibt sie auch im Kreis Göppingen. Während bei Airbnb etwas Geld verlangt wird, setzen Couchsurfing und Hospitality Club, der immer noch existierende Wegbereiter des Couchsurfings, auf Begegnung und Gastfreundschaft. Die Geislingerin Gudrun Sontberg schwört darauf. Die 65-Jährige ist seit mehr als 13  Jahren Teil der weltweit wachsenden Reisegesellschaft, die Gästen einfach das eigene Sofa, ein Gästezimmer oder auch nur einen Platz für Isomatte und Schlafsack bereitstellt.

„Ich reise einfach gerne“, erklärt sie. Das gehe aber nicht nur ans Geld, sondern auch ans Gemüt. „In einem Hotel ist man allein. Es kostet viel Mühe, mit anderen in Kontakt zu kommen“, sagt die ehemalige Reiseleiterin. Ganz anders beim Couchsurfing. „Da ist man mitten bei den Leuten, begegnet einander und lernt das Land viel mehr über die Menschen kennen“, so Sontberg. Ganz Südamerika, von Argentinien bis Ecuador, hat sie per Couchsurfing bereist, aber auch zig andere Länder rund um den Erdball. „Die Quartiersuche kostet schon ein bisschen Vorbereitung, aber ich bin eigentlich noch nie enttäuscht worden“, sagt sie. Im Internet kann man nach Gastgebern suchen und mit ihnen in Kontakt treten. „Man muss schon im Vorfeld abklären, ob es passt“, rät Sontberg.

Ein Quartier – und auf Wunsch auch eine Stadtführung

Sie selbst bietet aber auch eine Unterkunft an. „Früher habe ich noch mehr Platz gehabt, jetzt bin ich in meine kleine Werkstatt umgezogen. Da gibt es aber immer noch einen Klappsessel für Besucher und zur Not auch Platz für eine Matratze auf dem Boden“, sagt sie.

Allerdings verschlägt es nur wenige Reisende direkt nach Geislingen. Gudrun Sontberg schreibt dann auch mal im Internetforum jene Couchsurfer an, die ein Quartier in Ulm suchen. „Wenn es denen nichts ausmacht, ein paar Kilometer weiter nach Geislingen zu fahren, dann kommen sie manchmal eben zu mir“, berichtet sie. So kommt sie in Kontakt mit Menschen aus Frankreich, Norwegen, Malaysia, Singapur oder Korea. Manche bleiben nur ein Nacht, andere ein paar Tage. Die Gäste sind begeistert, werden sie von Gudrun Sontberg doch nicht nur beherbergt, sondern bekommen auf Wunsch auch Stadtführungen und mehr.

Eines ärgert aber Gudrun Sontberg sehr. „Immer mehr vor allem junge Leute nehmen Couchsurfing nur, um billig reisen zu können. Es gehört aber mehr dazu“, sagt sie. Ein Gast solle sich schon auch für seinen Gastgeber interessieren und etwas Zeit zum Kennenlernen haben, meint sie. Sie selbst versäume es auch nie, ein Gastgeschenk auf Reisen mitzubringen. „Das kann in Südamerika so etwas wie eine batterielose Taschenlampe sein, oder man kauft ein und kocht etwas für die Familie“, so Sontberg. Sie selbst habe zwar alles und brauche eigentlich nichts. „Ich freue mich aber schon, wenn mir jemand dann beispielsweise einen Tee mitbringt.“

Nun steht bereits der nächste Besuch an. Eine junge Frau aus Korea hat sich bei ihr angemeldet. Fünf Tage darf Gudrun Sontberg sie in Geislingen beherbergen.