Leider bedenken viele Autofahrer beim Parken nicht, dass breite Einsatzfahrzeuge mehr Platz zur Durchfahrt brauchen. Foto:  

Wir waren bei einer Übungsfahrt der Stammheimer Freiwilligen Feuerwehr mit dabei. Leider bedenken viele Autofahrer beim Parken nicht, dass breite Einsatzfahrzeuge mehr Platz zur Durchfahrt brauchen. Dabei geht den Feuerwehrleuten im Ernstfall wertvolle Zeit verloren.

Stammheim - Im Krabbenbäumle sollte es besser nicht brennen. „Die Straße ist so eng, man kommt hier kaum um die Kurve“, sagt Andreas Frick und kurbelt am Lenkrad. Besser noch mal nach vorne beugen und über die Motorhaube schauen. „Ist das noch Gebüsch oder schon Gartenzaun?“ Frick legt den Rückwärtsgang ein, setzt den 7,70 Meter langen Koloss ein Stückchen zurück, fährt wieder vor und streift am Gebüsch entlang. „Passt!“, sagt der 27-Jährige und lacht. So macht es ihm Spaß. „Ich fahre gern mit den großen Wagen, auch wenn es mal enger zu geht.“ Heute fährt er nur zur Übung. Es gilt, die engen Flecken im Revier abzuklappern, die Umgebung kennen zu lernen und sich noch besser mit dem Fahrzeug vertraut zu machen. Eng ist es im Krabbenbäumle, am zugeparkten Wendehammer im Mercatorweg, den Sträßchen von Neuwirtshaus oder im Scottweg in Stammheim-Süd.

Die Übungsfahrten sind wichtig, damit man im Ernstfall gut klar kommt. Wenn es zum Beispiel dunkel ist, es in Strömen regnet, das Adrenalin durch den Körper jagt. Auch dann behält Frick einen kühlen Kopf: „Auch wenn es schnell gehen muss, das wichtigste ist, dass ich mit meinen Kameraden sicher ankomme“, sagt Frick. „Wenn wir einen Unfall bauen, ist niemandem geholfen.“ Seit neun Jahren ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr Stammheim aktiv, seit zwei Jahren als Fahrer. Den Lkw-Führerschein hat er bei der Feuerwehr gemacht. Zusätzlich nötig war außerdem ein spezieller Maschinisten-Lehrgang für Löschfahrzeuge. „Man lernt alles: vom Bedienen der Wasserpumpe, über die Funktion der Druckluftbremsen bis hin zu den Sonderrechten während der Fahrt.“

Die „Alarmdepeche“ gibt Auskunft

Sonderrechte. „Wir dürfen im Einsatz Martinshorn und Blaulicht bedienen, je nach Dringlichkeit.“ Wie dringlich ein Einsatz einzustufen ist, das entscheidet die Leitstelle und gibt das in einer so genannten „Alarmdepeche“ an die Feuerwehren durch: Schriftlich wird die Einsatzart und der -ort mitgeteilt. Auch ein Kartenausschnitt ist aufgedruckt und markiert das Ziel der Fahrt. Auf diese Weise erfahren die Einsatzleiter außerdem, wer den Unfall oder Brand gemeldet hat, wer möglicher Ansprechpartner vor Ort ist und ob es Besonderheiten zu berücksichtigen gibt. „Etwa, ob es Personenschaden gibt oder ob ein Fahrzeug auf der Seite liegt.“

„Martinshorn und Blaulicht sind kein Freibrief – vor der Einfahrt in eine Kreuzung muss mindestens drei Mal das Martinshorn zu hören sein“, erklärt Frick. Üblicherweise versuchten anderen Verkerhsteilnehmer, den Einsatzfahrzeigen den Weg frei zu machen. „Man kann sich auf nichts verlassen: Es kann sein, 20 Autos machen eine Gasse frei und dann schert plötzlich einer aus der Schlange aus und fährt in die Gasse.“ Die anderen Autofahrer hätten zwar die Pflicht, den Weg frei zu machen, „aber ich muss mich vergewissern, dass tatsächlich frei ist.“ Immer wieder erleben Frick und seine Kameraden, dass Autofahrer die Straße blockieren, weil sie sich fürchten, ein paar Meter über eine rote Ampel zu fahren. Vorausgesetzt, es komme kein anderes Fahrzeug von der Seite, gelte folgende Farbregel: „Wenn’s hinten blau leuchtet, ist vorne grün!“ Gelb hingegen, habe immer Vorfahrt, sagt Frick. „Mit einer Stadtbahn legt man sich besser nicht an“, sagt er augenzwinkernd.

„Wenn’s hinten blau leuchtet, ist vorne grün“

Immerhin: Noch nie sei es während seiner Zeit bei der Stammheimer Feuerwehr zu einem schwerwiegenden Unfall bei der Fahrt zum Einsatz gekommen. „Allenfalls ein Außenspiegel bleibt auf der Strecke“, sagt Frick und meint damit nicht den eigenen. „Wir versuchen das zu vermeiden und klappen sie in den meisten Fällen auch um, wenn die Zeit reicht“, sagt Frick. „Aber, wenn es um akute Lebensgefahr geht und man nicht durchkommt, reißt eben einer ab.“ Häufig sei Autofahrern beim Parken die Problematik der Feuerwehrfahrzeuge nicht bewusst, erläutert Fricks Kommandant Christian Frey: „Autos parken häufig Kreuzungsbereiche zu oder so eng in den Straßen, dass wir mit unseren 2,50 Meter breiten Fahrzeugen kaum oder schlimmstenfalls gar nicht durchkommen.“ Dann helfe meist nur ein Umweg, und der koste wichtige Zeit. Hier würden sich die Feuerwehrleute mehr Verständnis und Achtsamkeit wünschen. „Man sollte mindestens fünf Meter vom Schnittpunkt einer Kreuzung entfernt parken und in engen Straßen nur so, dass die Fahrbahn noch 3,05 Meter breit ist – wenn zwei Autos in einer Straße vis-à-vis parken, wird es für uns schon ambitioniert.“ Schön wäre auch, sagt Frey abschließend, „wenn uns die Marktbesucher mit ihren Autos nicht die Türen zum Feuerwehrmagazin zustellen.“