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Dieter Buhl aus Böblingen kennt die Redensart „Des isch aber a args Hättele“ und fragt, woher dieses Wort stammt.

Stuttgart - Dieter Buhl aus Böblingen kennt die Redensart „Des isch aber a args Hättele“ und fragt, woher dieses Wort stammt. Auch Gerti Nebel aus Murrhardt interessiert sich dafür. - Ja, unser schwäbisches Häddåle kommt in der deutschen Sprache nicht vor, insofern lassen sich keine Beziehungen finden. Auskunft bekommt man im Grimm’schen Wörterbuch, wo als Stammwort „Hettel“ (mhd. hatele) genannt wird. Man versteht darunter „die Ziege, vorzüglich die junge“. Das Wort ist im oberdeutschen Sprachgebiet, das von den Mittelgebirgen bis nach Tirol und Kärnten reicht, weit verbreitet. Im Schwäbischen wird es Häddl / Haddl gesprochen.

In der Sprachforschung rechnet man Hettel einerseits zu den lautmalenden Wörtern - das dazugehörende Verb „hetteln“, schwäb. häddålå/ haddålå, bedeutet „meckern“ - doch wird auch vermutet, dass das Wort auf den hüpfenden, springenden Gang der Ziege zurückzuführen ist; im Schwäbischen wird nämlich mit Häddl auch ein junges Reh und ein leicht umherhüpfendes Kind bezeichnet.

Im übertragenen Sinne gibt es laut Fischers Wörterbuch noch weitere Bedeutungen: magere Kuh, magere Weibsperson, dann in der Verkleinerungsform Häddåle: kleines, zierliches Kind, dummes, albernes Mädchen, magerer Mensch. Dazu passt auch der Spruch von Willy Körners Großvater (Waiblingen-Neustadt), den dieser gebrauchte, wenn er ein superschlankes Mädchen erblickte: „Ha, so å Häddåle, dui muåß jò zwòemòl rãêkommå, dass-må se sieht.“ Auch das Verb häddålå / haddålå kommt mit unterschiedlichen Bedeutungen vor: mit -ä-: stinken wie die Ziege; mit -a-: trotteln nach Art der Ziege; mit -ä- zusätzlich: tändeln, falsch schmeicheln, kichern, hysterisch lachen; sich läppisch betragen, unanständig lachen. Es lässt sich leicht erkennen, dass sich die Wortfamile „Hettel“ auf die körperliche Beschaffenheit, daneben aber auch auf nicht gerade positive Verhaltensweisen bezieht, was auch das Adjektiv „häddålig“ (1. dürr, mager, 2. kindisch) zum Ausdruck bringt.

„Des isch abr å args Häddåle“, schreibt Dieter Buhl. Interessant ist, was mit dem Wort „arg“ gemeint ist. Für uns Schwaben ist „arg“ ein häufig gebrauchtes Wort, das in verschiedenen Bedeutungen verwendet wird. Hier dürfte es allein zur Hervorhebung oder Steigerung benutzt werden, um den Sinn von Häddåle zu unterstreichen. Auch das Wörtchen „aber“ wird gerne in Aussagen eingeschoben. Während es in seiner Grundbedeutung einen Gegensatz betont, soll es hier der Äußerung einen zusätzlichen Nachdruck geben. Man sieht: Schwäbisch ist eben eine wohldurchdachte Sprache. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Gerhard Noller aus Stuttgart. Er schreibt: „Zum Erbe seiner Schwiegermutter sagte mein Nachbar stets: ,Meiner Schwiegermutter ihre Weiberg kennat no so steil sei – i wer’se scho eeba kriaga.‘“

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