Seltsame Strohgestalten ziehen durchs Land. Foto: dpa

Als wilde Kläuse oder Nuss-, Pelz- und Schellenmärte ziehen seltsame Strohgestalten durchs Land.

Seltsame Strohgestalten ziehen in der Vorweihnachtszeit durchs Land: Als wilde Kläuse oder Nuss-, Pelz- und Schellenmärte in Stroh eingebunden, in einen Pelz gehüllt, mit Werg vermummt, machen sich junge Burschen auf den Weg, mit Peitschen und Schellengeläut zu lärmen, zu strafen - oder zu belohnen. Dabei kann der Rollenmärte wie in Leidringen, ein Stadtteil von Rosenfeld im Zollernalbkreis, durchaus am Klausentag sein Unwesen treiben.

Das kann aber auch als sein Verwandter der Klaus. In Schwenningen am Neckar hatte er am Martinstag einst seinen ersten Auftritt, am Klausentag den nächsten, in der Weihnachtszeit womöglich seinen dritten. Wie das? In Absage an den Heiligenkult versuchten die Protestanten, die "Gnadenmittler" durch den Gabenbringer Christus zu ersetzen: Das "Christkindle" fragte nun den Katechismus ab. Ist aber die Figur des Heiligen gefallen, können als Umgangsgestalten dessen nun austauschbare Begleitteufel überdauern, die seinen Namen übernehmen: in Stroh gewickelte, womöglich "angehörnte", einen langen Schwanz hinter sich herziehende, hinkende Burschen. Halb Schreckfigur, halb Gabenbringer, übernehmen sie die Aufgaben von Gut und Böse und leben als "wilde Kläuse" oder Pelzmärte lange noch fort: altwürttembergische Mischformen mit besonderem Reiz.

Terminlich losgelöst von den Festen der Heiligen gehen manchenorts heute noch zwischen dem 11. November und Weihnachten Teufelsgestalten um, die den Namen der verschwundenen Hauptfigur tragen. Gemeinhin ist dieser Zwitter nach Martinus benannt: Die Protestanten hielten mit dem Martinstag zugleich das Andenken an den Reformator Luther hoch - an seinem Namenstag. Aus dem Fürstenbergischen kommt die Kunde, nicht zur "Erbauung der Kinder" ziehe der Heilige um, sondern "junge und ledige Mannspersonen vermummen sich auf das Häßlichste, lauffen biß in die halbe Nacht auf den Gassen und von einem Hauß in das andere", begehen "mehrfältige Unehrbarkeiten": wahre Teufel mit starker Neigung zum schönen Geschlecht.