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Leser Dietrich Murrmann interessiert sich für den Begriff „Eulengräut“, den er genau erklärt haben möchte. Doch in den einschlägigen Nachschlagewerken kommt dieses Wort nicht vor.

Stuttgart - Leser Dietrich Murrmann interessiert sich für den Begriff „Eulengräut“, den er genau erklärt haben möchte. Ja, der Wunsch ist da, doch in den einschlägigen Nachschlagewerken kommt dieses Wort nicht vor. So versuchen wir, die Herkunft und Bedeutung selbst zusammenzubasteln.

Über die Suchmaschine Google erfährt man, dass es in Dettingen unter Teck, Landkreis Esslingen, eine Kleingartenanlage mit dem originellen Namen „Eulengreuth“ gibt, wobei diese Bezeichnung als Flurname schon lange auf der Markung existiert. Trennen wir diesen Namen in seine Bestandteile „Eulen“ und „Greuth“. Das Wort „Eule“ wird im Schwäbischen „Eil“ gesprochen, in der Pluralform „Eilå“. Zur Erklärung: Wörter mit dem Doppellaut „eu“ werden in der schwäbischen Aussprache zu „ei“ umgelautet, sofern es sich um ein „junges eu“ handelt wie bei „deutsch, feucht, Zeug“ und sofern nicht ein nachfolgendes n oder m eine nasale Aussprache bewirkt wie bei „neun, schleunig, Freund“, wo das „eun“ zu „ãên“ wird.

Das Wort „Greuth“ geht auf das mittelhochdeutsche „geriuti“ zurück, woraus „gereute, gereut“, im Schwäbischen „greit“wurde. Man versteht darunter laut Grimm’schem Wörterbuch „durch ausreuten des waldes urbar gemachtes land, sowie gegebenenfalls der darauf stehende bauernhof“. Ein Synonym zu Gereute ist „Neubruch“, was ebenfalls „urbar gemachtes Land“ aber auch „ein nach längerem Brachliegen wieder eingepflügtes, aus einer Weide oder Wiese hergestelltes Ackerland“ bedeutet. Sinnverwandt ist außerdem „Neugereut“, mhd. niugeriute, im Sinne von „Grundstück, welches vorher eine Wüste war und nun wieder angebaut wird“. In Stuttgart erinnert der Stadtteil „Neugereut“ daran. Auf den Fildern weist der Ortsname „Ruit“ an die Rodung vor etwa 1000 Jahren.

Leserin Bauhaus aus Hardt bei Nürtingen schreibt: „Eine ganz liebe Nachbarin bringt uns immer wieder ein herrliches Gebäck vorbei. Sie nennt es ‘Mütschele‘, weiß aber nicht, woher der Name kommt.“ Hier das Ergebnis der Recherche:

Im Grimm’schen Wörterbuch wird das Gebäck als „Mutsche, Mütsche“ folgendermaßen vorgestellt: „eine Art kleinen Brotes, mhd. mutsche“. Und weiter kann man lesen: „das wort ist wol verdunkeltes lehnwort aus dem franz. miche“ (= Laib). Dazu ein Zitat aus dem Schwarzwald um 1400: „der sol dem gottzhusz geben ein pfunt pfeffers, zwo mytschen brots, und ein vierteil wyns“. Eine weitere Wortform ist „Mütschel“, mhd. mütschelin, mit der Erklärung „art feinen bäckerbrotes“. Im Elsaß heißt es „mitschel, brot von gewöhnlichem teige, klein und rund“.

In Reutlingen ist der Donnerstag nach Dreikönig der so genannte „Mutscheltag“. An diesem Tag wird in geselliger Runde gewürfelt, wobei man als Trophäe eine Mutschel aus Hefeteig gewinnen kann. Das Traditionsgebäck wird auch anderswo in Süddeutschland angeboten. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Florian Frank aus Schwäbisch Gmünd. Er schreibt: „Wenn früher ein junger Mann gegen einen Älteren ,aufmandalla‘ (aufbegehren) wollte, konnte dieser schon mal entgegen: ,Mendle(Bürschle)alt ond grau därfsch werra, bloos net frech.‘“

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