Wie wird der Ort Köngen ausgesprochen? Foto: StN

„Mich interessiert, warum mein Heimatort Köngen eine abweichende Aussprache hat. Der Name wird Kön-gen ausgesprochen und das ng nicht wie in singen, springen! Bei den Staumeldungen wird der Name fast immer falsch ausgesprochen.“

Stuttgart - „Mich interessiert, warum mein Heimatort Köngen eine abweichende Aussprache hat. Der Name wird Kön-gen ausgesprochen und das ng nicht wie in singen, springen! Bei den Staumeldungen wird der Name fast immer falsch ausgesprochen.“ Dies schreibt Gerlinde Maier-Lamparter. – Ja, woran kann das liegen?

Um diese Frage beantworten zu können, muss man wohl in die Geschichte dieses Ortes hineinschauen. Vielleicht bekommt man von dort sachdienliche Hinweise. Erfreulicherweise haben die Gemeinde und der örtliche Geschichtsverein in ihren Websites die Vergangenheit Köngens ausführlich beschrieben und Interessierten im Internet zur Verfügung gestellt. Ausgehend von der jungsteinzeitlichen Besiedlung führt die Chronik über die Keltenzeit, die Erbauung des römischen Kastells Grinario und die alemannischen Besiedlung bis in die heutige Zeit.

Für unsere Fragestellung ist das Jahr 1075 von besonderer Bedeutung, denn in diesem Jahr wurde in der Stiftungsurkunde des Klosters Hirsau ein „Uodalscalch de Chuningin“ erwähnt, den man als wahrscheinlichen Namensgeber für Köngen annimmt.

Den Begriff „Chuningin“ gilt es jetzt zu untersuchen. Im Grimmschen Wörterbuch erfahren wir, dass im Althochdeutschen, also vor rund 1000 Jahren, „chuningin/kuningin“ die Bezeichnung für „Königin“ war, während König „chuning/kuning“ hieß. Für „chuning“ und „chuningin“ liegt das althochdeutsche „chunni“ in der Bedeutung „Geschlecht“ nahe. Die Silbe „ing“ drückt die Herkunft und Zugehörigkeit aus wie die Endung „-ingen“ in den alemannischen Ortsnamen – als Beispiel darf Böblingen genannt werden: „die zu Babilo gehörenden Leute“. König bedeutet somit ursprünglich „aus vornehmem Geschlecht stammender Mann“, entsprechend Königin „aus vornehmem Geschlecht stammende Frau“.

Im Namen „Uodalscalch“ stecken zwei Wörter: „uodal“ (= Udo, der Bodenständige, Heimatverbundene) und „scalch“ in der Bedeutung „Schalk“. Wer jetzt aber vermutet, mit Schalk sei ein Schelm, ein Possenreißer gemeint, der ist auf dem Holzweg. Die frühere Bedeutung des Wortes „Schalk“ geht in eine ganz andere Richtung: unter dem althochdeutschen „scalh/scalc“ verstand man „Knecht, Diener“, außerdem „Lehensmann“.

Als Resümee lässt sich festhalten: Die alemannische Siedlung Chuningin gehörte einer vornehmen Frau. Nach Hirsau wurde der Lehensmann Uodal entsandt. Der Ortsname änderte sich im Laufe der Zeit, u. a. Kunigen, Konigen und zuletzt nach Ausfall des „i“ Köngen. Über die Generationen hinweg sind jedoch das „n“ und das „g“ nie zu einem „ng“ verschweißt worden, so dass nur „Kön-gen“ die überlieferte und damit richtige Aussprache ist. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Gerhard Pfeiffer aus Schorndorf: „Wenn du moinschd, es god ned mehr, kommt irgendwo a Lichtle her.“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

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