Herta Däub Foto: Peter Petsch

Heute soll hier an den früheren Generalstaatsanwalt Fritz Bauer erinnert werden, der als das „schlechte Gewissen der Justiz“ gilt, weil er sich nie scheute, Unrecht Unrecht zu nennen.

Unlängst haben wir an dieser Stelle schon einmal einen „vergessenen“ Sohn des Landes gewürdigt, der sich gegen den NS-Unrechtsstaat gestemmt hat: Ingo Lang von Langen, ehemals Rathauschef in Esslingen. Heute soll hier an den früheren Generalstaatsanwalt Fritz Bauer erinnert werden, der als das „schlechte Gewissen der Justiz“ gilt, weil er sich nie scheute, Unrecht Unrecht zu nennen.

Der Anstoß zu der späten Würdigung kam von Schülerinnen und Schülern des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums (Ebelu) in Stuttgart und deren Geschichtslehrer Joachim Philipp. Ein Jahr lang hatten sie sich mit der faszinierenden Person Bauers beschäftigt, der zeitgleich mit den Stauffenberg-Brüdern das Ebelu besuchte. Am Ende ihrer Nachforschungen stand eine eigene Fritz-Bauer-Ausstellung. Diese war zunächst im Haus der Geschichte zu sehen. Seit Dienstag ist sie in der Schule selbst zu besichtigen (Herdweg 72). Ebenfalls am Dienstag wurde im Eberhard Ludwigs-Gymnasium ein Erinnerungsort für den „Juristen aus Leidenschaft“ eröffnet. Er besteht aus einem Zitat Bauers: „Wir können aus der Erde kein Paradies machen. Aber jeder von uns kann dazu beitragen, dass sie keine Hölle wird.“

Zur Eröffnung am Dienstagabend kam die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin. Sie würdigte die Arbeit der Schüler als gelungenen Versuch, dem verblassten Andenken an Fritz Bauer Kontur zu geben. In der Tat: Seine Person, sein Leben sind in der Ausstellung (be-)greifbar: 1903 kam Bauer als Sohn deutsch-jüdischer Eltern in Stuttgart zur Welt. Nach dem Jura-Studium wurde er mit 25 Jahren jüngster Amtsrichter Deutschlands. Seine politische Heimat war die SPD. Seine Stuttgarter Heimat verlor er unter den Nazis: Nach KZ-Aufenthalt und Gefängnis emigrierte Bauer nach Dänemark und Schweden. Nach dem Krieg kehrte er zurück, wurde Direktor beim Landgericht Braunschweig und dann Generalstaatsanwalt – später auch in Frankfurt. In dieser Funktion führte er „seinen Kampf gegen das Vergessen“, wie es die Schülerin Ella Kern formulierte. Dazu gehörten die Vorbereitung der Ausschwitz-Prozesse und Bauers Beitrag zur Ergreifung Adolf Eichmanns. Bis zu seinem Tod 1968 war er ein Unbequemer, der, wie Däubler-Gmelin meinte, am öffentlichen Klima im Nachkriegsdeutschland „nahezu verzweifelte“. Viele wollten vergessen, Bauer nicht. Es könnte sein, dass er deshalb vergessen wurde.

Dem will das Ebelu entgegenwirken – künftig vielleicht auch mit einem Fritz-Bauer-Preis für soziales Engagement. Übrigens: 3 Sat zeigt am 17. März um 21.50 Uhr ein Filmporträt über Fritz Bauer.