Brot Foto: dpa

Dienstags geht es hier ums Essen. Heute bedient uns Michael Dörner mit einem Beitrag übers Brotbacken.

Stuttgart - Dienstags steht für gewöhnlich Essen und Trinken auf dem „Auf gut Schwäbisch“-Plan. Heute bedient uns Leser Michael Dörner aus Remshalden mit einem Beitrag übers Brotbacken:

„Unsere heutigen Bäckereien führen sehr viele Brotsorten, und wir sind gewohnt, frisches Brot zu essen. Noch um 1940 wurden in unseren Dorfbäckereien nur drei bis fünf Brotsorten hergestellt. Jeder Dorfbäcker bemühte sich, einen gewissen ,Guoh‘ in sein Brot zu bekommen. Der ,Guoh‘ war von vielerlei Feinheiten abhängig: Bau des Ofens, Hefe, Mehl, Mahlung, Netzung, Ritzung, Holztrocknung, Glut usw. Manche Kunden kauften bei den Bäckern reihum, um Brot mit wechselndem ,Guoh‘ genießen zu können. Am immer gleichen ,Guoh‘ konnte man sich leicht überessen.

In dörflichen Backhäusern konnten die Frauen um billiges Ofengeld einen mehrwöchigen Brotvorrat backen. Richtig gemachtes Brot hielt gut drei Wochen. Es blieb mürbe, kaubar und schmackhaft. Allerdings musste man es ,auf d’ Brieag do‘.

Die ,Brieag‘ war ein länglicher Rost (oft mit zwei bis drei Etagen) aus fein gehobelten Holzlatten. Sie hing, aufgehängt an vier Ketten, an der Decke des gewölbten Kellers, der einen gestampften Lehmboden hatte. Auf der ,Brieag‘ war das Brot vor Mäusen sicher. Erst nach drei Tagen war das Brot zum Verzehr geeignet. Man hielt es für ,aushausig‘, ganz frisches Brot zu essen. Ein Lesebuch-Spruch lehrte uns Schulkinder: ,Altes Brot und trockenes Brennholz helfen sparen. Frisches Brot und grünes Holz verwüsten ein Haus.‘“

Ein Nachtrag zum Schneeballen-Rezept vom 3. Juli. Leser Franz Balla aus Stuttgart schreibt: „Die Schneeballen kommen nicht aus Bessarabien, sondern ursprünglich aus Frankreich. In Ungarn werden sie auch gerne gemacht. Bekannt waren sie zudem in der k. u. k. Monarchie. In Ungarn hieß das Gericht allerdings Vogelmilch. Rezepte dazu gibt es im Internet ohne Ende. Als Kind habe ich Schneeballen sehr gerne gegessen. Nun lebe ich allerdings schon 30 Jahre in Stuttgart und hatte vergessen, dass es das gibt.“

Leserin Käthe Kienzle aus Kornwestheim verdanken wir einen wunderbaren Heimgeh-Spruch aus der beliebten Reihe „Wie Schwaben ihre Gäste hinauskomplimentieren“.

Käthe Kienzle schreibt: „Früher haben wir nach dem Wandern viel gesungen – und keiner ging heim. Irgendwann sagte mein Mann: ,So jetzt singen wir das Lied Nummer 122!‘ Der betreffende Liedtext im Liederbuch der Skizunft Kornwestheim lautet:

‚Nehmt Abschied Brüder,

ungewiss ist die Wiederkehr.

Wir ruhen all in Gottes Hand.

Lebt Wohl: auf Wiedersehn!‘“

Schön ist auch die Variante von Leserin Margret Setzer aus Norrheim: „Es ist gegessen und alles aufgeräumt, und der Besuch denkt nicht daran heimzugehen. Da tritt der Hausherr ans offene Fenster, schaut hinaus und sagt. ,Do ganget Leit hoim.‘ Der Gast guckt au naus und sagt: „,o, ond se hen Päckla dabei.‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Walter Bauer aus Wolfschlugen. „Nachdem ein Mann sein ‚Häusle versoffa hatte‘, sagte er: ,Oh wia isch des Wasser guat. Hätt i no mei Häusle no!‘“

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