Ist das ein kleiner Rest im Glas? Foto: StN

Karin Bader aus Filderstadt bezieht sich auf das vor etwa einem Jahr vorgestellte „Schläddrle“, das als möglicher Rest in einer Weinflasche empfunden werden kann. Unsere Leserin meint, dass das Wort „Gläddrle“ den kleinen Rest in Flasche oder Glas richtig bezeichnen würde.

Stuttgart - Karin Bader aus Filderstadt bezieht sich auf das vor etwa einem Jahr vorgestellte „Schläddrle“, das als möglicher Rest in einer Weinflasche empfunden werden kann. Unsere Leserin meint, dass das Wort „Gläddrle“ den kleinen Rest in Flasche oder Glas richtig bezeichnen würde. Sie beruft sich auf ihre Großmutter, die den Ausdruck „Gläddrle“ bei kleinen Mengen Flüssigkeit benutzte.

Zunächst ist festzustellen, dass „Klätter“ die umgelautete Form des Wortes „Klatter“ ist. Und die Anfrage auf dieses „Klatter“, schwäbisch „Gladdr“, bezogen, lässt nichts Gutes ahnen. In Fischers Wörterbuch erfährt man dazu: „Klatter, m., meist Plural (also Gladdårå): kleiner Kotklumpen, besonders am Hinterteil des Viehs. Auch: Straßenkot, der sich am Saum des Kleides bei schlechtem Wetter anhängt.“ Und bei „Klätter“ liest man: „nasser Kot“ – doch no gschdät, es folgt: „verschüttete Flüssigkeit“ und damit eine Annäherung an den Sprachgebrauch der Großmutter. Aber schon nähert sich ein Rückschlag, denn bei der Verkleinerungsform „Klätterlein“ (gesprochen „Gläddrle“) geht’s im alten Stil weiter. Hier heißt es: „kleiner Haufen Exkremente“. Es schließt sich an: „Kleiner Haufen, kleine Quantität (von Dreck, Heu, Holz u. a.)“.

Vergleichen wir jetzt „Gläddr/Gläddrle“ mit „Schläddr/Schläddrle“. Bei „Schlätter“ heißt es in Fischers Wörterbuch: „kleine Ladung, auch kleine Traglast von Heu, Klee odgl.“ Beim Verb „schlätteren“ findet man u. a. folgende Erklärung: „durch ungeschickte oder zitternde Bewegung etwas verschütten: Heu, Sand, Mehl aus einem löcherigen Sack, besonders aber Flüssigkeit, Suppe u. dergl.“. Stellen wir jetzt beide Begriffe einander gegenüber, so kommen wir zu dem Ergebnis: nicht nur die Namen sind einander ähnlich, auch inhaltlich weichen die Wörter wenig voneinander ab.

Bleiben wir noch bei der Wortfamilie „Klätter“. Das Verb „gläddårå“ hat folgende Bedeutungen: „Beim Essen unreinlich sein, driålå; mit Flüssigkeiten spielen und sie ausschütten, verläpperen; ein gewisses Quantum in kleinen Mengen verlieren; Eier klätteren (= in die Pfanne einschlagen)“; außerdem noch „dünnen, wässerigen Kot von sich geben“. Dieser Durchfall hat den schönen Namen „Gläddråde“. Und „vrgläddårå“ verwendet man, wenn Wasser tropfenweise verschüttet wird.

Im übertragenen Sinne gibt es folgende Anwendungen: „Einem einen Klätter anhenken“ bedeutet „ihm Übles nachreden“. Und wer hier und dort nicht bezahlen kann oder Geld aufnimmt, hat weit verstreut seine „Gläddrschuldå“ bzw. „Gläddrlesschuldå“.

Aus Aichtal meldet sich Inge Gwiasda und fragt, woher das Wort „häbla“ stammt. Sie beschreibt es so: „Wir sagten das, wenn jemand mit den Fußspitzen nach innen ging.“

Verehrte Leserin, leider gibt es dieses Wort nicht. Es ist weder in Wörterbüchern noch im Internet zu finden. Was in diesem Sinne existiert, ist das Wort „säblen“, schwäbisch gesprochen „sä(å)blå“. Neben der Grundbedeutung „mit dem Säbel niederschlagen“ versteht man darunter auch „sich auf Säbelbeinen fortbewegen“, so bei Grimm beschrieben, im Volksmund auch „O-Beine“ genannt. Dieselben sind kurz und nach außen gebogen (Duden). Im Internet liest man: „Wenn man mal Babys oder Kleinkinder beobachtet, stellt man fest, dass sie die Füße nach innen gedreht haben, wenn sie laufen, hinzu kommt noch diese todschicke O-Bein-Stellung“. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Christine Reiff aus Echterdingen – passend zum schönen Frühlingswetter und den schwäbisch-französischen Sprüchen der vergangenen Tage zitiert sie einen Spruch ihrer früheren Nachbarin: „Mademoiselle, voulez-vous spazieren gehn, dans les schönen Parkalleen? Non, Monsieur, das kann nicht être, Großpapa steht am fenêtre.‘“

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