Apfelernte Foto: dapd

Bei der Vorstellung unseres neuen Buches ging’s auch ums Thema Most. Daher veröffentlichen wir den Beitrag des Lesers und Mostexperten Markus Rösler.

Stuttgart - Schee war’s! – darin sind wir uns mit unseren Gästen des Schwäbischen Abends in der Alten Scheuer in Degerloch einig. Allen Beteiligten – besonders den Leserinnen und Lesern – ein herzliches Dankeschön für ihre Mitarbeit an „Auf gut Schwäbisch“. Übrigens: Wer von den Gästen seine Brille vermisst, kann sich gerne an unsere Redaktion wenden. Ein Fundstück wartet auf seinen Besitzer.

Als Dankeschön für den Schwäbischen Abend hat uns Leserin Ursula Lorenz aus Böblingen dieses Gedicht geschickt:

Dr Lehrer Gottfried, sonscht a Ma,

wo’s Lacha et verputza ka,

hot amol a Ausnahm gmacht ond hot de

graischte Schockr glacht.

Er frogt heit über d’ biblisch’ Gschicht,

vom Adam bis zom Jengschta Gricht.

Au über d’ Schwefelreagnerei ond wias

am Herrgott ganga sei.

Druff über’s Gwissa, des oin plogt,

halt über älles hot er gfrogt.

Ond des net gnuag – noi – hentadrei fällt

am au no ’s Bätta ei.

Drnoch kommt’s Hannesle an d’ Reih,

des isch no oiner vo de letschte zwoi.

Was er gau macht, so frogt er en glei,

wenn jetzt am zwölfe d’ Schual aus sei?

„No gang i hoim ond sitz an Tisch ond

wart bis ’s Essa fertig isch.“

„Ja“, frogt dr Lehrer, „hosch vergessa,

was jeder doa soll vor am Essa?

Mr denkt doch an da liaba Gott ond net

bloß, dass mr essa sott!“

„Vom liaba Gott, sell woiß i gnau, do

schwätzt mei Vatter emmer au,

bloß derf i ällemol nix saga, sonscht tät

mi d’ Muater recht verschlaga.“

„Ha“, frogt dr Lehrer, „sapperlott,

was sait er denn vom liaba Gott?“

„Er sait halt ällemol beim Essa:

du liaber Gott – isch des a Fressa.“

Bei der Vorstellung unseres neuen Buches „Kochen Auf gut Schwäbisch“ ging’s am Mittwoch auch um das Thema Most. Wegen des großen Interesses veröffentlichen wir an dieser Stelle den Beitrag des Lesers und Mostexperten Markus Rösler:

„Moschd war in meiner Familie in Gerlingen seit Jahrhunderten Grundnahrungsmittel. Mein Großvater Friedrich Rebmann trank nach der Familienüberlieferung den ,Wadlbieramoschd‘ so gerne und manchmal auch so viel, dass er bei der Heimfahrt mit dem Fahrrad auch schon mal im Gartenzaun des eigenen Grundstücks landete. Dieser sortenreine Bieramoschd, erzählte er, habe geschmeckt wie Sekt bzw. Champagner.

Überhaupt ist schon seit meines Urgroßvaters Zeiten überliefert und realisiert: Neben Äpfeln (zwei Drittel) gehören in unserem Familienrezept Birnen dazu (ein Drittel) sowie auf zehn Zentner Äpfel und Birnen noch ein halber Zentner Quitten – durchaus typisch für den mittleren Neckarraum. Nördlich der Mainlinie machen die Hessen ihren Äppelwoi ohne Birnen, erhöhen den Säuregrad sogar noch mit Speierlin (auch ,Hundsarsch‘ genannt), während nach Süden, Richtung Alpen, der Birnenanteil steigt und sogar sortenreiner Birnenmost verbreitet ist. Und wer einmal die Mostgalerie im niederösterreichischen Mostviertel besichtigt hat, der nimmt mit: Zig verschiedene sortenreine Jahrgangs-Birnenmostgetränke werden dort so professionell hergestellt, dass sogar noch Wengerter davon lernen können. Der 1992 gegründete Nabu-Bundesfachausschuss Streuobst bietet unter www.Streuobst.de eine Fülle von Informations- und Service-Leistungen: Dazu gehören Mostliteratur, Adressen von empfehlenswerten Baumschulen, Mostpressen, Kleinbrennereien und vieles mehr.

Hier, im Schwäbischen, gibt es wie in vielen anderen Regionen Deutschlands zunehmend die Möglichkeit, das von mobilen Mostereien pressen zu lassen. 2012 brachte mein privater Apfel-Quitten-Saft (leider gab’s keine Birnen) immerhin 62 Öchsle. Tipp: Wer aus eigenem Obst eigenen Saft pressen lässt, sollte eine Öchsle-Waage besitzen. Für einen Apfelmost sind 55 Öchsle schon ein sehr ordentliches Ergebnis. Und wo dor Süßmoschd noch a baar Täg em Fass agfanga hod zom Bitzla, henn maene Kender bsonders gärn äbbes dorvo dronka. Guad, schbäder sollet se wissa, was guad isch ond d’Schdreuobstbeem helfa pflega. Proschd Moschd!“ Der Spruch des Tages kommt wiederum von Ursula Lorenz: „Lass mi meine Küachle en deim Schmalz bacha, no derfsch du dein Schpeck en meim Kraut siada.“

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