Dralle ist ein mildes Schimpfwort Foto: StN

Rolf Schippert, wohnhaft in Schlechtbach (schwäbisch gesprochen Schläåchbå), einem Ortsteil von Rudersberg, interessiert der Ausdruck „Drallewatsch“, und so möchte er wissen, woher dieses Wort stammt.

Stuttgart - Rolf Schippert, wohnhaft in Schlechtbach (schwäbisch gesprochen Schläåchbå), einem Ortsteil von Rudersberg, interessiert der Ausdruck „Drallewatsch“, und so möchte er wissen, woher dieses Wort stammt. Im schwäbischen Sprachgebiet ist der „Drallewatsch“ gut bekannt, genauso wie die kurze Version „Dralle“. Um auch zugezogene Mitbürger einzuweihen, soll hier zunächst der Dralle vorgestellt werden.

Der Namen „Dralle“ wird verwendet, wenn man jemandem mitteilen möchte, dass er ein dummer, ungeschickter Mensch ist, wobei die Nebenbedeutung „gutmütig, ungefährlich“ mitschwingt. „Dralle“ kann auch schon zu jemandem gesagt werden, der etwas Falsches von sich gibt und darauf bestehen bleibt. Insofern kann man „Dralle“ einerseits als „mildes“ Schimpfwort charakterisieren, andererseits wird es auch bei Verspottungen gerne benutzt.

Die Vermutung, „dralle“ wäre mit dem Wort „drall“ verwandt, wird bei Grimm für unwahrscheinlich erklärt. Dieses Adjektiv stammt von „drillen“ und bedeutet „fest zusammengedreht, derb, stramm“ in der Verwendung „draller Faden, dralle Dirn; ein auf dem Leib drall sitzendes Kleid u. Ä.“. Bei der Suche nach der Herkunft kommt man nicht an dem Wort „Troll“ vorbei. Allerdings gibt es hier zwei Versionen: zum einen einen deutschen „Troll“, zum anderen einen in Skandinavien allgemein verbreiteten „Troll“ (Dämon, Kobold), wobei fraglich ist, ob der deutsche Troll „auf das Nordische zurückgeht oder einheimisch ist“ – so im Grimm’schen Wörterbuch beschrieben. Halten wir uns an das deutsche Wesen. Dieser Troll ist seit dem 15. Jahrhundert als „grober, plumper, bäurischer Mensch“ hauptsächlich im Oberdeutschen belegt. „Troll“ geht auf das Verb „trollen“ zurück. Dieses Wort ist im Deutschen ab dem 13. Jh. (spätmittelhochdeutsch) bezeugt und bedeutet „fortgehen, sich entfernen“, wobei weniger der Grad der Schnelligkeit als vielmehr die Art der Bewegung bestimmend ist. Laut Waidmannssprache heißt dies: „beim Traben des Wildes ist die Kürze des Schrittes das kennzeichnende Merkmal des Trollens“ (Grimm).

Der „Drallewatsch“ zeigt alle Eigenheiten seines Bruders „Dralle“. Das angehängte „watsch“ dürfte vom Verb „watscheln“ abgeleitet sein. Darunter versteht man bekanntlich „wackelnd, schwerfällig, mit kurzen Schritten gehen; im Wasser herumpatschen, waten“. Man braucht ja nur an den Gang von Enten, Gänsen und Pinguinen denken, die beim Gehen ihren Körper hin- und herschwanken, oder an das Trippeln bei Kindern und gehbehinderten Personen. Im Schwäbischen Wörterbuch wird auch ein „Dallewatsch“ (Tölpel) genannt. Es geht auf „talpatschen“, eine Nebenform zu „tolpatschen“ in der Bedeutung „sich wie ein Tolpatsch benehmen“, zurück. Dieses Wort „Tolpatsch“ war ursprünglich der Neckname für den ungarischen Fußsoldaten, es stammt vom ungarischen „talpas“ (breiter Fuß, Infanterist, Bär, Tolpatsch).

Der schwäbische Spruch des Tages lautet: „Mr zieht sich net aus, vor’s ens Bett ghot.“