Auch zwölf Jahre, nachdem sie in den Ruhestand gegangen ist, ist Rita Jaegers Fachwissen gefragt. Sie hält Lesungen oder sitzt bei Misswahlen in der Jury. Foto: Julia Bayer

Mit 16 Jahren wurde Rita Jaeger Anfang der 50er-Jahre entdeckt – zwei Jahrzehnte war sie ein international gefragtes Topmodel. Später leitete sie in Stuttgart eine Modelagentur. Seit sechs Jahren lebt die 80-Jährige in Bad Cannstatt und liest dort am Samstag, 28. November, aus ihrem Buch.

Bad Cannstatt - Was wäre Bad Cannstatt ohne seine Bewohner? In einer Serie stellen wir Cannstatter Persönlichkeiten vor, sprechen mit ihnen über Privates, aber auch über Aktuelles aus dem Stadtbezirk. Heute: das einstige international gefragte Topmodel Rita Jaeger.

Frau Jaeger, was darf es für Sie sein, Wein oder Wasser?
Bei mir darf es gerne Wasser sein. Cannstatter Mineralwasser. Das trinke ich sehr gerne. Für Wein habe ich kein Händchen, er schmeckt mir nicht.
Wenn Sie einen Blick in Ihren Kalender werden, was steht in den kommenden Tagen an?
Am Samstag lese ich bei Michael Stocker, der mit seinem Atelier mein Nachbar an der Liebenzeller Straße ist, aus meinem Buch, das vor ein paar Jahren erschienen ist. Dann habe ich ein paar Tage frei und erst im Dezember wieder zwei wichtige Termine. In Pforzheim werde ich Jury-Mitglied bei einer Misswahl sein, und kurz vor Jahresende bin ich in Berlin und halte noch eine Lesung. Wenn ich zwischendrin keine Termine habe, laufe ich mindestens zweimal pro Woche am Neckar entlang zum Max-Eyth-See und zurück. Ich brauche die Bewegung.
Wie lange leben Sie schon in Bad Cannstatt?
Seit sechs Jahren ganz genau. Ich hatte früher meine Modelagentur in Stuttgart. Als ich sie mit 68 Jahren verkauft habe, dachte ich mir: Nichts wie raus und Ruhe! In Bad Liebenzell habe ich ein wunderschönes Häuschen gefunden. Es war toll, aber irgendwann wurde es mir doch wieder zu langweilig, ich wollte zurück in mein Städtle. Dass ich nach Cannstatt gezogen bin, war Zufall, zuerst wollte ich auch gar nicht, als der Makler mir von der Wohnung erzählt hat. Ich kannte den Bezirk nur vom Durchfahren und fand gerade den Wilhelmsplatz spuckehässlich. Und jetzt finde ich es so toll hier. Von Bad Liebenzell in die Liebenzeller Straße, wenn das kein gutes Omen ist, dachte ich damals. Dass ich auf dem Gelände des ehemaligen Frauengefängnisses wohne, sehe ich aber als keines.
Was gefällt Ihnen an Bad Cannstatt?
Mir gefällt das Mineralbad, das nutze ich sehr oft. Und mir gefällt der Kurpark, der ist wunderschön. Am Neckar gibt es Wege, die sind zauberhaft schön. Die Wilhelma ist hier, alle großen Feste, das Fußballstadion, die Schleyer-Halle. Alles ist hier in Cannstatt. Ich bin komplett begeistert, mir hätte nichts Besseres passieren können.
Und was finden Sie weniger schön?
Der Wilhelmsplatz sieht so grau und düster aus. Er ist eigentlich eine komplette Fehlkonstruktion – und das, wo er eigentlich die Visitenkarte von Cannstatt ist. Allein die Unterführung unter der Eisenbahn ist so dunkel. Wenn man die Wände hell streichen könnte, würde das schon etwas strahlender wirken. Und noch etwas gefällt mir nicht: Ich gehe gerne sonntagmorgens im Kurpark spazieren. Es ist grauenhaft, dass dort immer furchtbar viel Dreck liegt von den Leuten, die dort nachts ihre Feste feiern. Da dreht sich einem der Magen um.
Wo trinken Sie ihr Wasser am liebsten?
Ich bin sehr gerne im Restaurant des Kursaals. Und dann gibt es noch verschiedene andere Kneipen, wo ich auch ab und zu bin.
Das Gespräch führte Julia Bayer.
Termin:
Am Samstag, 28. November, liest Rita Jaeger von 19.30 Uhr an im Atelier von Michael Stocker, Liebenzeller Straße 7, aus ihrem Buch „Fräuleinwunder, Topmodel, Agenturchefin – ein Leben auf Hochglanz“ und erzählt aus ihrem Leben als Model. Der Eintritt ist frei.
Vorschläge: Mit wem würden Sie sich gerne einmal „Auf ein Zuckerle“ treffen? Schlagen Sie uns Menschen aus dem Bezirk per E-Mail an cannstatt@stz.zgs.de vor.