Das Mobiliar auf dem Gerlinger Grillplatz ist standortsicher – und so gemütlich wie ein Winter in Sibirien. Foto: factum/Granville

Die Stadt hat vor 13 Jahren im Außenbereich einen Grillplatz eingerichtet. Dieser hat seither schon einiges mitgemacht, er wird vom städtischen Bauhof gepflegt. Der Jugendgemeinderat hat angeregt, den Platz wieder ein bisschen aufzuhübschen.

Gerlingen - Was brennt nicht so gut wie Holz und hält auch stärksten Randalebemühungen stand? Richtig: Beton. Nur so ist zu erklären, warum 15 sehr stabile vierkantige Betonsäulen rund um die Feuerstelle am Gerlinger Grillplatz aufgestellt sind. Es sind Sitzgelegenheiten – an denen nicht herumgeschnitzt werden kann und die auch hohen Temperaturen standhalten. Nicht aber einer Sprühdose. Man braucht einen strapazierfähigen Hintern (oder ausreichend Kissen), um dieses Angebot, sich niederzulassen, länger schmerzfrei nutzen zu können. Im Halbkreis dahinter: drei Bänke, ebenfalls aus Beton, ebenfalls knapp einen halben Meter hoch. Davor Tische aus Holz, verwittert, mit Schnitzereien versehen, angekokelt. Der Restbestand früherer Zeiten des Gerlinger Grillplatzes.

Man sieht es dem 2003 eingerichteten Platz an, dass er schon einiges mitgemacht hat. Dennoch ist er noch immer beliebt, wird zum Grillen und Feiern benutzt. Die Stadt versichert sogar dafür zu sorgen, dass immer ausreichend Brennholz da sei. Was in der Praxis nicht immer der Fall ist, aber das nur nebenbei. Die Vertreter der Gartenbesitzer und Landwirte meinen, dass „es ruhig geworden“ sei rund um den Platz. Vorbei die Zeiten, als in den Gärten ringsum Tomatenstecken und Bohnenstangen ausgerissen und verfeuert wurden. Ganz abgesehen von komplett gefällten Bäumen.

Wetterschutzhütte abgefackelt

Hier sind richtig Feste gefeiert worden. Und es wurde gefeuert. Absichtlich oder nicht ging dabei im April vor zwei Jahren die Holzhütte unweit der Feuerstelle in Flammen auf. Die Feuerwehr konnte nichts mehr retten. Vorläufig ist nicht vorgesehen, diesen Wetterschutz wieder aufzubauen. Rund 40 Meter im Durchmesser misst der Platz, gleich neben der Ditzinger Straße gelegen.Die Einfahrt liegt unscheinbar gleich beim sogenannten Fahnenkreisel; die Zufahrt zum Platz ist mit niedrigen Steinen so verbarrikadiert, dass kein Auto auf den Platz fahren kann. Alle anderen Vorschriften sind säuberlich auf einer Tafel am Platzrand notiert.

Jeder kann den Platz nutzen, der dort grillen und feiern will. Bei der Stadt muss man sich nur anmelden und eine Erlaubnis besorgen, wenn Zelte oder „technische Anlagen“ aufgestellt werden sollen oder das Fest länger gehen soll als 22 Uhr. Für das Jahr 2015 hat das Amt für Bürgerdienste sechs solcher Erlaubnisse erteilt. Beschwerden seien keine eingegangen, heißt es – offensichtlich funktioniere das Geschehen auf dem Platz, auch wenn mal verschiedene Gruppen da sein sollten.

Außer dem Platz, der Grillstelle samt (meist vorhandenem) Holz und den Sitzgelegenheiten und Tischen gibt es nichts. Keinen Strom, kein Wasser, geschweige denn eine Toilette. Dafür müssen die Gebüsche ringsum herhalten. Was man bemerkt – wer putzt sich schon zwischen dreiviertelmannshohem Gesträuch die Nase? Ein Plastikklohaus auf dem Platz wäre jedenfalls kein Luxus. Einmal in der Woche, so heißt es, schaue der Bauhof nach dem Rechten, es werde gereinigt, gemäht und gepflegt. Gesamtaufwand pro Jahr: etwa 26 000 Euro. Dann könnte man ja gleich die Wartung des Plastik-Abtritts mit besorgen.

Sessel und ein Sofa angeschleppt

Der Grillplatz hat eine längere Geschichte. Kurz nach der Jahrtausendwende hatte sich der Jugendgemeinderat dafür stark gemacht, einen Treffpunkt für Jugendliche zu schaffen – wo man feiern und Feuer machen könnte, ohne jemand zu stören. Der Gemeinderat genehmigte das Vorhaben, einige Jahre später gab es gelegentlich Aufregung, weil Platznutzer über die Stränge schlugen. Einmal, so erzählt Rudolf Sickinger vom nahen Grundhof, hätten Jugendliche ein Sofa und alte Sessel angeschleppt – das Sperrmüllmobiliar nach Intervention der Polizei aber wieder wegtragen müssen. Die nächste große Aufregung gab es, als im August 2010 durch ein zu großes Feuer die Grillstelle so gut wie zerstört wurde. Im April 2014 brannte dann die hölzerne Wetterschutzhütte auf dem Platz nieder. Es wurde beschlossen, sie nicht zu ersetzen. Ganz so toll wie einst findet auch der Jugendgemeinderat den Platz wohl nicht mehr – er kann sich keinesfalls, um ein Beispiel aus dem Strohgäu zum Vergleich heranzuziehen, mit dem Familienfreizeitplatz in Hemmingen vergleichen. Jedenfalls regte der JGR zum Jahresbeginn an, den Platz ein bisschen aufzuhübschen. Wie, das blieb allerdings offen.