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Der Ex-Tennisprofi, der sich gerne um Jugendliche kümmert - damit sie weniger Fehler machen als er.

Köln - Früher war das so bei Marc-Kevin Goellner: Sobald er sich seine Mütze falsch herum auf den Kopf gesetzt hatte, gab es nur noch das Spiel. Allein das Tennis zählte, sonst nichts. Heute ist es anders: Wenn um 6 Uhr der Wecker klingelt, geht's nicht um den nächsten Aufschlag - es geht um Aufstrich. Der 39-Jährige schmiert Brote für die Kinder Nina-Jacqueline (14) und Yannick-Keanu (12). Heute ist die Familie das Wichtigste für Goellner. "Sie bedeutet Wärme, Liebe und Rückhalt."

Wenn Nina und Yannick in der Schule sind, fährt er zu seiner Tennis-Akademie in Köln. Dort unterrichtet er seit 2004 mit seinem ehemaligen Trainer Andreas Maurer (52) Talente, zwischen zwölf und 16 Schülern bilden sie aus. "Ich bringe den jungen Sportlern bei, wie sie professionell trainieren", sagt Goellner. "Ich habe in meiner Karriere Fehler gemacht. Die Jugendlichen sollen lernen, wie man solche Sachen vermeidet." Allerdings möchte er nicht öffentlich über die Fehler sprechen. "Es reicht, wenn die Jugendlichen sie kennen."

Manche Fehler sind aber kein Geheimnis. Goellner hat in den 90er Jahren seine Familienstreitigkeiten in der Öffentlichkeit ausgetragen. Vater Michael warf ihm vor, zu eng mit seinen Betreuern zusammenzuarbeiten und die Familie auszugrenzen. Er beschuldig-te den Vater, ihm eine schwierige Kindheit bereitet zu haben. Als Junge zog Goellner viel um: von Rio (Brasilien) nach Tel Aviv (Israel), Sydney (Australien), Recife (Brasilien), mit 16 landete er in Deutschland. Der Beruf seines Vaters brachte das mit sich: Diplomat. Goellner sagte damals, dass es nicht leicht sei, Kind eines Konsuls zu sein, und dass er keine Nestwärme bekommen habe.

Nun hat Goellner eine eigene Familie. 1994, mit 24, heiratete er Ira-Patricia, die Tochter seiner Physiotherapeutin. "Ich bin eben ein Familientyp", sagt er, "ich brauche immer ein verlässliches Team um mich." Ein Jahr nach der Hochzeit kam Nina, das Jahr darauf Yannick. Manchmal hat Goellner während des Spiels eines seiner Kinder auf der Tribüne weinen gehört. "Wenn ich verloren habe, dachte ich: Das wäre ohne das Geräusch vielleicht nicht passiert." Bereut hat er es aber nie, früh Vater geworden zu sein: "Es gibt nichts Schöneres, als in die Augen meiner Kinder zu schauen."

Freizeit gibt es wenig. Wenn es möglich ist, fährt er Ski. Er schwimmt auch gerne - "aber nur, wenn das Wasser über 21 Grad warm ist". Und an manchen Tagen bleibt Goellner einfach im Bett liegen, dann liest er. Kritiker sagen, dass es kaum einen deutschen Tennisspieler gebe, der so überschätzt worden sei wie er. Ihm ist das heute egal. Goellner sagt: "Neid ist das größte Kompliment" - und schmiert weiter Pausenbrote.