Ab Herbst steht der neue kompakte Geländewagen Audi Q2 bei den Händlern. Foto: AUDI AG

Audi erweitert sein Angebot. Im Herbst kommt der neue Geländewagen Q2 auf den Markt. Damit sollen vor allem junge Städter für die Marke gewonnen werden.

Zürich - Der Autobauer Audi erweitert seine Modellpalette und will mit dem kompakten Geländewagen Q2 neue Kunden gewinnen. „Der Q2 ist die nächste Eroberungsmaschine in unserem Portfolio“, sagte Audi-Chef Rupert Stadler vor Journalisten in Zürich. Mit dem Q2, der im Herbst bei den Händlern stehen wird, erweitert die VW-Tochter die Modellpalette bei den Geländewagen nach unten. Mit diesem vierten Geländewagen soll die Marke mit den vier Ringen für neue Käuferschichten erschwinglich werden. Vor allem jüngere Städter sollen damit für die Marke mit den vier Ringen gewonnen werden. Zudem soll der Wagen auch Kunden von den Wettbewerbern, wie etwa dem Mini Countryman, weglocken. Die Preisliste beginnt knapp unter 23000 Euro. Es gibt jedoch mit unterschiedlichen Motoren und zahlreichen Sonderausstattungen bei den Preisen viel Luft nach oben. Gegen Aufpreis gibt es beispielsweise vielfältige elektronische Assistenz- und Infotainmentsysteme, die es sonst nur in gehobeneren Marktsegmenten gibt. Das Angebot der Marken BMW und Mercedes-Benz beginnt mit dem X1 und dem GLA erst oberhalb des neuen Audi. Die Einstiegsmodelle der beiden Wettbewerber konkurrieren mit dem Audi Q3. Beide Wettbewerber haben insgesamt bereits ein breiteres Angebot an Geländewagen als die VW-Tochter.

Stadler erinnerte an die Einführung des kompakten A1, bei dem 70 Prozent der Käufer seinen Angaben zufolge zuvor Modelle anderer Marken gekauft hatten. Branchenbeobachter zweifelten bisweilen am Erfolg des kleinsten Audi, der seit 2010 auf dem Markt ist und im vergangenen Jahr aufgefrischt wurde, doch Stadler zeigte sich mit dem erreichten Absatz in der Größenordnung von 115000 Wagen im Jahr „höchst zufrieden“. Beim Q2 traut sich der Audi-Chef zu, etwa 50 bis 60 Prozent neue Kunden zu erobern. Zahlen zum geplanten Absatz nennt Audi zwar nicht, doch Stadler stellte klar, dass „kein Massenabsatz“ geplant sei. Bei der Produktion könne man sehr flexibel auf die Nachfrage reagieren, so der Audi-Chef, weil der neue Geländewagen im Werk Ingolstadt auf den gleichen Bändern produziert werde wie der Audi A3.

Für Nordamerika ist der neue Geländewagen zu klein

Zunächst einmal soll der neue Wagen vor allem in Europa verkauft werden, doch auch in China sieht Stadler Chancen, auch eine Produktion dort schloss er nicht aus. In Nordamerika dagegen soll der Q2 zumindest zunächst einmal nicht verkauft werden, weil es die Autokäufer dort eher etwas größer mögen. Zudem sei dort bereits der Geländewagen Q3 sehr erfolgreich, meinte Stadler.

Geländewagen sind derzeit weltweit das wachstumsstärkste Segment und gerade bei kompakten Wagen sehen Marktforscher gute Zukunftschancen. Stadler rechnet damit, dass sich der Markt für kompakte Geländewagen bis 2025 verdoppeln werde. Auch bei den größeren Modellen will Audi in den kommenden Jahren zusätzliche Angebote auf den Markt bringen. So ist beispielsweise 2018 ein großer Geländewagen mit rein elektrischem Antrieb geplant. Ob auch der neue Q2 mit einem alternativen Antrieb ausgestattet wird, ließ Stadler offen. Insgesamt soll das Angebot an Stromern jedoch deutlich ausgeweitet werden. Bis 2025 sollen laut Stadler etwa 20 bis 25 Prozent aller verkauften Wagen mit Batterieantrieb fahren.

Obwohl die Zahl der Modelle Zug um Zug auf eine Größenordnung von etwa 60 ausgeweitet werden soll, will Stadler zur Kostensenkung jedoch zugleich das Angebot durchforsten und auch manches ausmustern. Man könne über das eine oder andere Derivat diskutieren, sagte der Audi-Chef vage, wollte auf Nachfrage jedoch nicht ausführen, was genau damit gemeint ist. Er deutete lediglich an, dass bestimmte Wahlmöglichkeiten, etwa bei der Motorisierung einzelner Modelle, wegfallen könnten.

In Großbritannien war Audi bisher der führende Premiumhersteller

Der Audi-Chef bekräftigte, dass der Absatz bis spätestens zum Ende des Jahrzehnts auf rund zwei Millionen Autos zulegen soll. Im vergangenen Jahr waren es rund 1,8 Millionen. Die VW-Tochter will BMW und Mercedes-Benz überholen und zum weltweit führenden Premiumhersteller aufsteigen. Im vergangenen Jahr ist Audi jedoch auf Platz dreihinter BMW und Mercedes-Benz zurückgefallen, weil die Stuttgarter mehr Gas gegeben haben. Im laufenden Jahr dürfte sich der Abstand noch vergrößern, denn Audi hat nur einen moderaten Anstieg des Absatzes angekündigt, während Mercedes-Benz deutlich zulegen will. Bei Mercedes-Benz sorgt vor allem die neue E-Klasse für Schub. Der Beschluss der Briten zum Ausstieg aus der EU könnte Audi möglicherweise stärker treffen als die unmittelbaren Wettbewerber, weil die VW-Tochter laut Stadler die führende Premiummarke auf der Insel sei. Großbritannien ist nach Deutschland der zweitwichtigste Markt in Europa. Jeder elfte Wagen werde dort verkauft. Der Audi-Chef rechnet nunmehr nach eigenen Angaben jedoch nicht unmittelbar mit einem Absatzeinbruch in Großbritannien. Insgesamt erwartet er einen stabilen Absatz in Europa. Gegen den fallenden Pfund-Kurs hat sich das Unternehmen laut Stadler mit Währungsgeschäften abgesichert. Dies gehe jedoch nicht auf Dauer, räumte der Audi-Chef ein. Bei einem dauerhaft schwachen Pfund müsste Audi wohl die Preise erhöhen, was die Nachfrage bremsen würde. Die langfristigen Auswirkungen des Brexit ließen sich heute jedoch noch nicht abschätzen, sagte Stadler, der sich möglichst rasch Klarheit wünscht, wie es nun weitergeht. Unsicherheit sei nie gut für das Geschäft, sagte der Audi-Chef.