Die Stuttgarter CDU setzt sich dafür ein, einen Abschnitt der Heilbronner Straße nach dem verstorbenen Bundeskanzler Helmut Kohl umzubenennen. Foto: dpa

Im Zusammenhang mit der Forderung, einen Abschnitt der Heilbronner Straße nach dem jüngst verstorbenen Ex-Kanzler Helmut Kohl zu benennen, hat die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag der Stadt vorgeworfen, nicht auf die Unionsforderung nach einer Manfred-Rommel-Straße reagiert zu haben.

Stuttgart - Nach der Parteinachwuchsorganisation Junge Union (JU) fordert nun auch der CDU-Kreisverband Stuttgart, eine Straße in der Landeshauptstadt nach dem verstorbenen ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl zu benennen. Zur Begründung heißt es in einer Pressemitteilung des Kreisverbandes, der Kanzler der Einheit und große europäische Staatsmann Kohl, dessen Verhandlungsgeschick Deutschland die Wiedervereinigung verdanke, verdiene eine Ehrung in dieser Form.

Der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann greift den Vorschlag der JU auf, die Heilbronner Straße in Helmut-Kohl-Straße umzubenennen. Weil er aber Handel und Gewerbe am Pragsattel und Friedrichswahl von den Kosten einer Adressänderung verschonen will, will der CDU-Bundestagsabgeordnete die Umbenennung auf den Abschnitt der Heilbronner Straße zwischen dem Hauptbahnhof und dem Pragsattel begrenzt wissen.

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Die Partei würde dagegen die Kosten einer Umbenennung gern auf sich nehmen: Kreis-, Bezirks- und Landesverband der Union haben erst vor wenigen Monaten ein neues gemeinsames Domizil an der Heilbronner Straße in einem Gebäude der Handwerkskammer bezogen. Die neue Adresse „Helmut-Kohl-Straße“ käme der CDU zupass.

Forderungen nach Manfred-Rommel-Straße aus der Union gab es nicht

Eine Straßenbenennung nach verstorbenen Kanzlern – auch wenn sie keine direkten Spuren in der Landeshauptstadt hinterlassen haben – ist durchaus üblich: Davon zeugen etwa die Konrad-Adenauer-Straße, der Kurt-Georg-Kiesinger-Platz oder die Willy-Brandt-Straße. Insofern stößt der Wunsch der Union im Rathaus durchaus auf offene Ohren. OB Fritz Kuhn erklärte, er habe bereits den Auftrag erteilt, zu prüfen, welche Straße für eine Umbenennung in Frage käme.

Pikant ist, dass die CDU im Zusammenhang mit Straßenumbenennungen der Stadt vorwirft, dem Ende 2013 verstorbenen langjährigen Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel bislang eine solche Ehrung vorenthalten zu haben. „Die Stuttgarter CDU hat dies schon vor Monaten gefordert, von der Stadt ist hierzu bisher allerdings noch nichts Konkretes zu hören“, lässt sich Kaufmanns Parteifreundin, die Bundestagsabgeordnete Karin Maag, zitieren. Im Rathaus kann sich freilich niemand an ein solches, offiziell oder öffentlich vorgetragenes Ansinnen einer Parteigliederung oder eines Mandatsträgers erinnern. In der CDU-Gemeinderatsfraktion hatte es im Zusammenhang mit dem von OB Kuhn ins Leben gerufenen Manfred-Rommel-Stipendiums geheißen, das Thema Straßenbenennung habe für die Rats-CDU keine Priorität.

Bundestagsabgeordnete Karin Maag: Zitat war „nicht autorisiert“

Der einzige, der sich nachdrücklich für eine solche zusätzliche Ehrung ausgesprochen hatte (nach Rommel ist ja auch bereits der Stuttgarter Flughafen benannt), war dessen langjähriger Freund und Weggefährte Klaus Lang. Der ehemalige CDU-Finanzbürgermeister erinnert sich an ein Treffen mit dem CDU-Kreischef Kaufmann vor einem halben Jahr, in dem er eine entsprechende Initiative aus der CDU angeregt habe. Kaufmann habe zwar Zustimmung signalisiert, passiert sei aber seither nichts. Für Lang ist daher auch die Kritik an der Stadt Heuchelei. Sein Fazit: „Da schmückt sich jemand mit fremden Federn.“

Am Donnerstagnachmittag ruderte dann auch Karin Maag zurück: Das entsprechende Zitat sei von ihr „nicht autorisiert“ gewesen, die Vorhaltungen gegenüber der Stadt damit gegenstandslos, erklärte sie auf Anfrage unserer Zeitung. Unabhängig davon lässt OB Kuhn im Zussammenhang mit der Forderung nach einer Helmut-Kohl-Straße inzwischen auch die Möglichkeit prüfen, eine Straße nach seinem Vorvorgänger neu- oder umzubenennen.