Ein Platz zum Innehalten: Die Panoramaterrasse auf dem Fellbacher Weinweg. Foto: Patricia Sigerist

Zwei Jahre nach seiner Eröffnung fehlen beim Fellbacher Weinweg immer noch zwei Stationen. Zudem sind Hörstationen auf dem Spazierpfad durch die Weinberge defekt.

Fellbach - Man könnte die 4,3 Kilometer durch die Fellbacher Rebenlandschaft natürlich auch lässig durchschlendern, ohne sich groß für die Hintergründe, die Historie und Kultur des Fellbacher Hausbergs zu kümmern. Doch das ist offenkundig vielen Spaziergängern und Wanderern zu wenig: Der Weinweg Fellbach, ausgestattet mit zahlreichen Kunstwerken und Informationstafeln, jedenfalls erfreut sich seit seiner Eröffnung im Juni 2014 großer Beliebtheit. Doch komplett ist der Weinweg noch nicht: Es fehlen zwei Stationen, zudem sind einige Hörstationen mit Mängeln behaftet.

Die Gesamtkosten betragen 265 000 Euro

Für Gesamtkosten in Höhe von 265 000 Euro wurde der Weg realisiert – er war um 28 500 Euro teurer als veranschlagt. Davon haben Weingärtner und andere Unterstützer 88 200 Euro finanziert, 8300 Euro wurden aus dem Haushaltsrest der Rebflurbereinigung Goldberg entnommen – der Rest blieb an der Stadtkasse hängen. Die Zusatzausgaben lösten im Gemeinderat allerdings kein spezielles Murren aus. Schließlich sei es gut angelegtes Geld, das dem Fellbacher Tourismus gewaltig nach vorne bringe, als Vorzeigeobjekt diene und ein für Besucher ein Magnet par excellence sei , so der Tenor im Gremium.

Die Tourismusmanager der Stadt geben sich allerdings auch sehr viel Mühe, diesen Weinweg im Halbrund um den 469 Meter hohen Kappelberg in den höchsten Tönen zu preisen. „Der Hausberg der Stadt ist auch für Spaziergänger ein Leckerbissen. Hier verbinden sich Natur und Kultur zu einer unverwechselbaren Genusslandschaft.“ Und: „Wir verwenden heutzutage sehr schnell Superlative“, haben sich die findigen Formulierer ausgedacht. „Manchmal ist das übertrieben. Nicht so bei der Panorama-Terrasse, sie verdient nicht nur einen solchen, sie ist ein Superlativ“ – der übrigens bereits von mehreren Dutzend Hochzeitspaaren für die Trauung genutzt wurde.

Die Baubürgermeisterin erklärt das Projekt zur Chefsache

Die hochgelobte Genusslandschaft hat allerdings einen Haken: Sie harrt weiter ihrer Vollendung. 2014 war es insbesondere Baubürgermeisterin Beatrice Soltys, die bei der Realisierung „mächtig auf die Tube drückte“, wie sich ein Beobachter der Lokalpolitik erinnert. Sie konnte es kaum erwarten, das Projekt auf dem Fellbacher Hausberg einweihen zu können. Soltys erklärte seinerzeit den Weinweg zur Chefsache und kündigte zwei weitere Stationen zur Komplettierung des Info-Pfads an. Die sollen scheinbar weitaus aufwendiger sein als die bereits bestehenden. Das Geld hierfür ist bewilligt und eingestellt. Doch derzeit ist es sehr ruhig geworden um die neuen Stationen. Auf Fragen, wie und wann es beim Weinweg weitergeht, antwortet die vor kurzem wiedergewählte Baubürgermeisterin eher ausweichend und vage. Weder zum Zeitplan noch bei der Ausstattung der beiden Stationen wird sie konkret. „Von dem Elan von vor zwei Jahren ist nichts mehr zu spüren“, sagt ein Lokalpolitiker.

Dazu kommen noch aktuelle Probleme. Bei einem Spaziergang auf dem Weinweg machten Leser unserer Zeitung kürzlich an den Hörstationen mit den sogenannten Winzer-Geschichten Halt. Zu hören gab es jedoch wenig bis nichts. Offenbar sind diese Hörstationen ein Sorgenkind. Eine Inspektion vor Ort vor wenigen Tagen bestätigte dies: eine Station funktionierte an jenem Tag, die andere nicht.