Ein 31-Jähriger steht wegen Mordversuchs vor Gericht Foto: dpa

Ein 31 Jahre alter Mann muss sich seit Mittwoch vor dem Landgericht wegen versuchten Mordes, gefährlicher und schwerer Körperverletzung verantworten. Er soll einen Bekannten mit einem Bierkrug schwer verletzt haben.

Stuttgart - Ein 31 Jahre alter Mann muss sich seit Mittwoch vor dem Landgericht wegen versuchten Mordes, gefährlicher und schwerer Körperverletzung verantworten. Er soll einen Bekannten mit einem Bierkrug schwer verletzt haben. Einen triftigen Grund für die massive Attacke kann auch das Opfer vor der 9. Strafkammer nicht nennen. „Der ist oft auf Streit aus gewesen“, sagt der 35-Jährige.

Der Angriff mit den weitreichenden Folgen hatte sich in den frühen Morgenstunden des 5. Oktober vorigen Jahres in der Innenstadt zugetragen. Das Opfer war mit einigen Freunden in einer Gaststätte an der Calwer Straße. Dort gab er eine Runde aus, der Angeklagte stieß dazu und nahm sich offenbar ungefragt auch ein Bier. Dann soll der Angeklagte gebeten worden sein, eine Schachtel Zigaretten für die Gruppe zu holen. Er tat wie ihm geheißen, kehrte jedoch mit einer fast leeren Schachtel zurück. „Danach war die Stimmung schlecht“, so das Opfer im Zeugenstand.

Er habe schließlich selbst Zigaretten holen wollen, die Gruppe sei mitgekommen, so der 35-Jährige. Vor der Tür sei der Angeklagte plötzlich auf einen aus der Gruppe losgegangen. Der 35-Jährige trennte die Streithähne und machte sich auf den Weg, der Abend war gelaufen.

Doch der Angeklagte folgte ihm und schlug dem 35-jährigen Streitschlichter in der Calwer Passage plötzlich von hinten einen 0,3-Liter-Bierkrug wuchtig auf den Kopf. Der Krug zerbrach, es folgte ein Gerangel, die zwei Männer landeten auf dem Boden. Dort soll der alkoholisierte Angeklagte seinem Opfer mit einem Teil des zerbrochenen Krugs mehrfach ins Gesicht und an den Hals geschlagen haben. Kurze Zeit später nahm die Polizei den 31-Jährigen fest.

Das Opfer erlitt eine Fraktur am Schädel und mehrere Schnitte an Kopf und Hals. „Die Narben an Kinn, Kopf und Hals entstellen den Geschädigten dauerhaft“, so Staatsanwalt Matthias Schweitzer. Deshalb hat er den Mann auch neben dem Vorwurf des heimtückischen Mordversuchs wegen schwerer Körperverletzung angeklagt. Bei der Polizei hat der Asylbewerber die Tat bestritten. Das korrigiert sein Verteidiger Boris Müller nun vor Gericht.

„Mein Mandant widerruft die bei der Polizei gemachten Angaben“, so Müller. Der 31-Jährige gebe zu, seinen Bekannten mit dem Krug geschlagen zu haben. Als er dann auf dem Boden lag, habe er sich aber nur verteidigen wollen. „Er wollte den Geschädigten keinesfalls töten“, sagt Müller.

Der Angeklagte musste als 14-Jähriger die große Familie in Eritrea ernähren, weil sein Vater zum Militär eingezogen worden war. Über den Sudan, Libyen und Italien floh er 2009 schließlich nach Deutschland, wo sein Asylantrag angenommen wurde. Der Mann hat bereits eine Alkoholentzugstherapie hinter sich. Eine Zeit lang arbeitete er als Küchenhilfe, dann schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch.

Das Opfer ist ein Landsmann des Angeklagten. „Mein Mandant wird sich noch persönlich bei dem Geschädigten entschuldigen“, kündigt Verteidiger Müller an. Der Prozess wird am 7. April fortgesetzt.