US-Präsident Donald Trump prangert den Iran an. Foto: AFP

US-Präsident Donald Trump formuliert seinen Unmut mit Teherans Machtpolitik. Er will das Atomabkommen neu verhandeln. Nur eine überzeigende Strategie dafür hat er nicht. Die Hardliner im Iran freuen sich, meint unser Kommentator Michael Weißenborn.

Stuttgart/Washington - Der amerikanische Präsident Donald Trump hat sich wieder einmal über alle hinweggesetzt: Außen- und Verteidigungsminister, Generalstabschef, Geheimdienste, dazu alle wichtigen US-Verbündeten. Sie alle haben unzweideutig attestiert, dass der Iran das Nuklearabkommen von 2015 einhält. Aber: Der oberste Poltergeist hat den viel geschmähten Deal noch nicht eigenständig aufgekündigt. Er empfiehlt auch nicht, die Atomsanktionen gegen Teheran wieder aus der Versenkung zu holen. Nun ist der Kongress am Zug.

Es ist aber wenig wahrscheinlich, dass die US-Parlamentarier einig genug sind, um einschneidende Maßnahmen neu zu beschließen. Trumps Vorgehen signalisiert: Der Vertrag mit Teheran hat gravierende Schwächen. Manche Klauseln laufen schon 2025 aus; zudem verfolgt der Iran weiter aggressiv seine Machtpolitik im Mittleren Osten. Doch sein Unmut darüber liefert noch keine Strategie dagegen. Mit dem Alleingang belastet Trump das Verhältnis zu den Verbündeten in Europa weiter. Vor allem aber bereitet er den Hardlinern im Iran eine Freude. Der Atomvertrag könnte erst einmal weiter leben, bis ihn die Mullahs aufkündigen – mit Verweis auf das Vorbild USA.