Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima ist das Betriebsklima in deitschen AKWs dahin.

Neckarwestheim - Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima sinkt der Stern der Atomkraft auch hierzulande. Die erst im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung steht auf dem Prüfstand. Und seit zwei Monaten sind die Altmeiler vom Netz. In den AKW im Land sorgen sich die Mitarbeiter nun um ihre Zukunft.

 Gewerkschaft und Atomkraft, so ganz passte das bisher nicht zusammen. Bisher sahen sich die Spitzen der Gewerkschaften nicht selten als Verfechter eines schnellen Ausstiegs denn als Vorkämpfer der Arbeitnehmerinteressen. Jetzt aber hat sich der Wind gedreht, denn an der Basis in den Atomstandorten, rumort es.

"Viele Mitarbeiter in den Kernkraftwerken sind massiv enttäuscht", sagt Bodo Moray, der als Landesfachbereichsleiter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für den Energiesektor zuständig ist, und fügt hinzu: "Von der Politik, aber auch von Teilen der Gesellschaft." Jahrzehntelang galten die Mannschaften, die sich um die Energieerzeugung in den hoch sensiblen und technisch anspruchsvollen Atomreaktoren der Republik kümmerten, als die Spitzenkräfte der Versorgungswirtschaft schlechthin. Fast immer an Universitäten oder Technikerschulen ausgebildet, genossen sie in der Branche, aber auch in ihrem direkten Umfeld daheim am Wohnort besonderes Ansehen.

Damit ist es jetzt vorbei. "Wer heute in einem Atomkraftwerk arbeitet, ist bei vielen untendurch", sagt Moray, der mit der Belegschaft der fünf in Baden-Württemberg stehenden AKW-Blöcke regelmäßig Kontakt hat. Vor allem in den als besonders unsicher geltenden Altmeilern Neckarwestheim I und Philippsburg I sei das der Fall. Als AKW-Mitarbeiter werde man beim Bäcker schon mal "von der Seite angesprochen", sagt Moray. "Da entsteht Frust." Die Mitarbeiter fühlten sich oft in ihrer Arbeit nicht mehr wertgeschätzt.