Merkel mag sich vor der Wahl nicht festlegen. Foto: dpa

Der Druck auf Kanzlerin Merkel wächst, für geordnete Verhältnisse zu sorgen, meint Matthias Schiermeyer.

Berlin - Die behördliche Bewältigung der Flüchtlingskrise hat sich mittlerweile in die deutschen Verwaltungsgerichte verlagert. Während das Bundesmigrationsamt (Bamf) der Verfahrensflut nach und nach Herr zu werden scheint, sehen sich nun die Gerichte von den Folgen der Asylbescheide überrollt. Dies hängt mit der teilweise unzureichenden Arbeit des Bamf zusammen, aber auch mit dem jahrelangen Sparkurs der Politik, die die dünne Personaldecke in der Justiz lange zu wenig beachtet hat. Dies rächt sich nun.

Dass immer mehr Flüchtlinge gegen die Asylbescheide klagen, kann nicht überraschen. Verständlicherweise setzen sie sich dafür ein, dass ihre engsten Angehörigen nachkommen dürfen, was bei einem subsidiären Schutzstatus bis März 2018 untersagt ist. Und es gibt starke Kräfte in CDU und CSU, wie die Innenpolitiker um Minister de Maizière, die die Aussetzung des Familiennachzugs verlängern wollen. Zudem fordern sie eine Obergrenze auch für die humanitäre Zuwanderung. Kanzlerin Merkel hat eine Festlegung vor der Wahl vermieden. Ewig aussitzen kann sie das Thema nicht: Sitzt die AfD erst im Bundestag, wird sie ihre Horrorzahlen von Millionen neuer Migranten noch lauter propagieren. Der Druck auf Merkel wächst. Aspekte der Menschlichkeit dürften bei diesem Geschachere keine besondere Rolle spielen.