Die Flüchtlinge im Roncalli-Haus in Oeffingen haben ihre Koffer gepackt. Foto: Patricia Sigerist

Das Wohnheim in Oeffingen wird jetzt von der Stadt Fellbach für die Anschlussunterbringung genutzt.

Oeffingen - Die Flüchtlinge im Roncalli-Haus in Oeffingen haben gepackt und sind auf das ehemalige Freibadgelände an der Esslinger Straße gezogen. Ihre bisherige Bleibe wird ab dem 1. November von der Stadt Fellbach angemietet – für die Anschlussunterbringung.

Künftig werden im Roncalli-Haus nur noch anerkannte Flüchtlinge wohnen

Künftig werden also im Roncalli-Haus nur noch anerkannte Flüchtlinge sowie geduldete Menschen, die nicht abgeschoben werden können, und alle Flüchtlinge, die länger als 24 Monate in einer Gemeinschaftsunterkunft gelebt haben, wohnen. „Die Zahl der Anerkannten nimmt zu, deshalb braucht es mehr Plätze für die Anschlussunterbringung“, erklärt Steffen Blunck vom Fachbereich Koordination und Planung für Flüchtlinge beim Landratsamt Rems-Murr.

Vor rund drei Wochen gab es in Fellbach einen Gemeinderatsbeschluss, dass das Roncalli-Haus künftig für die Anschlussunterbringung genutzt werden soll. „Das Landratsamt hatte Fellbach diesen Vorschlag gemacht, weil sich die Immobilie gut dafür eignet “, sagt Steffen Blunck. Bisher haben 58 Männer, Frauen und Kinder in der Oeffinger Gemeinschaftsunterkunft gelebt. Fast alle von ihnen sind am Dienstag und Mittwoch in die Container auf dem früheren Freibadgelände umgezogen.

Von den Umzugsplänen hatten die Flüchtlinge vor rund drei Wochen zum ersten Mal gehört

Von den Umzugsplänen hatten die Flüchtlinge vor rund drei Wochen zum ersten Mal gehört. Anfangs seien sie unglücklich über diese Entscheidung gewesen, sagt Steffen Blunck. „Als sie aber hörten, dass sie innerhalb von Fellbach umziehen, waren sie beruhigt, und es gab keine Proteste.“ Es hätte auch anders kommen können. Wenn es keine geeignete Immobilie in Fellbach gegeben hätte, wären die Flüchtlinge irgendwo anders im Rems-Murr-Kreis untergebracht worden. „Wir haben es zum ersten Mal geschafft, dass Flüchtlinge innerhalb der Kommune umziehen“, sagt Steffen Blunck zufrieden.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Flüchtlinge behalten die Bindung zu ihren ehrenamtlichen Helfern, die Kinder können teilweise in ihre vertrauten Schulen und Vereine gehen. „Das ist ein wichtiger Baustein für die Integration“, sagt Steffen Blunck.

Auch Arnold Marhoffer, der Pressesprecher der Stadt Fellbach, ist mit den Gegebenheiten zufrieden: „Es spricht vieles für das Roncalli-Haus“, sagt er. Die Räumlichkeiten – früher wurden sie als Lehrlingswohnheim genutzt – eigneten sich gut für die Anschlussunterbringung. Auch das ehemalige Apart-Hotel am Bahnhof und einzelne private Wohnungen hat die Stadt inzwischen für anerkannte Flüchtlinge angemietet. Der Umzug auf das Gelände des ehemaligen Freibads sei ein Glücksfall: „Die seitherigen Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft in Oeffingen können nach wie ihre ehemaligen Mitbewohner besuchen – die Entfernungen in Fellbach sind nicht so riesig.“

Ganz so positiv sieht der Freundeskreis für Flüchtlinge in Fellbach die Entwicklungen nicht

Ganz so positiv sieht der Freundeskreis für Flüchtlinge in Fellbach die Entwicklungen nicht. „Wir bedauern die Entscheidung, dass das Roncalli-Haus für eine Anschlussunterbringung geräumt wurde“, sagt Andrea Weis. Die dort untergebrachten Flüchtlinge würden aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen, müssten sich von allem privaten Gut trennen, mit dem sie sich in den vergangenen zwei Jahren ihre Umgebung wohnlich eingerichtet haben. „Sie dürfen nichts mitnehmen und müssen in den Containern wieder neu anfangen mit Metallspind, Metallbett und nicht entflammbarer Schaumstoffmatratze“, sagt Andrea Weis.

Die Entscheidung bleibt aus Sicht des Freundeskreises eine „unverhältnismäßige Maßnahme“: „Der frei werdende Platz im Roncalli-Haus wird vermutlich nicht ausreichen, um den Bedarf an Anschlussunterbringung zu decken. Es wird kein Weg daran vorbei führen, dass weitere Möglichkeiten im Stadtgebiet Fellbach hierfür gefunden werden“, sagt Andrea Weis.