Wartende im Innenhof der Erstaufnahmestelle in Karlsruhe Foto: dpa

Die Diakonie Württemberg steckt zusätzliches Geld und Personal in die Flüchtlingsarbeit. Zwei Diakone sollen Asylsuchende unterstützen.

Stuttgart - Die Diakonie Württemberg steckt zusätzliches Geld und Personal in die Flüchtlingsarbeit. 2013 wurden von der Landessynode der Evangelischen Kirche 1,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Hälfte ging direkt in die Herkunftsregionen von Flüchtlingen, vor allem nach Syrien. Mit dem anderen Teil wurden zwei Flüchtlings-Diakonate in den Prälaturen Heilbronn und Ulm geschaffen. Seit April 2014 unterstützen dort die Diakone Annette Walter (Heilbronn) und Dietmar Oppermann (Ulm) die Kirchengemeinden sowie Ehrenamtliche in Asylarbeits- und Freundschaftskreisen dabei, Flüchtlinge zu integrieren. Zumindest für die nächsten drei Jahre ist die Finanzierung der beiden Stellen gesichert.

„Neben der großen Bereitschaft, Flüchtlinge willkommen zu heißen, sie zu begleiten und zu beteiligen, gibt es auch Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit Fremden“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann. Unterstützung benötigten sie vor allem bei der fachlichen Beratung und Qualifizierung. In Ergänzung der Asylpfarrämter in Stuttgart und Reutlingen sollen die beiden Diakone in ihren Regionen Ansprechpartner sein. „Ich will mithelfen, dass Kommunen, Kirchengemeinden, Haupt- und Ehrenamtliche Hand in Hand daran arbeiten, den Flüchtlingen hier ein neues, menschenwürdiges Leben zu ermöglichen“, so Oppermann. Er verkehrt zwischen Ulm, Aalen und Ellwangen bis zum Bodensee. 1300 Asylsuchende sind in dieser Region zu betreuen. Bei Walter sind es im Landkreis Heilbronn und im Hohenlohekreis ähnlich viele. Die Flüchtlinge nur hauptamtlichen Sozialarbeitern anzuvertrauen sei angesichts eines Betreuungsschlüssels von einem Betreuer für 250 Personen utopisch. Ehrenamtliche Initiativ- und Freundschaftskreise sind längst unentbehrlich.

„Ehrenamtliche und kirchlich-diakonische Flüchtlingsarbeit sind kein Ersatz oder Reparaturbetrieb für langjährige Fehlentwicklungen in der Flüchtlingspolitik“, sagt Kaufmann. Die Zuständigkeiten müssten klar abgegrenzt werden. Es gehöre zu den staatlichen und kommunalen Pflichtaufgaben, entsprechende Rahmenbedingungen für die Aufnahme, Unterbringung und Partizipation von Flüchtlingen zu schaffen. „Auf dieser Grundlage kann dann haupt- und ehrenamtliche Unterstützung geschehen“, so der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg.

Den wachsenden Druck vieler Städte und Landkreise angesichts ständig steigender Flüchtlingszahlen verkennt Kaufmann nicht. Umso mehr gelte es aber, an der Umsetzung zu arbeiten und für die Haltung einzutreten, dass Flüchtlingsschutz „politisch und menschlich ein hohes Gut“ ist. „Nicht nur für die, die sich darauf berufen“, so Kaufmann, „sondern ebenso für die, die Asyl gewähren.“

Die Zahl der neuen Asylbewerber im Südwesten ist im ersten Halbjahr 2014 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um über 60 Prozent gestiegen. 8779 Flüchtlinge beantragten bis Juni politisches Asyl.