Auch die neue Unterkunft in Plieningen betreibt die Stadt Foto: Max Kovalenko

In Nordrhein-Westfalen sollen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes Flüchtlinge misshandelt haben. In Stuttgart kann das wegen anderer Strukturen nicht passieren, glaubt die Stadt. Hier gibt es ohnehin nur in einer von 67 Unterkünften einen ständigen Wachdienst.

Stuttgart - Die Vorfälle in mehreren Flüchtlingsunterkünften in Nordrhein-Westfalen ziehen Kreise. Auch in Baden-Württemberg schauen Städte und Landkreise, die für die längerfristige Unterbringung zuständig sind, jetzt genauer hin. Die Landeshauptstadt kommt dabei zum Fazit: Ähnliche Vorfälle sind ausgeschlossen. Denn die Gefahr, dass sie sofort ans Licht kämen, wäre für eventuelle Täter, die Flüchtlinge misshandeln wollen, viel zu groß.

Zu den mutmaßlichen Taten in Nordrhein-Westfalen ist es in Häusern gekommen, die komplett von der privaten Firma European Homecare betrieben werden. Die hat den Sicherheitsdienst wiederum an Subunternehmen vergeben. „Wir würden niemals einen solchen Dienst ein Haus übernehmen lassen. Die Stadt Stuttgart betreibt ihre Unterkünfte selbst“, sagt Stefan Spatz, stellvertretender Sozialamtschef und Leiter der Lenkungsgruppe Flüchtlinge.

Mit der Hausleitung, sozialer Betreuung und ähnlichem sind in Stuttgart im Auftrag der Stadt fünf verschiedene freie Träger betraut, die sich mit der Flüchtlingsarbeit auskennen. Sie stellen nicht gleichzeitig einen Sicherheitsdienst. Falls irgendwo ein Bewohner von Sicherheitsleuten misshandelt würde, könnte er sich also umgehend an die Hausleitung wenden und der Fall würde auffliegen. „Was in Nordrhein-Westfalen passiert ist, ist schrecklich“, sagt Spatz. In Stuttgart dagegen sei in Jahrzehnten nichts vorgefallen und er könne sich auch nicht vorstellen, dass so etwas möglich sei: „Wir arbeiten strukturell anders.“

Die Landeshauptstadt betreibt derzeit 67 Flüchtlingsunterkünfte. Nur in einer davon gibt es überhaupt einen festen Wachdienst. Es handelt sich dabei um ein Haus, in dem vorwiegend Asylbewerber leben, die in anderen Unterkünften angeeckt sind, weil sie sich nicht an die Ruhezeiten gehalten haben oder zum Alkohol neigen. Für die anderen 66 Unterkünfte gibt es einen zweiten Wachdienst, der reihum immer mal wieder vorbeischaut, etwa um zu überprüfen, ob die Nachtruhe eingehalten wird. In den Verträgen sind strenge Vorgaben festgehalten.

Die Polizei ist in der Region nicht mit der Sicherung von Asylbewerberunterkünften betraut. Angesichts der wachsenden Zahl sei das auch gar nicht möglich, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. Die Beamten treten nur dann auf den Plan, wenn es Straftaten gibt. Dabei geht es in aller Regel jedoch nicht um Übergriffe auf Asylbewerber, sondern um Straftaten von Flüchtlingen selbst. Die nehmen derzeit mit der steigenden Flüchtlingszahl zu.