Der Syrer Nidal Mohammad (links) schneidet im Salon von Berat Kabak mit viel Schwung Haare. Für die Fotografin hat sich Osamah Abdul Qader Ahmed auf den Friseurstuhl gesetzt. Der Iraker hat bei einem Filderstädter Bäcker Arbeit gefunden Foto: Natalie Kanter

Zwei Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak finden Arbeit bei einem Friseur und einem Bäcker auf den Fildern.

Der Flüchtling hat sich ohne Hilfe des Amtes oder einer ehrenamtlichen Gruppe Arbeit gesucht. Er ist von Friseur zu Friseur gelaufen, bis er in Echterdingen im Salon Anatolia zunächst ein Praktikum gefunden hat. Seit Kurzem ist Nidal Mohammad dort fest angestellt – als Teilzeitkraft. Der syrische Palästinenser schwärmt von seinem Chef Berat Kabak und seinen Kolleginnen.

Auch der Saloninhaber ist voll des Lobes. „Man merkt, dass Nidal arbeiten will“, sagt er. Seine Einsatzbereitschaft gefalle ihm. Der 30-Jährige komme selbst dann zur Arbeit, wenn er krank ist oder Schmerzen hat. Er sei lernfähig. Im Kontakt mit den Kunden könne der Flüchtling zudem sein Deutsch gut verbessern. „Zuerst habe ich ihm geholfen, sich zu verständigen“, sagt der Mann, der in Deutschland geboren ist, aber türkische Wurzeln hat. Mittlerweile sei das aber nicht mehr nötig.

Dass Nidal Mohammad ohne Probleme mit Schere, Kamm und Föhn hantieren kann, ist nicht selbstverständlich. Denn er hat ein Massaker nur knapp überlebt. Er war vor einigen Jahren mit einem Linienbus in Damaskus unterwegs. Eine Militärkontrolle stoppte den Bus, die Insassen mussten aussteigen. Ein Mann nach dem anderen wurde erschossen.

Auch Nidal Mohammad sollte sterben. Acht Kugeln trafen ihn. Syrische Ärzte retteten sein Leben, setzten eine Metallplatte in seinen linken Oberarm ein. Nachdem Nidal Mohammad nach Deutschland geflohen war, den gefährlichen Weg mit dem Boot über das Mittelmeer nach Europa gewagt hat, führte eine Operation im Stuttgarter Marienhospital dazu, dass er den linken Arm wieder über die Schulter hinaus heben kann.

Monika Heilmann, ehrenamtliche Flüchtlingshelferin aus Leinfelden-Echterdingen, hat – wie bereits berichtet – den Kontakt zu dem Krankenhaus hergestellt, das bereit war, auf die stationären Kosten zu verzichten.

Nidal Mohammad hat selbstständig Arbeit gefunden. Die Gruppe Arbeit und Integration, die Heilmann leitet, unterstützt – wie andere ehrenamtliche Gruppen auf den Fildern auch – Flüchtlinge bei der Jobsuche. Auf diesem Feld ist freilich auch die Arbeitsagentur tätig. „Es ist aber auch viel über den kleinen, direkten Weg möglich“, sagt Heilmann.

So backt Osamah Abdul Qader Ahmed dank dieser Hilfe an zwei bis drei Tagen in der Woche bei einem Filderstädter Bäcker Brötchen, bereitet den Teig und die Teiglinge zu. Der 26-Jährige stammt aus dem Irak und träumt davon, in Deutschland eine Bäckerei aufzumachen, die neben deutschem auch arabisches Brot anbietet. Bereits in seiner Heimat hat er als Bäcker gearbeitet; seine ganze Familie ist in diesem Handwerksberuf tätig. Zunächst aber braucht er eine Anerkennung als Flüchtling. Der Iraker wartet seit November 2014 darauf und lebt deshalb noch immer in der Sammelunterkunft des Landkreises in Oberaichen. Viermal war er bereits in Karlsruhe, um beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vorzusprechen.