Werbung gibt es, Informationen noch nicht Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Großplakate kündigen die Kunstmesse „Art-Stuttgart“ an, Informationen aber gibt es zu der vom 5. bis zum 8. Mai geplanten Veranstaltung nicht. „Eine feste Buchung gibt es keine“, sagt die Messe Stuttgart den „Stuttgarter Nachrichten“.

Weithin sichtbar wirbt das Großplakat an der Baustelle des neuen Stadtmuseums im Wilhelmspalais in Stuttgart für ein besonderes Erlebnis. Mit dem Leitsatz „Internationale Bildende Kunst schreibt Geschichte für Stuttgart“ wird eine Kunstmesse angekündigt, die Art-Stuttgart. Nicht irgendwann, sondern demnächst – von 5. bis 8. Mai. Und auch nicht irgendwo, sondern in den Hallen der Landesmesse Stuttgart.

Damit scheint sich zu bestätigen, was unsere Zeitung im vergangenen Sommer exklusiv berichtet hatte. „Von 5. bis 8. Mai 2016 findet erstmals die Kunstmesse Art-Stuttgart statt – im Erdgeschoss der ICS-Halle der Landesmesse am Flughafen“, war da zu lesen – ein Zitat von Wolfgang Wunderlich, Vorsitzender des Syrlin-Kunstvereins und Initiator der im Rahmen der Messe Antik & Art in Sindelfingen präsentierten Internationalen Kunstmesse Sindelfingen.

Noch keine Informationen über die Teilnehmer

Laut Wunderlich sollen von den 5000 Quadratmetern 2500 Quadratmeter für die geplante Kunstmesse „mit 50 nationalen und internationalen Galerien“ zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollen, so die Ankündigung, die weiteren 2500 Quadratmeter für eine Sonderausstellung genutzt werden. Auf Nachfrage unserer Zeitung erläutert Wunderlich im Sommer 2015: „Es handelt sich um Werke des 1929 in Berlin geborenen Christian Roeckenschuss, dessen Nachlass die Galerie Köppe in Berlin mit 400 Werken übernommen hat.“ Kennzeichnend für Roeckenschuss sei ein „von Hans Grundig und Hans-Theo Richter inspirierter Realismus“.

Vier Monate vor der geplanten Eröffnung der angekündigten Art-Stuttgart darf man durchaus neugierig sein, wie das Projekt aussehen wird und welche Galerien zu erwarten sind. An der Qualität des Teilnehmerfeldes muss sich schließlich jede Kunstmesse messen lassen. Fündig aber wird man nicht – weder auf der im Sommer 2015 eingerichteten Homepage zur Art-Stuttgart noch im Informationsbereich der Landesmesse.

Anläufe, in Stuttgart eine Kunstmesse zu initiieren und zu realisieren, scheiterten in der Vergangenheit jeweils frühzeitig. Setzt sich diese Linie nun fort? Allem Anschein nach ja. „Es gibt keinen Vertrag mit möglichen Organisatoren einer solchen Veranstaltung“, bestätigte die Landesmesse Stuttgart unserer Zeitung am Montag.

„Wertige Präsentation angestrebt“

Zur Erinnerung: „Angestrebt“, sagte Wolfgang Wunderlich im Sommer 2015, „ist eine wertige Präsentation regionaler, überregionaler und internationaler Galerien aus dem gesamten europäischen Raum und darüber hinaus in einem trotzdem überschaubaren Rahmen in einer insbesondere auch für das Fachpublikum möglichst angenehmen Atmosphäre.“

Eine durchaus blumige Sprache im harten (Kunst-)Messealltag – und nicht wirklich erhellend. Eher auf Verwunderung stieß Wunderlich auch mit diesen Formulierungen seiner offiziellen Ankündigung: „Die Art-Stuttgart wird als reine Galeriemesse ausgeschrieben. Das Kuratoren-Team setzt sich aus verdienten Personen zusammen, welche umfassend große Erfahrungen im Bereich des internationalen Messegeschäfts, des aktuellen Kunstbetriebs und der professionellen Galerie-Vermarktung haben. Die Kuratoren werden von dem hierfür zuständigen Herrn Wolfgang Wunderlich rechtzeitig öffentlich vorgestellt.“ Auf eine solche Vorstellung wartete man bisher vergebens..

„Die Messe findet statt“

Auf Nachfrage bekräftigte Wunderlich am Dienstag jedoch: „Die Art Stuttgart findet statt.“ „In den nächsten Tagen“, so Wunderlich weiter, „wird der bereits mit der Messe ausgearbeitete und wiederholt besprochene Vertrag mit der Messe unterzeichnet.“ Auch das Teilnehmerfeld werde dann bekannt gegeben – „wie international üblich nach Ausarbeitung des Standplans“. Indirekt bestätigt die Landesmesse am Dienstagnachmittag Wunderlichs Position. „Die Organisatoren der Art-Stuttgart haben ein Angebot, das sie bisher noch nicht unterzeichnet haben“, heißt es nun. Sprich: Eine Absichtserklärung gibt es, eine feste Buchung nicht. Wolfgang Wunderlich kann das nicht erschüttern. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt er.

Wie schwierig es tatsächlich ist, eine Kunstmesse zu initiieren, zu realisieren und vor allem immer wieder in ihrer Marktpositionierung zu bestätigen, zeigt der Blick nach Karlsruhe. Dort findet vom 16. bis zum 21. Februar auf einer belegten Hallenfläche von 35 000 Quadratmetern die nun bereits 13. Art Karlsruhe statt. Initiator Ewald Karl Schrade, selbst Galerist, trat mit der Idee einer bewusst offenen Messestruktur an – und muss sich jedes Jahr erneut mit Anwürfen beschäftigen, die Messe habe zu wenig Qualität. 210 Galeristen aus 13 Ländern werden in diesem Jahr dabei sein, wichtig als Seismograf ist indes die Nachricht, dass erstmals die Galerie Meyer Riegger (Karlsruhe/Berlin) teilnehmen wird.

Kunstmesse-Marktführer in Europa ist die weltweit mit Ablegern agierende Art Basel mit 285 Galerien aus 34 Ländern im Jahr 2015. „International kooperieren wird“, sagt Wolfgang Wunderlich, auch die „Art-Stuttgart“.