Nicht ganz ungefährlich: Beim Splashdiving gibt es eine Figur, die sich Brett nennt. Dabei streckt der Springer die Beine gerade im 90-Grad-Winkel nach vorn und kommt sitzend auf dem Wasser auf. Wenn er dabei den Oberkörper zu weit nach vorn beugt, kann das die Lendenwirbelsäule stark belasten. Foto: Martin Schultheiss

Die klassische Arschbombe kann ja jeder. Profis erzeugen mit Salti, Schrauben und Figuren wie Katze oder Brett die größten Platscher. Wie, verrät Experte Ulrich Fehr vor der Arschbombem-WM in Sindelfingen.

Bayreuth - Herr Fehr, um mit einer Arschbombe den größtmöglichen Platscher zu erzeugen: braucht man da vor allem Körpermasse?
Das Gewicht spielt natürlich eine Rolle, noch wichtiger ist allerdings die Geschwindigkeit. Das heißt: Ein leichterer Springer kann einen schwereren dadurch übertrumpfen, dass er von einer größeren Höhe springt. Und natürlich entscheidet auch die Technik. Die höchste Wassersäule erreicht man mit dem so genannten Anker.
Was ist ein Anker?
Dabei hockt der Springer ein Bein vor der Brust an und streckt das andere gerade nach unten. Mit dieser Technik reist man beim Eintauchen einen tiefen mit Luft gefüllten Krater ins Wasser. Das Wasser drängt von unten in dieses Loch, wird nach oben beschleunigt und schießt als Fontäne über die Wasseroberfläche hinaus. Je tiefer dieser Krater, desto höher der Druck, desto höher die Beschleunigung und somit auch desto höher die Wasserfontäne.
Der Anker ist eine von 13 Figuren beim so genannten Splashdiving. So heißt die Sportart zur Arschbombe. Was steckt dahinter?
Das ist keine Sportart im klassischen Sinn mit Vereinen, Fachverbänden oder einer internationalen Organisation. Splashdiving ist eine Funsportart, die Springern und Zuschauern Spaß macht, und deshalb ihre Daseinsberechtigung hat, aber olympisch wird sie wohl eher nicht werden. Das Ganze wurde vor 13 Jahren von einer Clique in Bayreuth erfunden. Erst war es eine reine Freizeitbeschäftigung, heute gibt es eine kleine, aber aktive Szene, die sich zu Wettkämpfen trifft und die man für Shows buchen kann. Einer der Erfinder, Oliver Schill, hat Splashdiving zum Geschäftsmodell gemacht, er kümmert sich um die Inszenierung und Vermarktung. Was das Sportliche angeht, darf man Splashdiving aber dennoch nicht unterschätzen.
Was heißt das?
Splashdiver müssen regelmäßig trainieren. Es braucht turnerische Grundfähigkeiten, vor allem Körperspannung. Da werden ja teilweise zweifache Salti und Schrauben gesprungen.
Was ist der Unterschied zum Turmspringen?
Es ist durchaus vergleichbar. Auch beim Splashdiving werden Technik und Haltung bewertet. Aber im Gegensatz zum Turmspringen geht es vor allem darum, möglichst viel Wasser aufspritzen zu lassen. Außerdem ist beim Splashdiving die Verletzungsgefahr höher.
Was kann passieren?
Zum einen gibt es schmerzhafte Blutergüsse. Medizinische problematisch kann es für die Wirbelsäule werden, allerdings erst ab rund fünf Metern Höhe. Es gibt eine Figur, die sich Brett nennt. Dabei streckt der Springer die Beine gerade im 90-Grad-Winkel nach vorn und kommt sitzend auf dem Wasser auf. Wenn er dabei den Oberkörper zu weit nach vorn beugt, kann das die Lendenwirbelsäule stark belasten. Das ist wie wenn man einen Wasserkasten mit gestreckten Beinen und krummen Rücken hebt.
Gibt es eine Höhe, aber der man nicht mehr springen sollte?
Das kann man nicht genau festlegen. Es gibt Stuntmen, die aus mehr als 50 Metern ins Wasser springen, allerdings mit den Füßen voraus. Klippenspringer lassen sich im Wettbewerb aus 28 Metern Höhe in die Tiefe fallen. Aber es sind immer Rettungstaucher vor Ort.
Kann man sich Splashdiving selbst beibringen?
Ja. Man sollte allerdings in niedringen Höhen, also auf dem Ein- und Drei-Meterbrett anfangen und sich langsam immer höher wagen.
Warum machen kaum Frauen diesen Sport?
Frauen sind im Nachteil, weil sie durch ein anders aufgebautes Unterhautfettgewebe ein höheres Schmerzempfinden haben und schneller Blutergüsse bekommen. Außerdem ist das ein Jungsding. Dabei geht es ja auch um Aufmerksamkeit und darum, anderen im Freibad zu imponieren.
Zur Person: Uli Fehr forscht am Institut für Sportwissenschaften über die allseits bekannte Arschbombe. Dort wird unter anderem untersucht, wie es möglich ist, trotz kleinerer kinetischer Energie eine größere Fontäne zu schaffen. Von 28. bis 31. Juli findet im Badezentrum Sindelfingen die Splashdiving-WM statt.