Seit Jahrzehnten ist der „Tatort“ ein Quotengarant. Aber bleibt er es auch? Foto: dpa

Ende des „Tatort“-Hypes? Es wäre wohl übertrieben, dies zu behaupten. Doch ein Blick auf die Quoten zeigt ein launisches TV-Publikum und weniger Krimis mit mehr als 10 Millionen Zuschauern als früher.

Berlin - Der „Tatort“ schwächelt: In diesem Jahr ist die Durchschnittsquote im Vergleich zum Vorjahr bislang auffällig schlechter. Im Schnitt hatten die neuen Filme im Ersten der ARD in diesem Jahr nur 25,1 Prozent Marktanteil. Im Kalenderjahr 2015 waren es noch 26,7 Prozent. Durchschnittlich 9,27 Millionen Menschen saßen bei jedem der bislang 20 „Tatorte“ 2016 vor dem Fernseher, 2015 waren es 9,52 Millionen.

Die Zuschauerzahl schwankte 2016 bislang zwischen 7,78 Millionen beim Hamburg-Krimi „Fegefeuer“ mit Til Schweiger (3. Januar) und 12,75 Millionen beim Münster-Krimi „Ein Fuß kommt selten allein“ mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers (8. Mai). Apropos Til Schweiger: Sein „Tatort“-Kinofilm „Tschiller: Off Duty“ (Kinostart: 4. Februar) lockte nur etwa 275 000 Zuschauer vor die Leinwände.

Nach dem Münster-„Tatort“ lag in diesem Jahr ausgerechnet der Bodensee-Krimi mit Eva Mattes als Klara Blum auf Platz zwei. Der Fall „Rebecca“ am 10. Januar kam auf 11,00 Millionen Zuschauer. Das SWR-Team aus Konstanz ermittelt nur noch einmal und verschwindet bald aus dem Programm. Als Nachfolger ist ein Schwarzwald-Team in Freiburg unter anderem mit Eva Löbau und Harald Schmidt angekündigt.

2016 das bisher schlechteste Quoten-Jahr seit vier Jahren

Vergleicht man die Anzahl der „Tatorte“, die die 10-Millionen-Marke geknackt haben, so ist 2016 das schlechteste Jahr seit vier Jahren. Von bislang 20 „Tatort“-Erstausstrahlungen hatten nur 3 Fälle - also die Teams aus Münster, vom Bodensee sowie der Köln-Krimi „Kartenhaus“ (mit 10,67 Millionen Zuschauern am 28. Februar) - mehr als 10 Millionen Zuschauer. Im Jahr 2015 schafften im ersten Halbjahr 8 von 25 Krimis diese Marke, 2014 waren es 8 von 20. Im Jahr 2013 waren es 6 von 23. Im Jahr 2012 hatten nur 2 von 18 und 2011 nur 1 von 20 Krimis die 10-Millionen-Marke geschafft.

Vor allem in den Jahren 2014 und ‚15 entstand ein neuer „Tatort“-Hype, der ARD-Sonntagskrimi wurde - etwa nach dem Ende der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ - als letztes TV-Lagerfeuer der Nation beschrieben, das - neben Fußball - noch regelmäßig mehr als 10 Millionen Menschen gleichzeitig vor dem Bildschirm versammelt.

Schlechteste Quote der Saison beim Kölner Team

Schaut man auf die ganze „Tatort“-Saison 2015/16, also alle Krimis seit September, dem Ende der letzten Sommerpause, bis jetzt, so haben neben den drei genannten „Tatorten“ 2016 nur noch drei weitere Krimis mehr als 10 Millionen erreicht.

Darunter war der zweite Münster-Krimi „Schwanensee“ (8. November), der mit 13,69 Millionen Zuschauer die beste „Tatort“-Quote seit 1992 hatte. Beim Marktanteil lag er mit 35,5 Prozent aber unter dem anderen Fall „Ein Fuß kommt selten allein“, der 36,9 Prozent erreichte. Außerdem sind als Quoten-Hits noch der Hannover-Fall „Spielverderber“ mit Maria Furtwängler zu nennen (10,63 Millionen Zuschauer/28,9 Prozent) sowie der Münchner Oktoberfest-Krimi „Die letzte Wiesn“ (10,62 Millionen Zuschauer/30,9 Prozent).

Die schlechteste „Tatort“-Quote der Saison verbuchte übrigens ein Fall des Kölner Teams. Der Krimi „Benutzt“ kam in Konkurrenz zum ZDF-„Traumschiff“ am zweiten Weihnachtsfeiertag nur auf 6,67 Millionen Zuschauer (21,1 Prozent).