Volker Biermann vom Architekturbüro HPP-Laage und Partner erläutert den Neubau des Olgahospitals. Foto: Ralf Recklies

Beim Tag der Architektur erläuterte die Kammergruppe Stuttgart West/Mitte drei in den vergangenen Jahren realisierte Projekte. Die denkmalgeschützte Rosenbergkirche, die Großsporthalle am Friedrich-Eugens-Gymnasium sowie das Olgahospital wurden in Augenschein genommen.

S-West - Auf den ersten Blick erschließt sich in einem Gebäude nur selten, welche planerische Leistung hinter der Architektur steckt. Auch wird meist nicht gleich offenbar, welche Überlegungen am Ende dazu geführt haben, dass Dinge so, und nicht anders, realisiert worden sind. Beim Tag der Architektur hat die Kammergruppe Stuttgart West/Mitte unter der Leitung von Judith Zängle-Koch daher allen Architekturinteressierten die Möglichkeit geboten, bei einer Tour drei in den vergangenen Jahren realisierte Projekte kennenzulernen. Dabei wurde, jeweils in Begleitung der mit den Projekten betrauten Planer, die denkmalgeschützte Rosenbergkirche, die Großsporthalle am Friedrich-Eugens-Gymnasium sowie der Neubau des Olgahospitals in Augenschein genommen.

Baulich Nähe schaffen

Gleich zu Beginn der knapp dreistündigen Tour machten die Architektin Kalliopi Gkeka vom Architekturbüro Kamm sowie Achim Weiler, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Rosenberggemeinde, deutlich, dass Architektur dabei weit mehr ist, als nur das Schaffen einer geeigneten Hülle. Der Umbau des denkmalgeschützten Gotteshauses, das ursprünglich weit mehr als 500 Besuchern bei den Gottesdiensten Platz geboten hat, war nicht einfach. Schließlich sollte nicht nur die Attraktivität und Funktionalität der Kirche an der Rosenbergstraße gesteigert werden. Es galt auch, neue Raumbeziehungen umzusetzen und einen neuen Platz im Süden des Gebäudes zu schaffen. Zwei Jahre wurde laut Gkeka geplant, bevor im Jahr 2011 dann mit der baulichen Umsetzung der Maßnahme begonnen wurde.

Unter anderem musste der Kirchenraum deutlich verkleinert werden, gleichzeitig aber musste der Umbau den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht werden. „Das war keine leichte Aufgabe“, wie Gkeka und Weiler betonten, zumal es das erklärte Ziel gewesen sei, das Gotteshaus mit seinem abfallenden Kirchenraum, so zu gestalten, dass sich die Distanz zwischen Geistlichen und Kirchenbesuchern verringert und dadurch das Gefühl von Nähe erzeugt wird. Dass dies dem beauftragten Architektur gut gelungen ist, davon waren die Teilnehmer der Architektur-Tour am Ende sichtlich überzeugt. Sie zeigten sich ferner beeindruckt, dass es den am Umbau beteiligten Partnern gelungen ist, trotz immenser Eingriffe, den Charakter des ursprünglichen Gebäudes zu erhalten und obendrein noch moderne technische Lösungen etwa für die Heizung zu finden.

Eine Halle ohne Fenster

Nicht minder interessant war der Besuch der neuen Sporthalle am Friedrich-Eugens-Gymnasium, wo insbesondere die Planerin Astrid Tiemann-Petri vom Büro Tiemann-Petri und Partner den Besuchern erläuterte, worauf bei der Umsetzung der Sporthalle – die nicht von der Schule, sondern auch von Vereinen genutzt wird – besonderer Wert gelegt wurde. Bei dem in den Jahren 2012 bis 2014 realisierten Neubau habe man auch in enger Abstimmung mit dem Bezirksbeirat auf einer relativ kleinen Fläche vielen Anforderungen gerecht werden müssen. So wurde der Bau auf das benachbarte Hauptgebäude der Schule abgestimmt, es wurde zur Straßenseite hin eine Fassade in klarer Linie zum Gebäudebestand geschaffen und auch bei der Oberflächengestaltung der Fassade habe man darauf geachtet, dass das große Gebäude mit angrenzendem Sportbereich im Freien, nicht zu massiv wirkt.

„Die Planung war ein sehr langer Prozess“, so Astrid Tiemann-Petri, die mit dem Ergebnis aber recht zufrieden ist. Und auch die Schule selbst ist laut Judith Zängle-Koch von der Kammergruppe Stuttgart West/Mitte mit dem, was ihr nun an Sportfläche zur Verfügung steht, sehr zufrieden, wie sie von einem Gespräch mit dem Schulleiter berichtete. Dass die Halle ohne Fenster umgesetzt wurde, sei vor allem den Wünschen der Schule geschuldet, berichtete Tiemann-Petri. Aber auch energetisch sei dies von Vorteil.

Die dritte Station bei der Informationstour war der erst kürzlich in Betrieb genommene Neubau des Olgahospitals. Volker Biermann vom Architekturbüro HPP-Laage und Partner machte bei dem Rundgang durch den Klinikneubau deutlich, dass es ein großer Aufwand war, das Krankenhaus mit der erforderlichen Funktionalität umzusetzen - „am Ende gab es mehr als 200 Planungen“, so der Architekt. Er erläuterte dabei das gemeinsam mit Künstlern umgesetzte Gestaltungskonzept, das es allen Patienten vor allem leicht machen soll, sich in dem Komplex zurechtzufinden und wohlzufühlen.