Das Wüstenrot-Areal wird frei: Die Studenten haben dafür viele Ideen. Foto: Sybille Neth

Stuttgarter und polnische Architekturstudenten entwickeln in einem Workshop Konzepte wie der Stuttgarter Westen bewohnerfreundlicher werden kann – und wo Potenzial für bezahlbaren Wohnraum steckt.

S-West - Wohnblocks und ihre Hinterhöfe müssen nicht unwirtlich und grau sein. Wie Alternativen aussehen können, haben kürzlich Architekturstudenten der Hochschule für Technik und deren polnischer Partnerhochschule im Bezirksbeirat vorgestellt. Für das Karree zwischen Lindenspür-, Senefelder-, Hasenberg- und Forststraße haben sie ein so genanntes Freiraumkonzept für den Innenbereich ausgearbeitet. Durch die enge Bebauung des Blocks und die parallel zur Lindenspürstraße verlaufenden Parkflächen im Hof komme es zur Überhitzung. Die Studenten haben deshalb in ihrem Entwurf die Parkplätze verbannt und dafür private und halböffentliche Grünflächen zwischen die Häuser gesetzt. Kleinere Anbauten fallen ihrem Konzept zum Opfer. Dafür wird es Holzpodeste, Bänke, ein Wasserspiel sowie begrünte Fassaden und Dächer geben. Platz ist auch für Urban-Gardening sowie für private Gartenbeete.

Postgebäude als Mehrgenerationenhaus

Außerdem empfehlen die angehenden Architekten die Aufstockung einiger zwei-bis dreigeschossiger Bestandsgebäude im Hof, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Das Kleingewerbe soll ausdrücklich erhalten bleiben. „Wir wollen das alte Postgebäude an der Lindenspürstraße vor dem Abriss bewahren“, so eine der Sprecherinnen der Studenten. „Wir denken daran, es in ein Mehrgenerationenhaus umzunutzen.“ Zusammen mit den Kindern aus der direkt angrenzenden Kita könnten die Senioren hinter den Gebäuden Gartenbeete anlegen. Der Eingangsbereich zur Hasenbergstraße, soll als halböffentliche Aufenthaltsfläche auch für die angrenzenden Häuser geöffnet werden. In der Senefelder-und der Lindenspürstraße wollen die Studenten die Parkflächen neu ordnen. Die vorhandene Tiefgarage soll Ersatz bieten für die Parkplätze die wegfallen.

Parkplätze werden zu Gartenbeeten

Nur zwei Blocks weiter befindet sich ein weiteres Projekt, mit dem sich ebenfalls eine Studentengruppe beschäftigt hat, und zwar unter dem Motto: Innenhof aufräumen und Aufenthaltsqualität steigern. Es ist das Karree zwischen Johannes-, Breitscheidt-, Lindenspür- und Senefelder Straße. Es beeindruckte die Städteplaner durch seine grüne Mitte und das angesiedelte Mischgewerbe. „Andererseits ist der Außenbereich stark versiegelt. Dies wirkt sich negativ auf den Wasserablauf sowie auf das kleinräumige Klima und die Ästhetik der Zwischenräume aus“, kritisiert die Gruppe. Deshalb hat sie sich primär der Begrünung der Zwischenräume gewidmet. An der Breitscheidtstraße würden die Studenten die gestaffelt angeordneten Gebäude 74 und 76 abreißen, durch ein dreigeschossiges Wohnhaus ersetzen. So würde zusätzliche Fläche im Innenbereich gewonnen.

Den Innenhof aufräumen

Für dessen Gestaltung haben die Studenten neben Urban Gardening, Spielgeräten und dem Bau von Aufbewahrungsflächen für Mülleimer und Fahrräder einen ungewöhnlichen Vorschlag: Drei Glaskuben auf Pfählen. Zu ihnen führt jeweils eine Treppe hinauf, sodass jeder für sich kleine Aussichtsplattform auf den Innenhof bildet. Andererseits können unter den Glaswürfeln zum Beispiel Fahrräder oder Spielsachen abgestellt werden. Den leer stehenden Gebäudeteil der Gothaer Versicherung würden die Studenten in bezahlbaren Wohnraum umbauen.

Nutzungskonzept nach Berliner Vorbild

Eine weitere Studentengruppe erstellte ein Konzept für das frei werdende Areal von Wüstenrot und Württembergischer Versicherung am Feuersee. Die Architekten schlagen eine Mischnutzung von Handel und Wohnen vor, wobei sie den Schwerpunkt auf das Wohnen legen. Im nördlichen, privat genutzten Grundstücksfeld sollte der Baumbestand auf dem Tiefgaragendach erhalten bleiben. Im südlichen, öffentlichen Bereich schweben den Studenten unterschiedliche Nutzungskonzepte vor. Vorbild sind die Hackeschen Höfe in Berlin und so sollen auch hier die Innenhöfe in der Nachbarschaft zum Feuersee thematisch gegliedert werden: Einer für die Gastronomie, einer für den Einzelhandel und einer für Dienstleistungen. Das Gebäude mit Glasdach im Innenraum des Areals könnte Raum für verschiedene Start-up-Unternehmen bieten.

Bezirksbürgermeister Reinhard Möhrle schlug vor, alle Entwürfe an das Stadtplanungsamt weiter zu leiten, damit dieses deren Realisierungsmöglichkeiten prüft.