Viel Holz und gedämpftes Licht dominieren bei der Präsentation der edlen Tropfen. Foto: Mierendorf

Auch die Architektur spielt bei der Wahrnehmung und Vermarktung von Wein eine Rolle.

Suttgart/Fellbach - Sie sehen aus wie feine Juwelierläden, die ihre Schätze in edlen Vitrinen aus Holz und Glas präsentieren. Die Schmuckstücke heißen aber Weißburgunder, Johanniter oder Rivaner. Sie reifen heute auch nicht mehr in dunklen Kellern. Moderne, oft auf das Wesentliche reduzierte Kellerräume versprühen dabei manchmal den Charme einer Zahnarztpraxis. Dieser Kontrast muss aber kein Widerspruch sein, zeigt Andreas Gottlieb Hempel in seinem jetzt bei Callway erschienenen Buch "Architektur & Wein".

Baukultur und Weinkultur brauchen sich

Baukultur und Weinkultur brauchen sich beide, sagt Stefan Musil, der Präsident der Architektenkammer von Rheinland-Pfalz. Und Edwin Schrank, der Vizepräsident des deutschen Weinbauverbandes, sieht gar in größeren Baumaßnahmen in, an und von Gebäuden in Weinbaubetrieben eine gute Chance, das Profil des Betriebes am Markt zu schärfen. "Moderne Architektur gibt dem qualitätsorientierten Weinbau ein Gesicht", so Schrank. Professor Stefan Kippes von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen geht noch einen Schritt weiter: Oft gelinge es erst durch die Architektur, aus einer No-Name-Immobilie eine Marke zu machen.

Lokaltermin in Fellbach. Das Weingut Heid erhielt im Jahr 2007 den Deutschen Architekturpreis Wein für "die schnörkellose Gestaltung seiner Verkaufs- und Repräsentationsräume", so der Ausrichter des Wettbewerbs, die rheinland-pfälzische Architektenkammer. Das kleine Weingut liegt etwas versteckt in der Fellbacher Stadtmitte, etwas zurückversetzt in einem kleinen Hof. Bauherr Markus Heid muss schmunzeln bei der Frage, wie er es denn mit der Architektur halte. Letztendlich verstehe er seinen Wein wie auch die Architektur als einen Teil eines Lebensstils, bei dem es auf viele Kleinigkeiten ankomme, erklärt er mit dem Understatement eines Schwaben. Ihn habe das Thema Architektur schon immer interessiert. "Wir wollten etwas Zeitloses gestalten, das nicht protzt, sondern den Wein in den Mittelpunkt stellt", erklärt Heid. Unterstützung für seine Idee fand er in der Stuttgarter Architektin Christine Remensperger, die "in steter Auseinandersetzung mit dem Auftraggeber sich der gradlinigen Weinstilistik ihres Bauherren stellte", bemerkt dazu Autor Hempel in seinem Buch. Selbst Architekt, präsentiert er darin neben dem Weingut Heid aus Fellbach 41 weitere ausgewählte Weinbauten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol, die "in vorbildlicher Weise Wein und Architektur in Verbindung bringen". Darunter auch zwei weitere württembergische Betriebe wie das Staatsweingut Weinsberg und den Winzerhof Gierer in Nonnenhorn. Aber zurück nach Fellbach: ob sich der Umbau denn auch in Umsatzzahlen bemerkbar gemacht habe? Markus Heid hebt die Schultern, "er wisse es nicht".