Am Donnerstag hat die Keltenfürstin noch gezickt. Zwei Stunden hat sie die Besucher in Hülben im Regen stehen lassen. Dann erst hat sich die Türe öffnen lassen. Foto: Horst Rudel

Die Ausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ macht Station auf der Vorderen Alb. Die mobile Schau soll Appetit machen auf ein Heidengraben-Erlebnisfeld am Burrenhof bei Erkenbrechtsweiler.

Hülben/Erkenbrechtsweiler/ Grabenstetten - Die Dame ziert sich, an diesem nebligen Donnerstagmorgen auf der Schwäbischen Alb. So, als wolle sie das „Geheimnis der Keltenfürstin“ – ihr Geheimnis – nicht preisgeben. Da kann der Mann vom Sicherheitsdienst noch so viele geheime Zahlenreihen in die Tastatur neben dem Eingang tippen: das Tor, das den Zugang zu den museal aufbereiteten Schätzen der vor 2600 Jahren bestatteten Herrscherin freigeben soll, bleibt verriegelt.

Die Tage zuvor hat sich der seit dem 12. Mai beim Sportgeländes der Albgemeinde Hülben (Kreis Reutlingen) abgestellte Container dagegen problemlos öffnen lassen. Zum Glück für die 3500 Besucher, die die vor sechs Jahren aus einer Grabkammer unweit der Keltensiedlung Heuneburg (Kreis Sigmaringen) geborgenen Goldschätze bisher bewundert haben.

Bisher haben 3500 Besucher die Ausstellung gesehen

„Wir sind mit dem Zuspruch sehr zufrieden“, sagt Gerd Stegmaier, der als wissenschaftlicher Referent in Diensten der drei Gemeinden Hülben, Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler die Ausstellung vor Ort betreut. Mit der mobilen Präsentation, die zuvor lediglich auf der Heuneburg selbst, auf dem Schlossplatz in Stuttgart und auf der Landesgartenschau 2015 in Schwäbisch Gmünd Station gemacht hat, wollen die Albgemeinden auf ihr eigenes keltisches Erbe aufmerksam machen. Hier, auf der Vorderen Alb, hat der Heidengraben, ein Sicherungswall ungeheuren Ausmaßes, einst die mit 17 Quadratkilometern Fläche ausgedehnteste Keltensiedlung Europas umschlossen.

In einer gemeinsamen Anstrengung wollen die Standortgemeinden den historischen Schatz heben. Im ersten Schritt wird im kommenden Jahr ein Kelten-Erlebnispfad eingeweiht, der das Flächendenkmal in seinem gesamten Umfang erschließt.

Brückenschlag zwischen den beiden bedeutendsten keltischen Siedlungen in Europa

Als Mittelpunkt wird anschließend am Burrenhof ein Erlebnisfeld entstehen, das tiefere Einblicke in das vor mehr als 2000 Jahren dort existierende Gemeinwesen ermöglich. „Wir setzen auf modernste Medien, um die virtuell aufbereitete Keltenwelt mit der realen Umgebung zu verschmelzen“, sagt Stegmaier. Ziel sei es, den Pfad und das Erlebnisfeld ohne größere Eingriffe in die geschützte Landschaft des Biosphärengebiets zu integrieren.

„Die Ausstellung schlägt eine erste Brücke zwischen den beiden bedeutendsten keltischen Siedlungsplätzen in Europa“, sagt Stegmaier. Über diese Brücke soll es künftig zu einem engeren Austausch zwischen der frühkeltischen Heuneburg und dem wesentlich länger besiedelten Heidengraben kommen.

Wobei Stegmaier die Hoffnung nicht aufgibt, auch auf der Vorderen Alb ein dem Fürstinnengrab ebenbürtigen Fund zu machen. „Hier steckt noch viel im Boden. Wir haben bisher nur einen kleinen Blick durch das Schlüsselloch in die Vergangenheit geworfen“, sagt der Wissenschaftler, der schon im Auftrag der Universität Tübingen Grabungen am Heidengraben geleitet hat.

Dass zu einem so spektakulären Fund nicht nur archäologisches Gespür, sondern auch ein großes Maß an glücklicher Fügung gehört, kann Stegmaiers Kollegin Nicole Ebinger-Rist bestätigen. Sie hatte damals an der Heuneburg nach Holz gesucht und Gold gefunden. „Wir hatten das Holz benötigt, um eine dendrologische Altersbestimmung durchzuführen und sind auf das Fürstinnengrab gestoßen“, sagt die Bereichsleiterin für Archäologische Restaurierung im Landesamt für Denkmalschutz.

Erst Ausstellung gucken, dann wandern

Nicole Ebinger-Rist, die den jetzt in Hülben gezeigten Keltenschmuck in aufwendiger Kleinarbeit vom Ballast der Jahrtausende befreit hat, wird vom Donnerstag, 26. Mai, an allen vier restlichen Öffnungstage im Museumscontainer sein, um dort im Wechsel mit Gerd Stegmaier Führungen durch die Ausstellung anzubieten. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute das Umfeld viel besser verstehen und sich danach spontan dazu entschließen, um den Heidengraben selbst zu erwandern“, sagt sie.

Am Donnerstag hat sich die umgekehrte Herangehensweise bewährt. Zuerst wandern, dann die Ausstellung angucken – nach knapp zwei Stunden war der Defekt am Schloss schließlich behoben.