Für die Kinder war die Apfelschälmaschine, die Brigitte und Helmut Wirth vom WOGV Feuerbach in die Kita Forsthausstraße mitgebracht hatten, eine echte Attraktion. Foto: Friedel

Welches ist der Leckerste? Rot, gelb, grün, süß oder sauer. Kita-Kinder in der Tageseinrichtung Forsthausstraße probieren Äpfel und lernen nebenbei eine ganze Menge dabei.

Feuerbach - Beiß nicht gleich in jeden Apfel, er könnte sauer sein“, sang Wencke Myhre in den 1960er Jahren. Auf diesen Ratschlag aus der Schlager-Mottenkiste pfeifen die Kinder aus der städtischen Tageseinrichtung Forsthausstraße. Stattdessen beißen sie mit Genuss in all die Äpfel, die ihnen Brigitte und Helmut Wirth an diesem Morgen in die Kindertagesstätte mitgebracht haben – auch in die etwas säuerlichen. Das Obst in ihrem großen geflochtenen Weidenkorb stammt aus eigener Zucht und aus dem Garten des Ehepaars, das sich seit vielen Jahrzehnten im Wein-, Obst- und Gartenbauverein (WOGV) Feuerbach engagiert und sich mit den Feinheiten des Obstanbaus daher bestens auskennt.

Die Drei- bis Sechsjährigen schulen nicht nur ihre Geschmacksnerven

Die Apfelverkostung in der Kita kommt jedenfalls gut an: „Schmeckt lecker“, ist einhellig aus dem Munde der Kinder zu hören. Die Drei- bis Sechsjährigen unterziehen an diesem Morgen ein halbes Dutzend heimischer Apfelsorten einem Gütetest. Von sauer und saftig über süßsäuerlich bis süßfruchtig. So vielseitig wie die Geschmacksrichtungen, sind auch die Namen der Sorten: Sie heißen Topaz, Idared, Jonagold, Golden Delicious, Brettacher oder Glockenapfel.

Wobei das Ehepaar Wirth den Kindern nicht nur eine Sorte nach der anderen mundgerecht als Apfelschnitze zum Probieren reicht, sondern nebenbei auch viel Wissenswertes über das Lieblingsobst der Deutschen mitserviert. Zum Beispiel die Tatsache, dass es gar nicht so leicht ist, aus einem Apfelkern einen Baum zu ziehen: „Das dauert Jahre oder besser gesagt Jahrzehnte“, sagt Wirth. Und wie der Baum wächst, kann von Kern zu Kern höchst unterschiedlich sein. „Warum heißt der Glockenapfel eigentlich Glockenapfel“, fragt Helmut Wirth die Kinder. Er hebt ein Exemplar am Stil hoch und schwingt es hin und her. „Der schaut wie eine Glocke aus“, antwortet eines der Kinder.

Helmut Wirth gibt als Coach sein Wissen und seinen Erfahrungsschatz weiter

Der ehemalige Vorsitzende des WOGV Feuerbach darf sich neuerdings Obst- und Garten-Coach nennen. Im Kompetenzzentrum in Mühlacker hat Wirth einen Lehrgang besucht. Der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL) bietet die Zertifizierung in Zusammenarbeit mit der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg an. Das Pilotprojekt startete im November 2016. Zu Wirths Coaching-Aufgaben gehört, seinen Erfahrungsschatz und sein Wissen rund um die Themen Obstbau, Garten und Landschaft an die kommende Generation weiterzugeben. Deshalb geht er in Schulen und Kindertagesstätten. „Die Kinder lernen bei solchen Gelegenheiten, dass Lebensmittel nicht im Supermarkt oder Discounter wachsen“, erklärt die Kita-Leiterin Cornelia Vollandt-Bechert. Das sei keine Selbstverständlichkeit mehr.

Bevor die Kinder die Kostproben verzehren, dürfen sie den Apfelschäler bedienen: „Ein bisschen schaffen muss man da schon“, erklärt Wirth den acht Buben und sieben Mädchen das Gerät. Das sich drehende und ins Apfelgehäuse fräsende Metallteil wird von Hand bedient. Helmut Wirth spießt ein Exemplar am vorderen Ende der Maschine auf mehrere Zacken. „Wer will die Kurbel bedienen?“, fragt er nun die Kinder. Sofort heben sich sieben oder acht Arme. „Marie, jetzt kommst du dran“, sagt Vollandt-Bechert. Die Vierjährige erledigt flink ihre Aufgabe, und schon liegt ein schön geschälter und in schmale Ringe geschnittener Apfel auf dem Teller. Das Kerngehäuse hat die Vierjährige mit Hilfe der Apparatur nebenbei auch noch herausgeschnitten.

Praktische Lehrstunde trägt auch in den Köpfen der Kinder Früchte

Anschließend darf jedes der Kinder einen Apfelschnitz probieren: „Hm, der schmeckt wie ein Bonbon“, meint eines der Kinder und knabbert genüsslich daran. Golden Delicious und Jonagold kommen bei den Kleinen besonders gut an. Und schon ist die nächste Apfelsorte dran, ein Brettacher, säuerlich und ziemlich saftig ist er: „Der eignet sich auch zum Mosten und Kuchenbacken“, erklärt Wirth.

„Was kann man aus Äpfeln noch machen?“, fragt er die Kinder. „Apfelbrei, Kompott, Kuchen und Gelee“, fällt den Kita-Kindern ein. Den Apfelsaft hatten sie freilich ganz vergessen. So trägt die praktische Lehrstunde am Ende auch in den Köpfen der Kinder Früchte. Zur Belohnung gibt es schließlich noch Gummibärchen aus Fruchtsaft und ein Memoryspiel. Und natürlich die restlichen Äpfel im Korb.