Verkehrssituation in Rotenberg am vergangenen Sonntag: Für die Anwohner stehen vor allem an den Wochenenden kaum Parkplätze bereit Foto: factum/Granville

Stadtplaner und Anwohner diskutieren am Dienstagabend, wie Lösungen für das Verkehrschaos am Rotenberg gefunden werden können. Nicht ungefährlich: Die Feuerwehr kommt kaum noch durch.

Stuttgart - Lange hatte Jürgen Hummel es grummelnd beobachtet, ehe er öffentlich Alarm schlug. „Am Wochenende ist der komplette Ort regelmäßig lahmgelegt. Kein Feuerwehrauto, kein Krankenwagen kommt mehr durch“, beschrieb der für den Rotenberg zuständige Feuerwehr-Abteilungskommandant den verkehrstechnisch „nicht zumutbaren Zustand“. Der kleine Teilort oberhalb von Untertürkheim hat schon für seine rund 750 Bewohner kaum genügend Abstellmöglichkeiten für Autos. Und dann strömen an schönen Wochenenden Massen von Ausflüglern mit ihren Autos den Berg hoch und verstopfen Straßen und Gehwege.

Die Grabkapelle auf dem Württemberg ist mit ihrer exponierten Lage eines der attraktivsten Ausflugsziele der Gegend. Im vorigen Jahr wurden 34 000 Besucher gezählt. Hinzu kommen zahlreiche Wanderer, die von dort oben ihre Touren durch die idyllischen Weinberge starten.

Hummels Aufschrei führte über einen Antrag der Freien Wähler zu einem von Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel einberufenen Informationsabend. Mehr als 40 interessierte Bürger nahmen am Dienstag im Katholischen Gemeindezentrum St. Johannes in Untertürkheim die Gelegenheit wahr, um zusammen mit dem Bezirksbeirat und Christiane Wüsteney-Arbabi vom Stadtplanungsamt nach Lösungen und Auswegen aus dem Verkehrschaos zu suchen.

Viele Bürger, meist betroffene Anwohner, ließen in der Runde ihrem Frust freien Lauf, beließen es jedoch nicht bei Nörgeleien, sondern steuerten auch konstruktive Vorschläge bei. So schlug ein Anwohner eine Einbahnstraßenregelung vor, die der Staubildung an besonders engen Straßenabschnitten auf der Anhöhe entgegenwirken könnte. Andere dachten noch radikaler, als sie ein Sonntagsfahrverbot in die Runde warfen und die neue Regelung für die Hofener Straße als Vorbild nahmen. Dass aber anders als am Bad Cannstatter Straßenabschnitt am Neckarufer entlang beim Rotenberg ein ganzes Dorf betroffen und durch ein Fahrverbot abgeschnitten wäre, merkte an dieser Stelle nicht nur Bezirksvorsteherin Wenzel kritisch an. Deutlich mehr Chancen schien der Vorschlag von Anwohnern zu haben, speziell für Touristen einen Shuttlebus-Service von Untertürkheim hoch zum Rotenberg einzurichten. Bei gleichzeitig stark reduzierten Parkmöglichkeiten nahe der Grabkapelle soll Besuchern ganz die Wahl des öffentlichen Verkehrsmittels bis zum Zielort attraktiver gemacht werden. Problem nur: Auch in Untertürkheim fehlen Parkflächen.

Ein von der SPD-Fraktion eingebrachter Antrag, auf dem Flurstück 2/1 nahe der Markgräfler Straße ein zweigeschossiges Parkdeck für rund 45 Stellplätze zu bauen, fand weit mehr Gegner als Befürworter. „Noch mehr öffentliche Stellplätze bringen nur noch mehr Verkehr dort oben“, sagte ein Anwohner.

Mit der Einführung von Parkausweisen für Anwohner sollen deren Ansprüche gestärkt werden. Diesen und weitere Vorschläge nahm Christiane Wüsteney-Arbabi nach zwei Stunden Debatte mit auf den Heimweg. „Die Situation ist schlimm, wir müssen da was machen“, sagte die Mitarbeiterin des Stadtplanungsamts.