Es gibt Pläne für ein Bordell in der Ludwigsburger Weststadt. Foto: FACTUM-WEISE

Die Anwohner fürchten um ihr Viertel, vor Ort kursiert ein Flugblatt mit dem Aufruf zum Protest, und im Rathaus stapeln sich Beschwerden – ein Bauherr aus Kornwestheim hat mit Plänen zum Bau eines Bordells in der Ludwigsburger Weststadt eine Welle der Empörung losgetreten.

Ludwigsburg - Die Anwohner fürchten um ihr Viertel, vor Ort kursiert ein Flugblatt mit dem Aufruf zum Protest, und im Rathaus stapeln sich Beschwerden – ein Mann aus Kornwestheim hat mit Plänen zum Bau eines Bordells in der Ludwigsburger Weststadt eine Welle der Empörung losgetreten. Konkret geht es um fünf Garagen an der Daimlerstraße, für die eine Nutzungsänderung beim Baurechtsamt beantragt wurde: zur Vermietung „mit bordellähnlichem Charakter“.

Beim Inhaber der Garagen handelt es sich um Thomas Rettig, der im Kreis mehrere Immobilien besitzt und diese unter anderem an das Landratsamt vermietet, das in den Gebäuden dann Asylbewerber unterbringt. Die Garagen an der Daimlerstraße wollte Rettig ebenfalls zu einem Asylbewerberheim umbauen, ist dann aber radikal umgeschwenkt. Der Grund: Die Anwohner hätten massiv gegen das Heim protestiert, weshalb die Stadt ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht habe. Auch den Bau eines kleinen Garni-Hotels habe ihm das Amt untersagt. Nur deshalb und quasi „aus Trotz“ habe er jetzt die bordellähnlichen Zimmer beantragt. „Die Stadt kann mir ja nicht alles verbieten.“ Auch die Anwohner kritisiert Rettig: „Wenn sie kein Bordell wollen, hätten sie sich nicht gegen das Asylbewerberheim wehren sollen.“

Die Anwohner fürchten, dass vor ihren Augen eine Art Straßenstrich entsteht. „Wenn man die Garagen sieht, kann man sich vorstellen, wie das ablaufen würde“, sagt Steffen Ripke, der in der Nähe wohnt. „Die Frauen stehen vor den Türen, und die Kunden fahren da lang, um sich alle anzuschauen.“ Zwar handle es sich um ein Gewerbegebiet, aber es gebe im direkten Umfeld der Garagen viele Wohnungen, in denen Familien lebten, also auch Kinder.

Nachbar verteilt Flugblätter

Ein Nachbar hat kürzlich ein Flugblatt verteilt und darin alle Anwohner aufgefordert, bei der Stadt zu protestieren – viele sind dem Aufruf gefolgt. Dabei darf bezweifelt werden, dass Rettig mit seinen Bordellplänen je Erfolg haben wird. Unabhängig von dem konkreten Fall hat der Gemeinderat für das Gebiet einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der Vergnügungsstätten verbietet, also auch Bordelle. Weil dieser Plan noch nicht beschlossen ist, greift eine Veränderungssperre. „Wir warten ab“, sagt Albert Geiger, der Leiter des Baurechtsamts. Das letzte Wort haben die Stadträte, die sich nach den Ferien mit der Problematik befassen werden. „Auch die Einwände der Bevölkerung werden berücksichtigt“, betont Geiger, der zudem Rettigs Darstellung zurückweist. Es habe „einzelne Einwände“ gegen die Pläne für das Asylbewerberheim gegeben, aber keinesfalls einen Proteststurm. Der Umbau der Garagen zu einem Asylbewerberheim oder Garni-Hotel sei gemäß dem an dieser Stelle geltenden Baurecht schlicht unzulässig.

Kurios ist: Selbst Thomas Rettig, der Bauherr, distanziert sich von dem Vorhaben, obwohl es sein eigenes ist. „So etwas würde ich nie selbst betreiben“, sagt er. „Wenn überhaupt, würde ich die Garagen an jemanden vermieten, der sich in diesem Milieu auskennt. Meine favorisierte Lösung wäre immer noch ein Asylbewerberheim.“ Dafür, sagt er, würde er viel Geld in die Hand nehmen, eine zweite Etage bauen und Platz für bis zu 30 Bewohner schaffen.

Das Verhältnis zwischen Rettig und der Stadt ist längst zerrüttet. Weil Rettig ohne Genehmigung die Garagentore zumauern und Türen einbauen ließ, hat das Baurechtsamt ihm ein Bußgeld aufgebrummt: 150 Euro. Das wird er verschmerzen, aber es läuft alles darauf hinaus, dass er sich ein neues Projekt ausdenken muss, kein Heim, kein Hotel, kein Bordell. „Ein Lager, eine Produktionsstätte, ein Handwerksbetrieb - all das könnte er dort machen“, empfiehlt Geiger. „Aber das will er offenbar nicht.“