Ausweg aus der Diesel-Krise? Der neue Dieselmotor von Mercedes soll nicht nur auf dem Prüfstand die Grenzwerte einhalten, sondern auch in der Realität Foto: Daimler

Dem Elektroauto gehört die Zukunft – daran gibt es kaum noch Zweifel. Doch welche Zukunft haben die Verbrennungsmotoren, die in der Region bisher die Fabriken auslasten?

Stuttgart - Der Daimler-Konzern hat sich für die kommenden Jahre vorgenommen, Schritt für Schritt in die neue Autowelt zu wechseln. Dabei werden die Grenzen zwischen den Technologien verschwimmen.

Diesel- und Benzinmotor

Innerhalb der vergangenen 20 Jahre sei bei den Verbrennern der Ausschluss des Treibhausgases Kohlendioxid halbiert worden, sagt Jürgen Schenk, Direktor e-Drive-Integration bei Daimler. Und die Entwicklung geht weiter – auch beim Diesel, über den in den vergangenen Monaten viele „Falschbehauptungen und Halbwahrheiten“ verbreitet worden seien, wie Forschungsvorstand Thomas Weber meint. Für den Konzern kommt der neue Dieselmotor OM 654, der in Untertürkheim und im thüringischen Kölleda hergestellt wird, somit genau zur richtigen Zeit: Dieses Aggregat, an dem so lange vor der VW-Diesel-Affäre gearbeitet wurde, unterschreitet den Grenzwert von 80 Milligramm Stickoxid pro Kilometer um mehr als die Hälfte – auch bei niedrigen Temperaturen, bei denen die Abgasreinigungsanlage zuvor gedrosselt worden war. Der Prüfkonzern Dekra testete den Motor bereits erfolgreich über einen Temperaturbereich von 0 bis 25 Grad - nach Daimler-Angaben ist aber davon auszugehen, dass er die Grenzwerte auch weit im Minusbereich noch einhält.

Manche Lösung ist dabei so einfach, dass man sich fragen kann, warum man nicht früher darauf gekommen ist. So benötigt die Abgasreinigungsanlage, die Stickoxid aus den Abgasen entfernt, eine Mindesttemperatur, damit sie nicht verstopft und letztlich den Motor beschädigt. Da diese Anlage nun unmittelbar am Motor angebaut wird, erwärmt sie sich viel schneller und stärker, was sie unempfindlicher gegen niedrige Außentemperaturen macht. Eine einfache Mulde im Kolben sorgt überdies von vornherein für eine bessere Verbrennung. Der neue Motor braucht in der neuen E-Klasse gerade noch vier Liter pro 100 Kilometer; seine Technologie soll künftig in einer breiten Palette von Baureihen zum Einsatz kommen. Auch im Benziner sieht Daimler weiteres Potenzial und hat drei Milliarden Euro investiert, um nach dem Diesel auch den Ottomotor mit Partikelfilter zu versehen.