Neu ist, dass in der Stauferstraße nun insgesamt 92 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Foto: Schmierer

Nach der Nutzung durch den Rems-Murr-Kreis soll das Areal die Platznot bei der Anschlussunterbringung ein wenig lindern.

Schmiden - Auch wenn sich die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge im Vergleich zu 2015 drastisch reduziert hat, wird ein bereits bisher als Gemeinschaftsunterkunft genutztes Gebäude in der Stauferstraße 9 als Wohnheim für Asylbewerber erhalten bleiben. Das hat der Fellbacher Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen. Gedacht ist an eine Belegung bis voraussichtlich März 2019 – so lange steigt die Stadt Fellbach in den bisher über den Rems-Murr-Kreis laufenden Mietvertrag für den Gebäudekomplex ein.

Statt für die Erstunterbringung soll das zum Stadtteil Schmiden gerechnete Areal künftig allerdings für die so genannte

Für die Anschlussunterbringung ist nicht der Kreis, sondern die Kommune zuständig

Anschlussunterbringung von Flüchtlingen dienen. Für diese Plätze ist nicht mehr der Kreis, sondern die jeweilige Kommune zuständig. Sie muss dafür sorgen, dass auch Menschen, die länger als 24 Monate in der Erstaufnahme zugebracht haben, ein Dach über dem Kopf erhalten. Auch um Flüchtlinge, die einen genehmigten Asylantrag in der Tasche haben oder nicht abgeschoben werden können, kümmert sich die Stadt.

In Fellbach besteht nach aktuellen Zahlen noch erheblicher Nachholbedarf. Mit einem Bett versorgt sind bisher in der Anschlussunterbringung nämlich gerade mal 28 Flüchtlinge. Nötig wären fürs laufende Jahr aber 129 belegbare Plätze für Asylbewerber. Und: Im Oktober hat das Landratsamt der Stadt mitgeteilt, dass sie im kommenden Jahr gar mit 345 Menschen in dieser zweiten Stufe rechnen muss.

Die Stadt Fellbach hat deshalb bereits zum 1. November die Flüchtlingsunterkunft im Roncalli-Haus im StadtteilOeffingen über den Landkreis angemietet. Um Platz für die Anschlussunterbringung zu schaffen, mussten die in der ehemaligen Berufsbildungsstätte wohnenden Flüchtlinge ihre Sachen packen und aufs frühere Freibad-Gelände an der Esslinger Straße umziehen. Der Fellbacher Freundeskreis für Flüchtlinge protestierte gegen die Entscheidung: „Sie dürfen nichts mitnehmen und müssen in den Containern wieder neu anfangen – mit Metallspind, Metallbett und einer nicht entflammbaren Schaumstoffmatratze“, sprach Andrea Weis von einer „unverhältnismäßigen Maßnahme“.

Im Roncalli-Haus kommen auch in der Anschlussunterbringung nur 60 Menschen unter

Allerdings kommen im Roncalli-Haus auch in der Anschlussunterbringung gerade mal 60 Menschen unter. Linderung bei der Platznot soll nun das Gebäude an der Stauferstraße 9 bringen. Die Stadt Fellbach steigt in den Mietvertrag für das einst als Praxisstandort bekannte und zuletzt für einen Vertrieb für Bürobedarf genutzte Gebäude ein, der monatliche Mietpreis wird in einer Gemeinderatsvorlage mit rund 18 000 Euro beziffert. Allerdings bleibt es nicht bei den Raumkosten: Weil die Unterkunft zumindest zeitweilig durch einen Hausmeister betreut werden muss, fällt ein Personalbudget an; auch die Ansprechzeiten durch den Sozialdienst der Stadt wollen organisiert sein. Außerdem fallen Kosten für Einrichtung und den Unterhalt des Gebäudes an. Der Fellbacher Finanzdezernent Günter Geyer rechnet mit Kosten von insgesamt 640 000 Euro für die Vertragslaufzeit – und hofft darauf, dass die Ausgaben durch Erstattungen weitgehend gedeckt werden.

Neu ist, dass in der Stauferstraße nun insgesamt 92 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Bisher war das Areal nur für eine Belegung mit 60 Plätzen vor allem für Familien vorgesehen. Große Spielräume hat das Rathaus freilich nicht: „ Sowohl privater als auch städtischer Wohnraum kann aktuell mangels Angebot nicht erbracht werden“, heißt es in einem Rathauspapier.