Die Anlegestelle beim Berger Steg ist nicht der schönste Platz, um in der Landeshauptstadt anzukommen. Foto: Annina Baur

Die Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe am Cannstatter Wasen ist kein schöner Ort, um Touristen willkommen zu heißen, da sind sich alle einig. Bis zur Umgestaltung ist es trotzdem noch ein langer Weg.

Bad Cannstatt - Sie ist auf den ersten Blick kaum auszumachen, die Anlegestelle der MS Casanova, des einzigen Kreuzfahrtschiffs, das in Stuttgart Station macht. Jeden zweiten Samstag im Monat wirft das 103 Meter lange Schiff aus der Flotte des Anbieters Nicko Tours seit März 2010 den Anker am Cannstatter Wasen aus. Etwa auf Höhe des Berger Stegs befindet sich die unscheinbare Anlegestelle, verborgen hinter einer dichten Hecke. Kein Schild weist auf den Anleger hin, der nur vom Wasser oder dem Berger Steg aus zu erkennen ist.

Lust auf Bad Cannstatt und Stuttgart macht dieser eher triste Ankunftsort für die Kreuzfahrer nicht unbedingt. Und auch viele Bewohner von Stuttgarts größtem Stadtbezirk dürften vermutlich nicht einmal ahnen, dass der Wasen seit mehr als vier Jahren Stopp einer Flusskreuzfahrt zwischen Saarbrücken und Stuttgart ist. „Es ist wirklich nicht die schönste Anlegestelle“, sagt Luise Henke vom Anbieter Nicko Tours. Man merke, dass der Neckar in Stuttgart keine große Rolle spiele, im Gegensatz zu anderen an Flüssen gelegenen Städten. „Natürlich würden wir uns über eine Alternative freuen“, so Henke. Diese sei aber schwer zu finden, da die Casanova aufgrund ihrer Länge an keiner anderen Stelle in Stuttgart anlegen könne.

Bei Veranstaltungen muss das Schiff ausweichen

Trotzdem betont das Stuttgarter Unternehmen, dass die Anlegestelle kein Problem sei: „Wir bekommen deshalb keine Beschwerden von unseren Passagieren.“ Dank von Nicko Tours organisierter Transfers vom Hauptbahnhof direkt an den Wasen oder eigens angefertigter Lagepläne würden alle die unscheinbare Stelle gut finden, das Programm sei darauf abgestimmt: „Stuttgart ist in erster Linie ein Ein- und Ausschiffhafen mit relativ geringer Aufenthaltszeit“, so Henke. Die Casanova lege Freitagabend gegen 21.30 Uhr am Wasen an und mache sich samstags um 15 Uhr wieder auf die Fahrt über Rhein und Mosel nach Saarbrücken. Die Stadtrundfahrt durch Stuttgart werde von vielen Passagieren wahrgenommen, sogar dann, wenn die MS Casanova während Volks- und Frühlingsfest und anderen großen Veranstaltungen auf eine Anlegestelle bei Ludwigsburg-Hoheneck ausweichen müsse.

Auf der Tour, die von keinem anderen Anbieter angeboten wird, sei ohnehin die Fahrt das größte Erlebnis: „Der Neckar ist wegen seiner zahlreichen Schleusen und niedrigen Brücken schwierig schiffbar“, sagt Henke. Das mache die Strecke spannend für die Passagiere und lasse den weniger schönen Anleger schnell vergessen.

Die Neugestaltung dauert noch

Auch Hermann-Lambert Oediger vom Stadtplanungsamt gibt zu: „Der Empfang ist verbesserungswürdig, eine neue Gestaltung muss sein.“ Er wundert sich, dass der Betreiber der Flusskreuzfahrten nicht bereits selbst aktiv geworden ist: „Über das Aufstellen von Hinweisschildern oder Bänken wäre man sich sicher einig geworden“, sagt Oediger. Die Stadt habe bisher nichts unternommen, weil die geplante Umgestaltung des Wasenufers abgewartet werden soll. „Zweimal anzufangen bringt nichts.“ Die Aufwertung des Neckarufers am Wasen sei ein zentraler Punkt des insgesamt 18 Maßnahmen umfassenden Katalogs zur Verschönerung des Landschaftsparks Neckar, unter anderem schweben den Stadtplanern eine große Treppe zum Wasser hin, ein dem Radweg vorgelagerter Fußweg am Ufer sowie eventuell ein kleiner Gastronomiebetrieb vor.

Zurzeit arbeiten Stadtplanungsamt und beauftragte Fachbüros an der Entwurfsplanung, dabei spielt laut Oediger auch die Gestaltung einer Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe eine Rolle. Das Planfeststellungsverfahren steht im kommenden Jahr an. Erst danach können die Planungen vertieft und dann auch realisiert werden.