Die Stimmung unter Mannheims Muslimen ist angespannt. Foto: dpa/Symbolbild

Nach dem Angriff auf einen Koranlehrer in Mannheim sind viele Muslime in der Stadt besorgt. Die Suche nach den Tätern läuft. Indes geht es dem Opfer besser.

Mannheim - Zwei Tage nach dem Angriff von Unbekannten auf einen Koranlehrer in Mannheim sorgen sich dort viele um das harmonische Zusammenleben verschiedener Kulturen in der Stadt. „Dass Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit bedroht, verfolgt und geschlagen werden, ist ein ganz furchtbarer Gedanke“, sagte der integrationspolitische Sprecher der SPD Mannheim, Petar Drakul, am Mittwoch. „Wir hoffen auf eine schnelle Aufklärung der Tat“, erklärte eine Sprecherin der Stadt.

Allerdings hat die Polizei noch keine Erkenntnisse zu den Tätern. Die Befragung von Nachbarn im Stadtteil Seckenheim habe die Ermittler nicht weitergebracht, sagte ein Polizeisprecher. Dem Vernehmen nach war der Koranlehrer Bektas Cezik von den drei Angreifern wegen seines Barts als Salafist beschimpft. Ein Zeuge soll den Überfall am Sonntagabend mitbekommen haben. Die Polizei hofft, dass er sich meldet und zur Aufklärung der Tat beitragen kann.

Cezik ist Mitglied des Moscheevereins Milli Görus (IGMG), der neben der Religionsgemeinschaft Ditib als größter muslimischer Verband in Deutschland gilt. Auch wenn dieser mit antidemokratischen Haltungen in Verbindung gebracht wird, gilt Cezik in Mannheim als engagierter Befürworter einer offenen Stadtgesellschaft. Er ist Mitglied der SPD und Ansprechpartner städtischer Gremien in Migrationsfragen. Der vor allem in der Mannheimer Fatih-Moschee lehrende Geistliche sei ein ruhiger und besonnener Mann und sehr hilfsbereit, sagte der Vorsitzende der in Ditib organisierten Türkisch Islamischen Gemeinde zu Mannheim, Bilal Dönmez.

"Leute sind vorsichtig geworden"

In Mannheim hätten sich die Muslime immer wohlgefühlt, es habe nie solche Angriffe gegeben, sagte Dönmez. Jetzt habe sich die Stimmung verändert. „Die Leute sind vorsichtig geworden.“ Für ihn gebe es keinen Grund, an den Angaben Ceziks zum Hergang des Überfalls zu zweifeln, sagte Drakul, der auch stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Mannheim ist. „Es darf kein Klima der Angst geben.“ Die 12.000 Teilnehmer der Mannheimer Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit und die Pegida-Bewegung „gegen die Islamisierung des Abendlands“ hätten am vergangenen Samstag gezeigt, dass Mannheim für ein Klima der Offenheit und Toleranz einstehe.

In seinem Facebook-Profil schrieb Cezik, es gehe ihm besser. Er habe lediglich Prellungen erlitten. Auch habe er viel Solidarität erfahren. Dies zeige, „wie vielfältig, tolerant und weltoffen in Mannheim gelebt wird“. Jetzt vertraue er den Ermittlungen der Polizei und wolle sich öffentlich vorerst nicht mehr zu dem Geschehen äußern.

Nach Informationen der Zeitung „Mannheimer Morgen“ hatte der Koranlehrer Erfahrungen mit Anfeindungen. Er sei im Jahr 2004 schon einmal Ziel eines Angriffs gewesen, sagte der 45-Jährige dem Zeitungsbericht zufolge. Danach sei er auf der Intensivstation gelandet und habe unter Angstzuständen gelitten. Depressionen hätten ihn in die Frührente gezwungen. Auch seien Drohbriefe bei seiner Familie eingegangen, berichtete die Zeitung.