Foto: Leif Piechowski

Turner war mit dem größten Budget ins Rennen gegangen. Er musste sich im ersten Wahlgang dennoch Kuhn geschlagen geben.

Stuttgart - Es hätte alles so gut laufen können. Selbst sein alter Klassenlehrer vom Karls-Gymnasium war gekommen, einer, der einst Cannstatter Juso-Vorsitzender und dann 25 Jahre bei der SPD war und der jetzt, wie der pensionierte 73-Jährige sagt, „zum ersten Mal einen CDU-Kandidaten gewählt“ hat. Doch selbst dieser ungewöhnliche Wechselwähler, der sich am Sonntagabend im Ratskeller eingefunden hat, nutzt Sebastian Turner nichts. Der gemeinsame Kandidat von CDU, FDP und Freien Wählern wird nur Zweiter.

So voll war der Herzog-Eberhard-Saal im Ratskeller schon lange nicht mehr. Aber irgendwie hatten es viele geahnt, hinter vorgehaltener Hand natürlich. „Der Kuhn hat halt einen Promi-Vorteil“, sagt einer. Und der alte Klassenlehrer weiß, dass sein Schüler „immer sagt, was er denkt, und das kam auch früher nicht immer gut an“.

Dann kippt die Partie. Turner fällt zurück

Doch dann kommt das Spiel ins Rollen – und die ersten 40 Minuten fühlen sich die Turner-Unterstützer im Ratskeller wie Gewinner. Turner vorn! Koin Kuhn! „Die Umfragen“, macht sich CDU-Geschäftsführer Roger Schenk Mut, „haben nicht das widergespiegelt, was wir auf der Straße gehört haben.“ Das Büfett wird eröffnet, für „die Zitterpartie“. FDP-Kreisvorsitzender Armin Serwani war schon immer optimistisch: „Wir konnten in den letzten Tagen noch einige Zweifler motivieren“, sagt er. Auch der Fraktionsvorsitzende Bernd Klingler, anfangs nicht gerade erklärter Turner-Freund, sei längst auf Linie.

Dann kippt die Partie. Turner fällt zurück. War er nicht der geeignete Kandidat? „Hinterher maulen ist unsportlich“, sagt ein Christdemokrat. Und Freie-Wähler-Kreisvorsitzender Peter Eichinger betont: „Turners Nominierung war richtig, und wir würden das wieder so machen.“ Er hätte auch einer von den Freien Wählern sein können.

CDU-Kreischef Stefan Kaufmann gibt sich kämpferisch

Dann kommt Turner, gelassen, rote Krawatte mit blauen Marienkäfern drauf. „Das war die, die vorne im Schrank hing“, sagt er und betritt um 19.12 Uhr den Herzog-Eberhard-Saal, der plötzlich tobt, als feierten hier die Gewinner. CDU-Kreischef Stefan Kaufmann, der Turner gegen Widerstände durchgedrückt hat und jetzt selbst in die Kritik gerät, gibt sich kämpferisch: „Das ist Ansporn für uns“, ruft er. „In zwei Wochen werden wir es packen!“ Jubel, Bravo-Rufe.

Andere sehen den Abend nüchterner. „Kopf an Kopf, schön wär’s“, murmelt eine CDU-Stadträtin. Regionalrätin Christine Arlt-Palmer, Ehefrau des Ex-Staatsministers, der bei der letzten OB-Wahl mit einer Ohrfeige von sich reden machte, beschönigt nichts: „Ganz bitter!“

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