Wo derzeit nur Schutt und Asche zu sehen ist, soll möglichst schnell ein neues Gebäude für Asylbewerber entstehen Foto: dpa

Die Gemeinde Weissach im Tal will an der Stelle der in Flammen aufgegangenen Asylbewerberunterkunft ein neues Flüchtlingsheim bauen. Bürgermeister Ian Schölzel plant nach eigenen Worten ein Haus mit 20 Plätzen für Flüchtlinge.

Weissach im Tal - Der Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Weissach im Tal (Rems-Murr-Kreis) erklärt, dass der Rathauschef die Mitglieder des Gemeinderats für den kommenden Donnerstag zu einer Besprechung eingeladen habe. Bei diesem Termin werde Ian Schölzel den Räten vorschlagen, das am Montagmorgen bis auf die Grundmauern niedergebrannte Haus in der Welzheimer Straße wieder aufzubauen.

„Wir wollen uns bei diesem Treffen ein Meinungsbild einholen und mit den Gemeinderäten, die nicht im Urlaub sind, einen Wiederaufbau erörtern“, erklärt der Amtsleiter am Donnerstag. Scharer geht davon aus, dass Ian Schölzels Vorschlag breite Zustimmung bekommen wird: „Ich denke, das steht außer Frage. Alles andere würde mich ehrlich gesagt in den Grundfesten erschüttern.“ Den Wiederaufbau an sich müsse der Gemeinderat nach der Sommerpause offiziell beschließen, erläutert Rudolf Scharer das Prozedere. Anschließend könne es schnell losgehen mit den Bauarbeiten – schließlich wolle man möglichst wenig Zeit verlieren.

Neubau für 20 Menschen

Auf dem Grundstück in der Unterweissacher Ortsmitte soll ein neues Gebäude errichtet werden, das wie der Vorgängerbau Platz für rund 20 Menschen bietet. „Über die Innenaufteilung müssen wir uns noch intensiv Gedanken machen. Da wir nicht wissen, wer kommt, Einzelpersonen oder Familien, sollte alles so flexibel wie möglich gestaltet werden.“ Die Reste des bis auf die Grundmauern abgebrannten Hauses müssen laut Rudolf Scharer vorerst stehen bleiben, denn das Areal befindet sich laut der vor einigen Jahren erstellten Hochwassergefahrenkarte in einem Bereich, der eigentlich nicht neu bebaut werden darf. „Wir können die Mauern daher erst abreißen, wenn der Bau tatsächlich beginnt.“

Aus Sicht der Polizeiermittler könnte die Gemeinde hingegen bereits jetzt mit den Baumaßnahmen loslegen, da sämtliche Untersuchungen am Brandort abgeschlossen sind. Derzeit sei man mit Laboruntersuchungen zur Brandursache beschäftigt, sagt Klaus Hinderer, der Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen: „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten bis zum Anfang der nächsten Woche abgeschlossen sind. Dann erwarten wir weitere Aufschlüsse.“

"Wollen keine Bürgerwehr im Ort"

Parallel zu den bauplanerischen Aktivitäten laufen nach Rudolf Scharers Auskunft Überlegungen für ein Sicherheitskonzept in der Kommune. „Wir werden als Gemeinde nicht darum herumkommen“, ist die Einschätzung des Amtsleiters. So etwas müsse jedoch gut durchdacht und eng mit der Polizei abgestimmt werden. Einem Schnellschuss erteilt Scharer eine Absage: „Wir wollen keine Parallelstrukturen aufbauen und keine Bürgerwehr im Ort.“

Die Idee des Weissacher Bürgermeisters, pensionierte Polizeibeamte zum Schutz von Asylunterkünften mit ins Boot zu holen, hat laut Rudolf Scharer bereits zu ersten Reaktionen geführt: „Ein Polizeibeamter aus Stuttgart, der von dem Vorschlag in der Zeitung gelesen hat, hat sich per E-Mail bei mir gemeldet. Er wäre bereit, sich in irgendeiner Form zu engagieren. “

Helfen – das sollen auch die Christen im Rems-Murr-Kreis. Dazu haben am Donnerstag die Vertreter der drei evangelischen Dekanate im Landkreis aufgerufen. „Als Christen sind wir verpflichtet, allen Menschen, die auf der Flucht sind, weil ihr Leben bedroht ist, zu helfen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Mehrere Initiativen laden zudem für Samstag zu einer antirassistischen Kundgebung ein. Sie beginnt um 11 Uhr am Obstmarkt in Backnang.