Anders Trentemøller Foto: Promo

Anders Trentemøller ist ein dänischer ­Elektronikkünstler, der keine Scheuklappen kennt. An diesem Sonntag tritt er mit seiner Band in Schorndorf im Club Manufaktur auf.

Stuttgart - Anders Trentemøller ist ein dänischer Elektronikkünstler, der keine Scheuklappen kennt. An diesem Sonntag tritt er mit seiner Band in Schorndorf im Club Manufaktur auf.

Herr Trentemøller, Sie haben mit der Musik in einer Rockband angefangen. Ist das der Traum eines jeden Jungen?
Bestimmt. Bei mir hat das mit der Musik schon angefangen, als ich fünf Jahre alt war. Ich habe auf dem Klavier zu der Musik aus dem Radio gespielt. Später habe ich alles Mögliche gesammelt, das einen Sound macht. Und als Teenager habe ich mich mit ein paar Freunden zusammengetan, um meine erste Band zu gründen.
Welche Musik hat Sie damals inspiriert?
Wir haben uns gar nicht so sehr mit unseren Einflüssen auseinandergesetzt. Es klang aber schon nach Coverversionen von Beatles- und Stones-Liedern. Mit 17 Jahren ging es los, dass ich Bands wie The Smiths, The Cure oder auch Echo & The Bunnymen für mich entdeckte. Das prägte dann den New-Wave-Sound meiner Band.
Wie kommt man von einer Rockband zur elektronischen Musik?
Es gab da diese Band namens Suicide. Die schaffte es, ihren Punksound mit elektronischer Musik zu kombinieren. Für mich war das regelrecht bahnbrechend. Natürlich sind auch Kraftwerk großartig. Für mich persönlich aber waren Suicide sehr wichtig. Die klangen dreckiger, mehr nach Punk. Das waren meine ersten elektronischen Helden. Ich habe mich sehr mit elektronischer Musik auseinandergesetzt, doch irgendwann langweilte die mich. Diese Minimal-Szene war doch sehr öde. Es fehlte der Musik einfach an Melodien. Diesen elektronischen Sound machten die an ihrem Laptop, es klang clean und steril. Der Musik fehlte der Mumm. Inzwischen bin ich bei der Musik da angelangt, dass sie nicht mehr nur elektronisch ist.
Kommt es denn am Ende nicht einfach auf die Melodie an?
Melodie und Sound sind elementar. Der Sound definiert eine Band. Als Teenager waren The Cure eine meiner absoluten Lieblingsbands. Ihre Alben höre ich mir immer noch sehr oft an, weil sie ihren ganz eigenen Sound haben. Nicht nur die Stimme von Robert Smith, sondern auch die Gitarre, das Schlagzeug, der Bass.
Sie waren auch DJ.
Ja, aber das ist nicht so schwierig. Man spielt halt die Musik von anderen. Meine eigene Musik mit einer Band zu spielen ist viel spannender.
Sie sind ständig unterwegs.
Das stimmt. Aber ich arbeite auch wirklich isoliert an neuer Musik. Ich bin da für einige Monate ganz allein in meinem Studio. Ich spiele nicht einmal meiner Freundin die Musik vor, bevor die Stücke fertig sind. Live zu spielen ist großartig. Es ist ein Geschenk, dass die Leute zu meinen Konzerten kommen.
Auf Ihrem Album „Lost“ sind Künstler wie etwa Low, Jana Hunter oder Kazu Makuni dabei. Mit wem wollen Sie noch zusammenarbeiten?
Es war toll, mit diesen Künstlern zusammenzuarbeiten. Die Songs haben nach Stimmen verlangt. Und ich selbst kann nicht singen. Ich denke aber nicht darüber nach, wer beim nächsten Album dabei sein könnte. Es geht mir immer um das große Ganze. Und es war viel Arbeit, das Gefühl für das Album zu produzieren. Viele Leute hören nicht mehr so altmodisch Musik, dass man sich eine Platte vom ersten bis zum letzten Stück anhört. Da hören sie was auf iTunes, dann dort was auf Spotify, einen Song auf einem Blog. Das ist in Ordnung. Doch ein ganzes Album nimmt einen mit auf eine Reise. Das ist doch, wie wenn man einen Film anschaut.
Sind Sie traurig darüber, dass sich der Musikkonsum so veränderte?
Durchaus. Aber andererseits sind die jungen Leute sehr interessiert. Es erscheint so viel neue Musik. Wenn sie einen Künstler wirklich mögen, dann kaufen sie auch das Album und hören es von Anfang bis Ende. Ich verstehe es aber durchaus, da es so viele Möglichkeiten gibt. Man braucht Zeit und Raum in seinem Alltag, um ein Album zu hören. Vielleicht bin ich da etwas altmodisch.
Manchmal ist es gut, etwas altmodisch zu sein. Zurück zur Bühne: Sie waren schon auf Tour mit Depeche Mode.
Das war verrückt. Ich mochte sie schon als Teenager. Vor meinen alten Idolen in den großen Stadien aufzutreten war großartig. Nach einer Show in der Londoner O2-Arena traf ich Martin Gore an der Bar, und er sagte mir, dass er ein großer Fan meiner Musik sei. Verrückte Welt!
 
Seit 2007 tourt er mit Live-Band. Dabei  trifft Krautrock auf Elektronik. Nachzuprüfen ist das an diesem Sonntag von  20.30 Uhr an in der Manufaktur in Schorndorf. Tickets unter www.musiccircus.de.