Die höhere Öko-Abgabe kostet private Haushalte mehr Geld. Foto: dapd

Tausende Firmen könnten im kommenden Jahr Strompreisrabatte einstreichen. Die Sparbeträge liegen nicht selten im sechsstelligen Bereich.

Stuttgart/Berlin - Verbraucher zahlen wegen der Förderung von Öko-Energieträgern immer mehr für Strom – viele Firmen zahlen dagegen immer weniger. Seit dem Jahr 2011 hat sich die Zahl der Strompreisrabatte für Firmen stark erhöht; ein Trend, der auch im kommenden Jahr anhalten wird.

Nach Daten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) profitieren 2012 genau 734 Firmen von einer teilweise sehr stark reduzierten EEG-Umlage. Diese beträgt aktuell 3,59 Cent und wird im kommenden Jahr auf knapp 5,3 Cent je Kilowattstunde ansteigen. Haushalte zahlen sie voll. Für 2013 liegen der Bafa bereits heute 2023 Anträge auf Befreiung vor. Experten schätzen daher, dass sich die Zahl der begünstigten Betriebe 2013 auf 1600 erhöhen wird. Konkret bedeutet das für die Haushalte: Ohne die zahlreichen EEG-Privilegien könnte die Umlage um rund 1,5 Cent niedriger liegen, das schätzt zumindest der Bund der Energieverbraucher. Für einen Mehrpersonenhaushalt würde das eine jährliche Einsparung von 52,50 Euro bedeuten.

Die Firmen rechnen mit ganz anderen Beträgen und kämpfen daher mit Zähnen und Klauen für ihre Ökorabatte. Nur wenige wagen sich mit konkreten Zahlen an die Öffentlichkeit – wie etwa die Uckermärker Milch GmbH. Die mittelständische Molkerei spart durch den Stromrabatt nach eigenen Angaben etwa 350.000 Euro im Jahr. Bei Konzernen können aber auch leicht Millionenbeträge zusammenkommen.

Groben Schätzungen zufolge summieren sich die Rabatte auf fünf bis neun Milliarden Euro jährlich

Allerdings ist die berüchtigte EEG-Umlage, von der sich Betriebe mit besonders hohem Stromverbrauch aus Wettbewerbsgründen befreien lassen können, nicht die einzige Rabattmöglichkeit für Firmen. Zusätzlich können sie sich auch von der Strom- oder Ökosteuer, den Netzentgelten zur Instandhaltung von Stromleitungen, der KWK-Umlage zur besseren Förderung von Abwärmenutzung und den finanziellen Risiken, die durch die verzögerte Anbindung von Windparks ans Stromnetz entstehen, entbinden lassen. Groben Schätzungen zufolge summieren sich die Rabatte auf fünf bis neun Milliarden Euro jährlich. Allein die Stromsteuerrabatte betreffen rund 97.000 Firmen, darunter auch Landwirte.

Besonders die Befreiung von den Gebühren zur Benutzung der Stromtrassen (Netzentgelte) könnte in Zukunft für Otto Normalverbraucher teuer werden. Von 440 Millionen Euro aktuell könnten die Befreiungen auf 700 Millionen Euro 2013 klettern. Auch kleine Firmen können hier profitieren. Der Friedrichstadt-Palast, ein Berliner Varietétheater, will sich nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten 2013 von der entsprechenden Umlage befreien lassen. Der Theaterbetrieb, der sonst nach eigenen Angaben keine Vergünstigungen einstreicht, könnte so rund 7000 Euro jährlich einsparen.