Wertschätzende Pflege ist angesichts des Kostendrucks kaum noch möglich. Foto: dpa

Die kritisierte Einrichtung in Ludwigsburg ist nur ein besonders schwer Fall – Fachkräftemangel und Kostendruck herrscht überall.

Ludwigsburg - Dass die Zustände in der Seniorenresidenz Anna Maria zumindest in der Vergangenheit ziemlich verheerend waren, räumt inzwischen sogar die Alloheim-Gruppe ein. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Pflegekonzern, der von einem US-Finanzinvestor zum anderen weitergereicht hat, noch intensiver nach Profiten schielt und das lukrative Pflegegeschäft als Goldesel nutzt, als das andere Betreiber tun. Da sich die Berichte über immer die gleichen Probleme in anderen Alloheimen häufen – Essensqualität, Fachkräftemangel, medizinische Versorgung – verdichtet sich das Bild, dass in vielen Einrichtungen der Alloheim-Gruppe schlicht zu viel gespart wird, nämlich an der Qualität der Pflege und am Personal.

Auch wenn die Zustände hier dramatischer sein mögen als anderswo – kaum eine Pflegeeinrichtung kann die idyllische, wertschätzende und lebenswerte Atmosphäre noch bieten, die man sich im Alter wünscht und die Bewohner auch verdient haben. Selbst kirchliche und kommunale Träger geraten immer stärker unter Kostendruck. Die Pflegeversicherung aus den 90er-Jahren deckt trotz mancher Reformen immer noch nicht die Kosten.

Die Kontrollen durch die Heimaufsicht und den Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK) sind zu weitmaschig. Zudem sind die Prüfkriterien formal oft einfach einzuhalten, weil vorwiegend auf eine ausreichende Dokumentation geachtet wird. Über die tatsächlichen Zustände im Pflegealltag sagt das oft wenig aus. Dass das Alloheim in Ludwigsburg dennoch beim letzten MDK-Bericht im Juli im Bereich Pflege nur mit der Note 3,2 (die Skala reicht nur bis fünf) abschneidet und zahlreiche Mängel entdeckt worden, ist daher ein deutliches Indiz für die massiven Schwierigkeiten in der Einrichtung.

Effektivere Kontrollen, die nicht nur Papierberge wälzen, wären ein erster Schritt, um die Schwarzen Schafe der Branche auszusieben. Die Politik muss letztlich die Budgets für Pflege erhöhen und sich dafür Finanzierungsmöglichkeiten einfallen lassen. Sonst wird sich das Problem in den nächsten Jahren weiter verschärfen.