Die kommunalen Krankenhäuser geraten immer mehr unter Druck der Politik. Foto: dpa

Die Bundespolitik zwingt die Kommunalpolitiker, immer mehr Kliniken zu zentralisieren. Doch die Schraube darf nicht immer weiter zugedreht werden, meint Rafael Binkowski in unserer Analyse.

Kreis Ludwigsburg - Ob Backnang, Leonberg, Vaihingen/Enz oder aktuell Marbach: In der regionalen Krankenhauslandschaft ist Zentralisierung das Gebot der Stunde. Immer mehr Kreise schließen sich zu Klinikverbünden zusammen, um eine kritische Masse zu erreichen und medizinische Schwerpunkte an den einzelnen Standorten zu bilden. Gleichzeitig werden überall große Zentralkliniken als überregionale Leuchttürme gebaut, um die Abwanderung aus den klassischen Kreiskrankenhäusern an Unikliniken wie nach Tübingen oder an die großen Einrichtungen nach Stuttgart zu stoppen.

Rückzug aus der Fläche ist die Konsequenz

Ganz frei in ihrer Entscheidung sind die kommunalen Vertreter dabei nicht, die Bundespolitik fordert de facto immer größere Einheiten. Das bedeutet nicht nur einen Rückzug aus der Fläche, ganze Raumschaften müssen künftig ohne vollwertiges Krankenhaus auskommen. Es ist auch fraglich, ob sich die Patientenströme an den oft willkürlich zusammen gewürfelten Verbünden orientieren. Völlig offen ist auch, wohin die Reise langfristig hinführt.

Damit der Kurs politisch durchsetzbar ist, werden den geschwächten Standorten meistens Kompensationen gewährt, wie das aktuell bei Marbach der Fall ist. Ein zentral weitgehend auf eine Großstadt ausgerichteter Kreis wie Ludwigsburg tut sich da leichter als ein polyzentrischer Kreis wie Waiblingen oder Böblingen.

Noch gelingt es den politischen Entscheidungsträgern, intelligente Lösungen zu finden. Es ist auch rein fachlich gesehen nicht sinnvoll, in jedem kleinen Haus jede noch so komplizierte Spezial-OP anzubieten, sondern Schwerpunkte zu setzen. Allerdings darf an der Kostenschraube nicht noch weiter gedreht werden.

Sonst rechnet sich irgendwann nur noch eine Megaklinik pro Kreis, und die Qualität leidet unter überlasteten Mitarbeitern und allzu bürokratischen Strukturen. Privatisierungen lösen die Probleme nicht, wie das gescheiterte Beispiel der Sana-Kliniken in Stuttgart zeigt. Wenn die Bundespolitik die kommunale Daseinsvorsorge ernst nimmt, muss sie die Weichen anders stellen und den örtlichen Krankenhäusern genügend Luft zum Atmen lassen.