Das Beer-Gebäude links hat der Bau- und Heimstättenverein nach den Querelen um Foto: Jürgen Brand

Die Wohnhäuser an der Klingenstraße direkt neben dem sogenannten Beer-Gebäude sollen von Herbst an umfassend saniert werden. Der Bau- und Heimstättenverein investiert rund fünf Millionen Euro in die Häuser.

S-Ost - Der Bau- und Heimstättenverein Stuttgart will die unmittelbaren Nachbarhäuser des Beer-Gebäudes an der Wagenburgstraße in Gablenberg vom Spätherbst an umfassend sanieren. Das Sanierungsprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro soll im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein. Die Kaltmieten in den rund 60 Jahre alten Häusern werden dann bei etwa acht Euro pro Quadratmeter liegen. Bei der Investitionssumme müssten die Mieten nach Angaben des Heimstättenvereins, der eine eingetragene Genossenschaft ist, eigentlich noch stärker steigen. Das will man aber mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Landeswohnraum-Förderprogramm und aus dem Sanierungsprogramm Soziale Stadt Gablenberg verhindern.

Das Modernisierungsprojekt umfasst die Gebäude Klingenstraße 107, 115 und 117. Sie gehören dem Bau- und Heimstättenverein. Karin Autenrieth, die geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft ist, stellte die Pläne vor Kurzem im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost vor, der sie einhellig begrüßte.

Lüftung und Heizung mit Wärmerückgewinnung

„Es handelt sich um eine klassische Sanierung, es wird alles gemacht, nur die Wände bleiben stehen“, erläuterte Jörg Seher vom Bau- und Heimstättenverein die Details. Geplant sind: ein neues Dach, neue Fenster, eine neue Dämmung, neue Hauseingänge und Wohnungstüren, alle Sanitär- und Heizungsleitungen sollen erneuert werden, ebenso die Böden und die Elektrik.

Ziel der Sanierung ist, dass die Gebäude anschließend die Anforderungen für ein sogenanntes KfW-Effizienzhaus 100 erfüllen. Das wird allerdings nur in zwei der Häuser erreicht. Möglich wird das unter anderem durch eine neue zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine zentrale Heizanlage mit Gasbrenner und ebenfalls Wärmerückgewinnung, die im Gebäude Nummer 117 eingebaut werden soll. Barrierefreiheit ist laut Karin Autenrieth dort nicht möglich, das hätte die Kosten explodieren lassen. Auch eine eventuelle Aufstockung sei „wirtschaftlich nicht darstellbar“. Für die bisherige Planung sei keine besondere Genehmigung erforderlich, das spare Zeit und Geld.

Wohnungen sollen bis Frühjahr 2018 fertig sein

Mit den Bauarbeiten soll im Spätherbst dieses Jahr begonnen werden. Im Moment werden noch die Umzüge der dort interimsweise untergebrachten Flüchtlinge geplant. Autenrieth bedankte sich bei den Nachbarn in dem Quartier. „Alle Bewohner haben die Flüchtlinge sehr, sehr positiv aufgenommen, da kann man echt stolz sein.“ Die Wohnungen sollen im Frühjahr 2018 wieder bezogen werden.

Im Bezirksbeirat wurden die Pläne über die Parteigrenzen hinweg begrüßt und unterstützt. Utz Rockenbauch (SÖS/Linke/Plus) sagte: „Das Projekt ist auch ein Beweis dafür, dass die Sanierung solcher Gebäude bei einer vernünftigen Miete möglich ist.“ Er bezog sich dabei auf die heftigen Diskussionen, die der Bau- und Wohnungsverein vor mehr als drei Jahren mit dem geplanten Abriss des unmittelbar benachbarten Beer-Gebäudes an der Wagenburgstraße ausgelöst hatte. Das Unternehmen hatte das markante Gebäude damals durch einen Neubau unter anderem auch mit Tiefgarage und Kindertagesstätte ersetzen wollen. Die Argumentation damals: In einem Neubau könnten die Mieten deutlich unter zehn Euro gehalten werden, bei einer Sanierung würden sie über zehn Euro steigen.

Eine Mehrheit von Grünen, SPD und SÖS/Linke hatte den Abriss damals im Gemeinderat abgelehnt und eine Erhaltungssatzung für das Quartier beschlossen. Daraufhin hatte der Bau- und Heimstättenverein das Beer-Gebäude an einen Investor verkauft. Der wiederum sanierte die Wohnungen anschließend relativ rasch und brachte sie als Eigentumswohnungen auf den Markt – wodurch dann doch günstiger Mietwohnraum verloren ging.

Direkt gegenüber dem Beer-Gebäude wird zurzeit auch gebaut: Auf dem Grundstück des Bau- und Wohnungsvereins dort entsteht wie berichtet ein Internationales Jugendwohnheim für den diakonischen Verein für Internationale Jugendarbeit. Dort im Erdgeschoss könnte auch ein Stadtteil- und Familienzentrum entstehen.