Ursula von der Leyen bei ihrem offiziellen Amtsantritt als Verteidigungsministerin Foto: dpa

Erster Truppenkontakt von der Leyens: Die Bundeswehr begrüßt sie bei ihrem Amtsantritt mit militärischen Ehren. Wie eine Ehrenformation abzuschreiten ist, hat sie bereits gelernt. Jetzt steht ihr harte Arbeit bevor.

Erster Truppenkontakt von der Leyens: Die Bundeswehr begrüßt sie bei ihrem Amtsantritt mit militärischen Ehren. Wie eine Ehrenformation abzuschreiten ist, hat sie bereits gelernt. Jetzt steht ihr harte Arbeit bevor.

Berlin - Ursula von der Leyen hat es eilig, als sie am Dienstagmorgen um kurz vor neun den Bundestag betritt. Es ist der Tag, an dem die bisherige Arbeitsministerin zur ersten Verteidigungsministerin Deutschlands werden soll. Kanzlerinwahl im Bundestag, Übergabe der Ernennungsurkunden im Schloss Bellevue, Vereidigung, Amtsübergabe - ein strammes Programm. Ein ZDF-Reporter will von ihr vor dem Eingang des Reichstagsgebäudes wissen, ob sie Zeit für ein Interview habe. „Nein, wirklich nicht“, wiegelt die CDU-Politikerin ab. „Ich muss jetzt üben, wie man eine Front abschreitet.“

„Front abschreiten“ ist der militärisch korrekte Begriff für das langsame Vorbeigehen an einer Reihe von Soldaten. Von der Leyen hat schnell gelernt, wie man an ihrem neuen Arbeitsplatz spricht.

Am frühen Nachmittag steht sie im Hof des Bendlerblocks ganz in schwarz gekleidet auf einem kleinen roten Podest zwischen Generalinspekteur Volker Wieker und Vorgänger Thomas de Maizière, der zu diesem Zeitpunkt schon Innenminister ist. Vor ihr liegt die Front. Jeweils 30 Soldaten aus Heer, Marine und Luftwaffe, dazu ein Musikkorps mit etwa 50 Soldaten.

Insgesamt sind es 140 Mann, aber keine einzige Frau. Schon wieder ein Erkenntnisgewinn. Der Frauenanteil der Bundeswehr liegt mit 10 Prozent weit unter dem Soll von 15 Prozent. Eine höhere Attraktivität der Truppe für Frauen hat von der Leyen bereits zu einem ihrer ersten politischen Ziele erklärt.

Der Weg zur Front wird der neuen Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt über die Bundeswehr von General Wieker gewiesen. Links herum, rechts herum, dann wieder links, dann geradeaus an der Front vorbei und Augen links. Zweimal blinzelt von der Leyen kurz nach unten, um zu sehen, ob sie den Gleichschritt mit Wieker und de Maizière halten kann. Dann ist es geschafft.

Der erste Truppenkontakt ist erfolgreich gemeistert. Jetzt geht es an die Arbeit. Sie habe einen „Mordsrespekt“ vor den neuen Aufgaben, sagt von der Leyen inzwischen in jedem Interview mindest einmal. „Ich werde viel und hart arbeiten müssen.“ Ihr neues Haus hilft dabei gern. So berichtet von der Leyen nach der Amtsübergabe: „Mein neues Ministerium hat mir gleich eine große Tarnflecktasche voll mit Fachliteratur gegeben. Die werde ich zwischen den Jahren kräftig büffeln.“

Bundespräsident Joachim Gauck überreicht ihr am Dienstag die Ernennungsurkunde mit „einem besonders kräftigen Händedruck“. Auch er weiß, dass sie einen der schwierigsten Jobs im Kabinett hat. Und de Maizière, der lieber im Bendlerblock geblieben wäre, hat im Phoenix-Interview noch einen Ratschlag für sie parat: „Das Verteidigungsministerium ist ein Ministerium, das man nur mit Härte und Herz leiten kann.“